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Russland: 67 Tage auf See – Geretteter spricht über die Odyssee


Nach zwei Monaten im Schlauchboot
Überlebender berichtet: "Danach ist sein Vater durchgedreht"

Von t-online, lma

Aktualisiert am 16.10.2024 - 18:59 UhrLesedauer: 2 Min.
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Videos zeigen die Rettung des vermissten Seglers. (Quelle: reuters)

Ein Mann überlebt 67 Tage auf offener See. Zwei seiner Familienangehörigen sterben während der dramatischen Odyssee.

Der 45-jährige Michail Pitschugin wird nach einer dramatischen Rettung aus dem Ochotskischen Meer im Krankenhaus von Magadan (Russland) behandelt. Er trieb über zwei Monate in einem Schlauchboot auf dem offenen Meer, ehe er schließlich von einem Fischtrawler (Schiff für Hochseefischerei) namens "Angel" entdeckt und gerettet wurde. An Bord des Bootes fanden die Retter zudem die Leichen seines Bruders Sergei (49) und seines Neffen Ilya (15). Nun äußerte sich der Überlebende, wie "Daily Mail" berichtet.

Pitschugin erklärte, dass sie Anfang August zu einer Walbeobachtungstour aufgebrochen waren und sich auf dem Rückweg von den abgelegenen Schantar-Inseln befanden, als ihr Motor ausfiel. Ihr Versuch, die restliche Strecke zu rudern, sei gescheitert, nachdem das Ruder gebrochen war. In den folgenden Wochen trieb das Boot hilflos etwa 625 Meilen (ca. 1.006 Kilometer) durch das stürmische Meer.

Tod durch Hunger und Verzweiflung

Laut Pitschugins Bericht starb zunächst sein Neffe Ilya, dessen Vater Sergei erlag zehn Tage später der Verzweiflung und körperlichen Erschöpfung. "Ilya hatte kaum etwas gegessen und starb vor Hunger. Danach ist sein Vater durchgedreht – Sergei hat geweint, geschrien und ist ins Wasser gesprungen", berichtete der Überlebende. Anschließend habe Michail versucht, ihn aufzuwärmen und zu füttern, aber dieser hätte sich geweigert. Zehn Tage später sei er verstorben.

Michail habe die Leichen an das Boot gebunden, um zu verhindern, dass sie ins Meer fallen. Experten schätzen seine Überlebensgeschichte als kaum nachvollziehbar ein. Seine Ex-Frau Ekaterina erklärte jedoch, dass sein Ausgangsgewicht von rund 100 Kilogramm ihm wohl dabei geholfen habe, zu überleben. Auf die Frage von Reportern, wie er diese Tortur überstanden habe, antwortete Michail laut der "Daily Mail": "Mit Gottes Hilfe. Wie sonst, wenn es das Schiff 'Angel' war, das mich gerettet hat?" Er habe eine zweimonatige Hölle durchlebt, dann hätte Gott einen Engel zur Rettung geschickt.

"Einfach unfassbar"

Dmitry Lisitsyn, Leiter von Sakhalin Environment Watch, sagte der "Daily Mail": "Dass zwei Menschen ums Leben kamen – der Vater und sein Sohn – ist sehr traurig, aber nicht überraschend. Aber wie die dritte Person mehr als zwei Monate lang in der eisigen, stürmischen See überleben konnte, ist einfach unfassbar."

Michail Pitschugin überlebte, indem er Regenwasser sammelte und sich in einen Schlafsack aus Kamelhaar hüllte, um sich warmzuhalten. "Es ist irgendwie nass, es trocknet nicht. Aber man legt sich darunter, zappelt ein bisschen, einem wird warm … Ich hatte einfach keine Wahl", sagte Pitschugin laut "Daily Mail". Er verlor während der Zeit auf See etwa 50 Kilogramm Körpergewicht.

Trotz seiner Rettung könnten Michail rechtliche Konsequenzen drohen: Ein Strafverfahren wegen möglicher Verstöße gegen maritime Sicherheitsvorschriften wurde eingeleitet. Bis zu sieben Jahre Haft drohen dem Mann. Das Boot sei nach russischem Recht nicht dafür geeignet gewesen, sich mehr als zwei Seemeilen von der Küste zu entfernen. Seine Familie erwartet nun seine Rückkehr nach Sibirien.

Verwendete Quellen
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