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Coronavirus: Experten erwarten Epidemie-Höhepunkt in zwei Wochen


Coronavirus verbreitet sich weiter
Experten erwarten Epidemie-Höhepunkt in zwei Wochen

Von dpa
03.02.2020Lesedauer: 4 Min.
Ein Soldat im Schutzanzug gibt Businsassen Instruktionen vor ihrer Evakuierung aus Wuhan.Vergrößern des Bildes
Ein Soldat im Schutzanzug gibt Businsassen Instruktionen vor ihrer Evakuierung aus Wuhan. (Quelle: Arek Rataj/ap)

Das neue Coronavirus verbreitet sich rasend schnell und der Höhepunkt der Epidemie ist noch nicht erreicht – aber absehbar, wie Experten sagen. China zeigt derweil, wie schnell es auf die Notsituation reagieren kann.

Die Coronavirus-Epidemie wird ihren Höhepunkt nach Einschätzung chinesischer Experten in 10 bis 14 Tagen erreichen. Dafür müssten aber vorbeugende Maßnahmen verstärkt werden, sagte der Chef des nationalen Expertenteams im Kampf gegen das Coronavirus, Zhong Nanshan, nach Angaben chinesischer Staatsmedien. In Wuhan, dem Ausgangsort der Epidemie, wurde nach weniger als zwei Wochen Bauzeit ein erstes von zwei Notkrankenhäusern eröffnet. In Deutschland wurden am Montagabend eine elfte und zwölfte Infektion bekannt. Allen Patienten gehe es soweit gut, hieß es.

An der neuen Lungenkrankheit sind in Festland-China mittlerweile mehr Menschen gestorben als an der SARS-Pandemie vor 17 Jahren. Die Gesundheitskommission in Peking meldete am Dienstag den bisher stärksten Anstieg der Infektionen und Todesfälle innerhalb eines Tages mit 20.438 bestätigten Erkrankungen, 3.225 neue Fälle im Vergleich zum Vortrag. Die Zahl der Todesopfer stieg um 64 auf 425.

Bei der Sars-Pandemie (Schweres Akutes Atemwegssyndrom) 2002/2003 hatte es 349 Todesfälle in Festland-China gegeben. Hinzu kamen 299 Tote in Hongkong, weltweit waren es 774 Tote. Beim aktuellen Coronavirus-Ausbruch gab es außerhalb von Festland-China bis Montag erst einen bekannten Todesfall – auf den Philippinen.

45 Millionen Menschen in China abgeschottet

China hat seinen Staatsbürgern von Reisen ins Ausland abgeraten und bekämpft die Ausbreitung im Land mit radikalen Maßnahmen. In der Krisenregion in Zentralchina sind 45 Millionen Menschen in mehreren Städten abgeschottet, die Verkehrsverbindungen wurden gekappt. Auch andere Städte in der Volksrepublik haben Überlandverbindungen mit Bussen ausgesetzt sowie Flüge und Züge reduziert.

Die Metropole Wenzhou – mehr als 800 Kilometer östlich von Wuhan – hat praktisch eine Ausgangssperre für die neun Millionen Einwohner verhängt. Jede Familie darf lediglich ein Mitglied auswählen, das alle zwei Tage zum Einkaufen rausgehen kann.

Hongkong schloss derweil weitere Grenzübergänge nach China. Wie Regierungschefin Carrie Lam am Montag mitteilte, blieben nur noch wenige Übergänge offen. Dort könnten eingehende Gesundheitskontrollen gemacht werden. Zuvor waren bereits alle Fähr- und Zugverbindungen ausgesetzt worden.

Zweite Ad-hoc-Klinik eröffnet am Mittwoch

In Wuhan wurde ein Hospital mit rund tausend Betten eröffnet. Etwa 1.400 medizinische Kräfte des Militärs betreiben das Behelfshospital, in dem Lungenkranke zentral in Quarantäne kommen und behandelt werden. Schon am Mittwoch sollte die zweite rasch erbaute Klinik öffnen.

In Bayern wurden am Montag zwei weitere Infektionen bestätigt. Damit stieg die Zahl der Infizierten in dem Bundesland auf zehn und bundesweit auf zwölf Menschen. Es handelt sich um einen Mann und um ein zweites infiziertes Kind, wie das bayerische Gesundheitsministerium am Abend mitteilte.

