Verhandlungsgruppen der Polizei Sie wissen genau, wie sie mit Schwerverbrechern reden müssen
Das Geiseldrama in Hamburg dauert an, die Polizei verhandelt mit dem Täter. Aber wie arbeiten diese speziellen Verhandlungsgruppen eigentlich?
Auf dem Flughafen in Hamburg spielt sich aktuell ein Drama ab. Ein Mann entführte seine Tochter und raste mit seinem Auto auf das Flugfeld. Der Entführer hält seine Tochter aktuell noch immer als Geisel. Eine Verhandlungsgruppe der Polizei spreche derzeit mit dem Mann, wie eine Polizeisprecherin t-online bestätigte.
Aber wie genau geht die Polizei in solchen Fällen eigentlich vor? Wie werden die Beamten auf diese Situationen vorbereitet?
Wann werden Verhandlungsgruppen eingesetzt?
Bei der deutschen Polizei gibt es spezielle Verhandlungsgruppen. Es handelt sich dabei um Spezialeinheiten, die es in jedem Bundesland gibt. Oft arbeiten sie auch mit dem Spezialeinsatzkommando (SEK) zusammen.
Verhandlungsgruppen, die bei der Polizei mit "VG" abgekürzt werden, kommen in Situationen schwerster Gewalt zum Einsatz. Dazu zählen Entführungen, Geiselnahmen und Erpressungen, aber auch besondere Lagen in Justizvollzugsanstalten oder ähnlichen Einrichtungen, wie es auf der Website des Bundeskriminalamtes heißt.
Allerdings kommen Verhandlungsgruppen nicht nur in kriminellen Lagen zum Einsatz, sondern beispielsweise auch bei Androhungen von Suizid.
Wie werden Polizisten für die Verhandlungsgruppe ausgebildet?
Da all diese Fälle extrem heikel sind, bedarf es einer besonderen Ausbildung der Polizeibeamten. Meist werden sie gezielt ausgewählt und müssen anschließend ein spezielles und anspruchsvolles Training durchlaufen. Neben der Ausbildung sind auch Fortbildungen essenziell.
Wie es auf dem Portal "Kriminalpolizei.de" der Gewerkschaft der Polizei heißt, nehmen vor allem Psychologie und Gesprächsführung einen großen Teil der Ausbildung ein. Die Beamten müssen gute kommunikative Fähigkeiten besitzen, aber auch Einfühlungsvermögen für den Täter aufbringen können.
Weiter sei es wichtig, eine persönliche Beziehung zu dem Täter aufzubauen – und ihm eine Zukunftsperspektive zu eröffnen. Auf der anderen Seite müssen die Beamten aber auch in der Lage sein, sich emotional zu distanzieren.
Wie sehen die Verhandlungen in der Praxis aus?
Kommt es zu einer Entführung, Geiselnahme oder vergleichbaren Situation, wird der Einsatzabschnitt "Verhandlungen" gebildet, wie es auf der Website des BKA heißt. Zunächst wird dann versucht, Kontakt zum Täter aufzunehmen. Wenn das gelungen ist, ist es das Ziel der Beamten, den Täter allein durch verbales Einwirken von seinem Vorhaben abzubringen.
Hier kommt das spezielle Training der Polizisten der Verhandlungsgruppe zum Einsatz. Auf "Kriminalpolizei.de" wird erklärt, dass die Beamten auch den zuständigen Polizeiführer in "taktischer, rechtlicher und technischer Hinsicht" beraten. Das oberste Ziel sei es, das Leben der Opfer zu retten. Darüber hinaus sind die Verhandlungsgruppen auch für die Betreuung von Angehörigen der Opfer zuständig.
In einigen Situationen komm es auch vor, dass der Täter oder die Täterin kein oder nur sehr wenig Deutsch spricht. In solchen Fällen werden auch Dolmetscher hinzugezogen.
- bka.de: "Verhandlungsgruppe der Polizei - Aufbau, Personalauswahl, Training und Arbeitsweisen" (Buch)
- kriminalpolizei.de: Verhandlungsgruppe
