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Vampirjäger van Helsing: Dieser Mann war das Vorbild für den Schrecken der Blutsauger


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Den Blutsaugern auf der Spur
Der berühmteste Vampirjäger hatte ein reales Vorbild

Von Angelika Franz

31.10.2022Lesedauer: 3 Min.
Szene aus "Nosferatu" von 1922: Der "Vampirjäger" Gerard van Swieten bekämpfte den Aberglauben im 18. Jahrhundert.Vergrößern des Bildes
Szene aus "Nosferatu" von 1922: Der "Vampirjäger" Gerard van Swieten bekämpfte den Aberglauben im 18. Jahrhundert. (Quelle: Cinema Publishers Collection/imago-images-bilder)
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Im 18. Jahrhundert herrschte Angst vor den Untoten. Ein Mann machte sich schließlich auf, das Geheimnis um die Vampire zu lüften. Was steckte dahinter?

Im Jahr 1755 drangen beunruhigende Nachrichten an den Hof der Herrscherin Maria Theresia. Von Untoten war die Rede, die nachts aus ihren Gräbern stiegen und die Lebenden malträtierten. Grub man die Verdächtigen aus, gab es angeblich eindeutige Zeichen: "Bey 19 erwachsenen Personen aber, und einem Kinde, wurde noch Blut befunden, ohngeachtet die Leichname 1 Jahr, auch etliche 2 Jahr und drüber bereits in der Erde gelegen hatten", berichtet die "Berlinische privilegirte Zeitung". "Diesen wurden als Vampyrs erstlich die Köpfe abgehauen, das Herz durchstossen, und sodann die Cörper zu Aschen verbranndt."

Die Aufregung war groß. Doch Maria Theresia betrachtete sich als aufgeklärte Herrscherin – und wollte wissen, wer oder was da wirklich sein Unwesen trieb. Sie sandte für die Untersuchung der Fälle einen Mann nach Mähren, dem sie absolut vertraute: Leibarzt Gerard van Swieten. Der war in Wien eigentlich damit beschäftigt, die Medizin im Habsburgerreich zu modernisieren. Wenn es aber jemand mit Vampiren aufnehmen konnte, dann Gerard van Swieten. Als in Mähren weitere "Vampyrs" gemeldet wurden, machte er sich auf den Weg.

Tiefgefrorene Leichname

Vor Ort fand er etliche exhumierte Leichen vor, die von zwei Badern ohne jegliche medizinische Ausbildung aufgrund angeblich eindeutiger "Zeichen" zu Untoten deklariert worden waren – und begann mit einer sorgfältigen Untersuchung. Als eines der besagten "Zeichen" galt das Ausbleiben der Verwesung. Ganz frisch lagen die Leichen im Sarg, als könne der Tod ihnen nichts anhaben, zum Beispiel eine gewisse Rosina Polakin, verstorben vier Wochen zuvor. Wie solle ihr Körper denn in nur vier Wochen verwesen, herrschte van Swieten die Kurpfuscher an. Insbesondere da der Winter bitterlich kalt und damit die Leiche quasi tiefgefroren sei.

Und noch ein Punkt fiel ihm auf. Bis der Sauerstoff entdeckt werden sollte, war es zwar noch rund zwanzig Jahre hin. Doch der Leibarzt der Königin war ein guter Beobachter. Hat ein Leichnam keinen Kontakt zur Luft, verläuft die Verwesung langsamer, das war ihm bewusst. Die Särge in ihrem Dorf, erklärte er den skeptischen Badern, seien sehr solide gearbeitet. Zu solide, um den Leichnam rasch verwesen zu lassen.

Fehlt die Luft, kann es außerdem dazu kommen, dass Gase den Körper anschwellen lassen. Statt grau und eingefallen wirkt der Tote dann eher rosig und pausbäckig. Wird der Druck auf das Gewebe zu groß, können auch Körperflüssigkeiten aus den Gesichtsöffnungen austreten: Eine meist bräunliche Flüssigkeit läuft dann aus Augen, Nase und Mund – es sieht aus, als hätte der Leichnam sich nach einer blutigen Mahlzeit die Speisereste nicht aus den Mundwinkeln gewischt.

Die ganze Aufregung sei von nichts anderem getrieben "als von einer eitlen Furcht, von einer aberglaubischen Leichtglaubigkeit, von einer dunklen und bewegten Phantasey, Einfalt und Unwissenheit bei jenem Volke", urteilte van Swieten abschließend. Maria Theresia ihrerseits reagierte umgehend.

Am 1. März 1755 erließ sie ein Gesetz, das als "Vampirerlass" in die Geschichte einging: "Also ist unser gnädigster Befehl, dass künftig in allen derlei Sachen von der Geistlichkeit ohne Hinzuziehung der weltlichen Behörden nichts vorgenommen, sondern jedes Mal wenn ein solcher Fall eines Gespenstes, Hexerei, Schatzgräberei, oder eines angeblich vom Teufel Besessenen vorkommen sollte, derselbe der weltlichen Behörde sofort angezeigt, von dieser mit Hinzuziehung eines vernünftigen Arztes untersucht und eingesehen werden solle."

Durch die Literatur unsterblich geworden

Schließlich legte sich die Vampirhysterie der 1750er Jahre wieder. Doch Gerard van Swieten blieb unvergessen. Nicht ganz 150 Jahre später las der Ire Bram Stoker van Swietens "Abhandlung des Daseyns der Gespenster". Die Schilderungen seiner Untersuchungen in Mähren inspirierten Stoker zu einer Figur, die er in den Roman einbaute, an dem er gerade arbeitete: Dracula. Das Buch wurde ein gewaltiger Erfolg. 1897 verriet er in einem Interview, dass der Charakter des legendären Vampirjägers Abraham van Helsing "auf einer realen Person basiert."

Ob allerdings Gerard van Swieten das alleinige Vorbild war, ist nicht sicher. Vermutlich hatte van Helsing mehrere "Väter", darunter etwa der Ungar Arminius Vámbéry, ein Freund Stokers. In den Film- und Serienadaptionen des Romans wurde van Helsing von einer Reihe berühmter Schauspieler dargestellt: Lawrence Olivier gab den Vampirjäger ebenso wie etwa Anthony Hopkins.

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
  • Angelika Franz & Daniel Nösler: Geköpft und gepfählt: Archäologen auf der Jagd nach den Untoten, Stuttgart 2016
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