Doch nicht das Schuppentier? Drosten: Neue Vermutung zu Herkunft von Coronavirus
Bisher galt das Schuppentier als Quelle des Coronavirus, der Wildtier-Markt in Wuhan als Übertragungsort. Der Virologe der Berliner Charité äußert nun Zweifel – wegen einer anderen Theorie.
Hat das Schuppentier doch nicht eine wesentliche Rolle bei der Übertragung des Coronavirus auf den Menschen gespielt? Bisher galt das Tier, das auch auf dem Wildtier-Markt im chinesischen Wuhan gehandelt wurde, als letztes Puzzleteil in der Übertragungskette von der Fledermaus auf den Menschen. Nun äußert Virologe Christian Drosten eine andere Vermutung: "Ich sehe keinen Grund anzunehmen, dass das Virus über Schuppentiere auf den Menschen gesprungen ist", sagte der Experte der Berliner Charité im Interview mit dem britischen "Guardian".
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"In alter Literatur zum Sars-Virus gibt es eine interessante Stelle: Es wurde in Schleichkatzen gefunden, aber auch in Marderhunden – was bisher komplett übersehen wurde", erklärt der 48-Jährige. Marderhunde oder Enoks werden bis zu 68 Zentimeter lang und bis zu zehn Kilogramm schwer. Ursprügliches Verbreitungsgebiet der Tiere: Nordost-China und Japan.
"Marderhunde sind ein großer Markt in China", betont Drosten. "Für ihre Felle werden sie auf Farmen gezüchtet oder wild gefangen." Wenn es darum ginge, den Ursprung des Zwischenwirts zu finden, "dann würde ich mit der Suche dort anfangen, wo Marderhunde gezüchtet werden."
"Ich bekomme Morddrohungen"
Drosten spricht in dem Interview auch über seine persönlichen Erfahrungen durch die gestiegene öffentliche Präsenz seit Beginn der Corona-Krise. "Für viele Deutsche bin ich der Böse, der der Wirtschaft schadet." Feindselige Reaktionen hätten schwerwiegende Ausmaße angenommen: "Ich bekomme Morddrohungen, die ich an die Polizei weiterleite."
Viel mehr beschäftigten ihn jedoch "die anderen Mails, von Menschen, die schreiben, sie hätten drei Kinder und würden sich um die Zukunft sorgen. Es ist nicht meine Schuld, aber diese Mails bereiten mir schlaflose Nächte."
- Interview mit Christian Drosten im Guardian
- Eigene Recherchen