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Coronavirus-Krise – Schutzmasken fehlen: Lage in Pflegeheimen dramatisch


Situation laut DRK "desaströs"
Schutzmasken fehlen: Lage in Pflegeheimen dramatisch

Von t-online, dpa, joh

01.04.2020Lesedauer: 3 Min.
Eine Pflegekraft bei der Arbeit im Altenheim in Hannover: Die Situation ist für viele Beschäftigte mehr als schwierig aktuell.Vergrößern des Bildes
Eine Pflegekraft bei der Arbeit im Altenheim in Hannover: Die Situation ist für viele Beschäftigte mehr als schwierig aktuell. (Quelle: localpic/imago-images-bilder)
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Noch immer breitet sich das Coronavirus in Deutschland aus. Besonders betroffen sind Pflegeeinrichtungen. Dort fehlt es fast überall an Schutzausrüstung. Und die Todesfälle nehmen zu.

Die Hilferufe aus den Pflegeheimen nach Schutzausrüstungen für die Beschäftigten werden immer lauter. Der Geschäftsführer der DRK Pflegeeinrichtungen gGmbH mit sechs Heimen in Mecklenburg-Vorpommern, Adrian Gladys, bezeichnete die Situation am Mittwoch als desaströs.

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"Ich bin für rund 370 Mitarbeiter verantwortlich, die ich zu schützen habe − die gesund bleiben müssen, damit sie für unsere Bewohner da sein können", sagte er. Es falle sehr schwer, vor ihnen zu stehen und ihnen sagen zu müssen, dass der Nachschub an persönlicher Schutzausrüstung immer noch nicht eingetroffen sei. Es würden bereits Schutzmasken selbst genäht. Kürzlich sei es gelungen, für 15.000 Euro im Internet Atemschutzmasken zu erwerben. "Dafür mussten wir den zehnfachen Preis bezahlen – eine unbeschreiblich desaströse Situation, für die mir die Worte fehlen." Er hoffe auf sofortige Abhilfe. Bislang hat es in den DRK-Einrichtungen, in denen rund 480 Pflegebedürftige leben, den Angaben zufolge keine Coronavirus-Infektionen gegeben.

Taiwan spendet Schutzmasken

Taiwan hat derweil bekannt gegeben, dass zehn Millionen Schutzmasken an die am schwersten von der Corona-Pandemie betroffenen Länder gespendet werden sollen. Die Inselrepublik wird sieben Millionen Masken in elf europäische Länder schicken, darunter Italien, Spanien und Deutschland, wie das Außenministerium in Taipeh der Deutschen Presse-Agentur bestätigte.

Die Lage in Niedersachsen und Hessen spitzt sich unterdessen weiter zu. Nach dem Tod einer Bewohnerin durch Covid-19 ist ein Pflegeheim im hessischen Odenwaldkreis unter Quarantäne gestellt worden. Die Frau sei am Montagabend gestorben, sagte eine Sprecherin des Kreises. Derzeit lägen zwei weitere positiv getestete Heimbewohner im Krankenhaus, sagte die Sprecherin. Im Pflegeheim selbst wurden neun Bewohner positiv getestet, zwölf Testergebnisse stehen den Angaben zufolge noch aus. Ob auch Mitarbeiter infiziert sind, war zunächst nicht bekannt. Zum Ort des Pflegeheims wurden keine Angaben gemacht.

Infektionen in Niedersachsen nehmen zu

In einer Einrichtung im niedersächsischen Gadenstedt bei Peine steckten sich inzwischen 13 der etwa 90 Bewohner sowie drei Beschäftigte mit dem Erreger an, wie ein Sprecher des Landkreises der "Peiner Allgemeinen Zeitung" sagte. Weitere Tests seien dort geplant. Zwölf der Infizierten würden isoliert betreut, eine betroffene Person sei zur Behandlung ins Krankenhaus gebracht worden.

In anderen Heimen in Niedersachsen war es bereits zu Todesfällen im Zusammenhang mit Covid-19-Erkrankungen gekommen. In Wolfsburg starben 17 Menschen nach einer Coronavirus-Infektion, auch in Wildeshausen (Kreis Oldenburg) gibt es zwei Tote in einer Pflegeeinrichtung. Das Land Niedersachsen hat zudem einen Aufnahmestopp für Pflegeheime angeordnet. Ausnahmen gibt es nur, wenn eine 14-tägige Quarantäne für neue Bewohner gesichert ist.

In Pflegeheimen in Nordrhein-Westfalen hingegen haben die Behörden aktuell 268 Coronavirus-Infizierte registriert, mindestens 29 weitere Menschen starben bereits. Diesen Stand von Montagabend teilte das Gesundheitsministerium NRW auf Anfrage am Dienstag mit. Infektionen gebe es in insgesamt 53 vollstationären Pflegeheimen, 20 davon mussten Todesfälle verzeichnen. Wie viele Menschen die Krankheit überstanden haben, sei unklar.

Material fehlt auch in Berlin

Auch in Berliner Pflegeheimen werden wie bundesweit die Schutzmaterialien immer knapper. Patientenschützer fordern die Politik deshalb zum sofortigen Handeln auf. "Wenn es brennt, reicht es nicht, Geld zu überweisen. Es müssen auch Personal und Material geschickt werden", sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der Deutschen Presse-Agentur am Dienstag. "Die ganze Exekutive muss endlich handeln, angefangen bei den Bezirken", betonte er. "Wir wissen, dass es an jeder Ecke kneift. Wir haben bereits Material ausgeliefert, es kommt noch mehr", sagte der Sprecher der Gesundheitsverwaltung, Moritz Quiske.

In Berlin berichten verschiedene Betreiber von Pflegeheimen, dass sie zwar Pandemiepläne haben und Hygieneregeln einhalten. Doch die Engpässe beim Material seien real. "Die Schutzmittel werden in Kürze an vielen Stellen ausgehen", warnte etwa Diakonie-Sprecherin Susanne Gonswa. Eine kleine Menge sollten die Einrichtungen am Dienstag über das Land Berlin erhalten. "Das ist aber ein Tropfen auf dem heißen Stein", sagte Gonswa.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
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