Warmes Novemberwetter Trotz der Wärmerekorde: "Der Winter schlägt noch zu"
Dass der November im diesem Jahr viel zu warm war, dürfte kaum jemanden überraschen: Die Blumen im Garten blühten einfach weiter, Ausflüge auf dem Fahrrad wurden in leichten Jacken und ohne Handschuhe bewältigt. Dennoch konnten vielerorts die Rekordtemperaturen aus dem Jahr 2006 nicht geknackt werden. "Die Bilanz sieht trotzdem gewaltig aus", sagte Thomas Globig vom Wetterdienst Meteomedia gegenüber wetter.info. Verantwortlich machte der Wetterexperte eine für die Jahreszeit ungewöhnlich beständige Tiefdrucklage über dem Atlantik. Der Meteorologe warnt allerdings davor, die Kraft des Winters zu unterschätzen: "Der Winter schlägt schon noch zu, da kann sich jeder sicher sein".
Tagestemperaturen viel zu hoch
In den letzten Jahren lagen die Tagestemperaturen im Novemberdurchschnitt zwischen fünf und zehn Grad. "In diesem Jahr haben wir uns so zwischen 13 und 18 Grad bewegt", sagte Meteorologe Globig, "das ist ganz außergewöhnlich". Vor allem in der zweiten Novemberhälfte gab es diverse Temperaturrekorde.
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Rekordtemperaturen vor allem im Süden
In Ilsenburg im Harz kletterte das Quecksilber am 20.11. auf 21,3 Grad, in Braunschweig noch auf 17,8 Grad. In Freudenstadt im Schwarzwald waren es immerhin 16,5 und in Zinnwald im Erzgebirge 16,2 Grad. Schon drei Tage zuvor ging es in Kempten mit 20,2 Grad eher spätsommerlich zu, und auch in Augsburg und München herrschten am 17.11. mit 18 Grad Rekordtemperaturen.
So warm wie seit hundert Jahren nicht
Globigs Bilanz für den November fällt zweigeteilt aus: "Zum einen sind die Werte beeindruckend". Diverse Messstationen hätten die höchste November-Mitteltemperatur seit Beginn der Wetteraufzeichnungen vermeldet, "also seit über hundert Jahren". Zum anderen dürfe man nicht verschweigen, dass viele Orte in diesem Jahr die Temperaturrekorde vom 16.11.2006 nicht toppen konnten, so Globig. Damals zeigte das Thermometer in Trier zum Beispiel 18,8 Grad an, in Cottbus wurde es am selben Tag 19,6 Grad warm.
Wintereinbruch verhagelte Bilanz
Auch der Kälte-Ausreißer ganz zu Beginn des Monats hat natürlich Auswirkungen auf die Statistik gehabt. Am 4.11. hat es einen Wintereinbruch in Norddeutschland gegeben, "in Mecklenburg-Vorpommern lag der Schnee immerhin zehn Zentimeter hoch", sagte Globig.
"Schuld ist nicht der Klimawandel"
Der Wetterexperte warnt davor, nun dem Klimawandel die Schuld für den warmen November in die Schuhe zu schiebe: "Das wäre kompletter Unsinn", sagte Globig. "Die verantwortlichen Luftströmungen sind ein Stückweit auch zufallsgesteuert."
Subtropische Luft strömt nach Europa
Das besondere an der Großwetterlage seien die ungewöhnlich weit südlich liegenden Tiefdruckgebiete über dem Nordmeer gewesen. "Die haben subtropische Luft aus dem Südwesten angezapft, vom Mittelmeer, aus Afrika und von den Kanaren". Normalerweise liegen die Tiefs viel weiter im Norden über Island. Diese sogenannten Islandtiefs schicken üblicherweise kalte Luft aus dem Westen auf den europäischen Kontinent. Aber so ist uns die Kälte bisher erspart geblieben.
Untypische Beständigkeit im November
Von großer Bedeutung war auch die außergewöhnliche Beständigkeit der Großwetterlage: "Die Tiefdruckgebiete haben sich ständig regeneriert", erklärte Globig. Typisch wäre eine ständig wechselnde Wetterlage gewesen.
"Der Winter kommt - ganz sicher!"
Dass der milde November ein Zeichen für das Ausbleiben des Winters sein könnte, hält Wetterexperte Globig für völlig abwegig: "Der Winter kommt, da kann sich jeder sicher sein!" Es deute sich bereits eine Umstellung der Großwetterlage in der ersten Dezemberdekade an. "Innerhalb einer Woche kann alles kippen, und es können dramatische Wetterlagen entstehen", warnt Globig: "Je länger es mild bleibt, desto härter kann der Winter zuschlagen." Wer jetzt meinte, er könne auf Winterreifen verzichten, der sei mehr als leichtsinnig.
Weiße Weihnacht oder Tauwetter?
Für eine Prognose zum Weihnachtswetter sei es noch zu früh. Mit jedem milden Tag steige aber die Wahrscheinlichkeit für eine weiße Weihnacht. "Beginnt der Winter schon sehr früh im Dezember, dann gibt es nicht selten um die Weihnachtszeit schon wieder Tauwetter", so Globig.
Quelle: wetter.info, rf