Den zwölf in Deutschland mit dem Coronavirus infizierten Menschen ging es am Montag soweit gut. Die Betroffenen aus Bayern – darunter der Vater und seine beiden Kinder – seien in "gesundheitlich stabilem Zustand", teilte das bayerische Gesundheitsministerium mit. Einige Infizierte hätten grippeähnliche Symptome gehabt, hieß es weiter.

Der Erreger war bei acht Mitarbeitern des Autozulieferers Webasto in Stockdorf bei München nachgewiesen worden. Zudem wurden zwei Kinder eines Erkrankten positiv auf die neue Lungenkrankheit getestet. Bei Webasto war zuvor eine infizierte Kollegin aus China zu Gast gewesen, die ihre Erkrankung erst auf dem Rückflug bemerkt hatte.

Außerdem war das Virus bei zwei Passagieren festgestellt worden, die am Wochenende mit einem Bundeswehrflugzeug aus Wuhan zurückgeholt wurden. "Sie sind beide symptomfrei, es sind gesunde Menschen", sagte der Leiter des Gesundheitsamts Frankfurt, René Gottschalk. Allerdings müssten sie auf der Isolierstation bleiben, bis sie virenfrei seien.

Infizierter Deutscher auf La Gomera

Rund 120 Passagiere des Fluges sind seit ihrer Rückkehr in einer Kaserne im pfälzischen Germersheim in Quarantäne. Sie sind nach Angaben von Landrat Fritz Brechtel weiterhin ohne Anzeichen für eine mögliche Erkrankung durch das Coronavirus. "Es sind keine Symptome bislang aufgetreten", sagte Brechtel am Montagnachmittag.

Ein weiterer infizierter Deutscher war auf der Kanareninsel La Gomera registriert worden. Er soll Kontakt zu einem in Deutschland infizierten Patienten gehabt haben.

Auch andere Länder holen ihre Staatsbürger heim. In Frankreich traf am Sonntag ein zweiter Flieger mit 250 Rückkehrern aus Wuhan ein. In dem Land sind bisher sechs Virus-Fälle bestätigt. Außerhalb von China sind rund 180 Infektionen in zwei Dutzend Ländern bestätigt.

USA lassen keine Chinesen ins Land

Nach dem Einreisestopp der USA für Chinesen und andere Ausländer, die in China waren, zeigte sich US-Präsident Donald Trump zuversichtlich. "Wir haben es so ziemlich ausgeschaltet, dass es aus China kommt", sagte er dem Fernsehsender Fox News. US-Bürger, die in der stark betroffenen Region Wuhan oder der umliegenden Provinz Hubei waren, müssen für zwei Wochen in Quarantäne. In den USA waren bis Montag acht Fälle bestätigt.

China übte Kritik an der Reaktion der USA. Äußerungen Trumps, die USA hätten China "enorme Hilfe" angeboten, wies eine Außenamtssprecherin in Peking zurück. "Die US-Regierung hat uns keine bedeutende Hilfe zur Verfügung gestellt."

Der Vatikan schickte "einige Hunderttausend" Atemschutzmasken an China, wie Papstsprecher Matteo Bruni erklärte. Die Aktion gehe vom Almosenverwalter des Vatikans, Kardinal Konrad Krawjeski, sowie der vatikanischen Apotheke und der chinesischen Kirche in Italien aus.

Die Furcht vor dem Coronavirus hat Chinas Aktienmärkten die größten Verluste seit Jahren beschert. Die Shanghaier Börse meldete am Montag einen Kursrutsch um 7,72 Prozent und verlor damit binnen eines Handelstages 2,8 Billionen Yuan an Wert, etwa 360 Milliarden Euro. Der zweite Aktienmarkt des Landes im südchinesischen Shenzhen brach um 8,45 Prozent ein, was einen Verlust von zwei Billionen Yuan (260 Milliarden Euro) bedeutete. Es war der erste Handelstag nach den – wegen der Lungenkrankheit – verlängerten Ferien zum chinesischen Neujahrsfest, die am 23. Januar begonnen hatten.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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