Nasse Notlandung verhindert Seenotretter nehmen Heißluftballon vor Usedom an die Leine
Usedom (dpa) - Ungewöhnliche Rettungsaktion vor der Insel Usedom: Seenotretter haben einen Heißluftballon über der Ostsee an die Leine genommen und den Ballonfahrer und vier Ausflügler damit vor einer drohenden Notlandung im Wasser bewahrt.
Die Besatzung zweier Rettungsboote hatte sich am Donnerstagabend eigentlich routinemäßig zum Üben getroffen, wie die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) mitteilte. "Wir haben schon von weitem gesehen, wie der Ballon angeflogen kam, haben uns aber dabei nichts gedacht", sagte Seenotretter-Vormann Michael Hackenschmid der Deutschen Presse-Agentur.
Er sei bei der Übung an Land zurückgeblieben und dort von einem Mitglied der Bodencrew des Heißluftballons angesprochen worden. "Der Mann bat uns darum, das Landen des Ballons abzusichern, weil der Pilot fürchtete, die Insel zu verfehlen und im Achterwasser niederzugehen", sagte Hackenschmid.
Das 300 PS starke Seenotrettungsboot "Hecht" von der Station Zinnowitz machte sich sofort auf den Weg. Einer von der Bodencrew des Ballons ging mit an Bord, um die Funkverbindung mit dem Ballon zu halten. Die Retter nahmen Kontakt zu dem Piloten des Ballons auf. Der habe dann eine 50 Meter lange Leine herabgelassen. Damit nahm das Boot den Ballon in Schlepp beziehungsweise bremste ihn aus.
"Dadurch, dass wir den Bremser gespielt haben, kriegte der Ballon auch ein bisschen Schräglage. Das sah von weitem schon ein wenig spektakulär aus", sagte der Vormann der dpa. Handyfotos, die ein zufällig anwesender Drohnen-Experte aus Bremen, der den Zinnowitzern ein Projekt vorführen wollte, an Bord der "Hecht" schoss, zeigen den Ballon im Abendlicht an der Leine.
Am Ende landeten der Pilot und seine vier Gäste sicher ausgebremst auf der kleinen Wiese neben dem Zinnowitzer Hafen. "Für uns war das keine große Sache, aber den Ballonfahrern haben wir damit wohl eine nasse Überraschung erspart", sagte ein Seenotretter. Der Pilot habe sich bedankt, aber betonte, es sei keiner in Gefahr gewesen. Auch wenn der Ballon im Wasser gelandet wäre, hätten die Seenotretter alle schnell rausholen können, ergänzt der Vormann.
Für Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) war dies ein spektakulärer Einsatz, wie Sprecher Christian Stipeldey betont. Es gebe aber immer mal wieder ungewöhnliche Einsätze. So hätten die Helfer schon mal zwei junge Leute ausgegraben, die im Schlick vor Cuxhaven festsaßen.
Auch um Tiere kümmen sich die Retter immer wieder: So halfen sie einem gestrandeten Delfin vor Amrum oder retten ein in Seenot geratenes Reh im Rostocker Seekanal. Einen Hund aus Norddeich, der in Richtung der Insel Juist trieb, holten sie ebenfalls aus dem Wasser.
Zudem müssten die Seenotretter immer mal wieder für die Bewohnerinnen der Halligen oder Inseln in Schleswig-Holstein Geburtshelfer spielen und sie schnell aufs Festland bringen, sagt Stipeldey der dpa. Da passiere es dann auch mal, dass ein Kind an Bord zur Welt komme.