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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schnee schon immer unwahrscheinlich Dieses Wetterphänomen beeinflusst weiße Weihnachten
Der Klimawandel bringt im Winter immer mildere Temperaturen. Doch weiße Weihnachten waren bei uns auch schon vor der Erderwärmung eher unwahrscheinlich.
Eine wie gezuckert wirkende Winterlandschaft, weiße Flöckchen fallen vom Himmel – diese romantische Vorstellung haben viele vom Weihnachtsfest und hoffen jedes Jahr aufs Neue auf verschneite Festtage.
Doch dass weiße Weihnachten in Deutschland schon immer sehr unwahrscheinlich und auch selten waren, wissen die wenigsten. Der Grund für meist grüne Weihnachten ist ein Wetterphänomen, das genau um die Weihnachtszeit auftritt.
Seit einigen Jahren trägt natürlich auch der Klimawandel zu den zahlreichen grünen Weihnachten bei, wie ein Kartenvergleich im Video zeigt.
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Liebe t-Online-User, Heute geht es in Koschaks Klima Kosmos noch mal um weiße Weihnachten. In Filmen und Büchern sieht Deutschland ja immer tief verschneit am Heiligabend aus. Der Weihnachtsmann kommt auf dem Schlitten. So stellen wir uns alle perfekte Weihnachten vor. Aber die Realität sieht leider anders aus und sah ehrlich gesagt auch schon immer anders aus.
Auch bei unseren Großeltern, oder als ich Kind war, war die Wahrscheinlichkeit in weiten Teilen Deutschlands auch nicht so hoch. Schauen wir uns mal den Referenzzeitraum 1961 bis 90 an: In tieferen Lagen lag da die Wahrscheinlichkeit bei zehn bis dreißig Prozent, das heißt ein bzw. drei von zehn Weihnachten waren nur weiß. In höheren Lagen und auch im Süden Deutschlands sah das ein bisschen besser aus. Hier war quasi jede zweite Weihnacht weiß.
Durch den Klimawandel wird es natürlich auch im Winter wärmer. Die Anzahl der Schnee- und Frosttage nimmt ab und somit natürlich auch die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnacht. Und das sieht man vor allem im Süden Deutschland, denn hier ist die Wahrscheinlichkeit auch jetzt nur noch zwischen 20 und sagen wir mal 40 Prozent, auch in München kann man nicht mehr oft erwarten, dass es hier eine weiße Weihnacht gibt.
Dann haben wir noch das Weihnachts-Tauwetter. Eine meteorologische Singularität, die in Teilen Deutschlands zu 60 bis 70 Prozent auftritt. Das heißt, es wird zwar Anfang Dezember noch mal richtig kalt und kann schneien, aber genau um die Weihnachtszeit herum, setzt Tauwetter ein. Von Westen her wird es mild und nass.
Hat das Ganze jetzt auch mit El Nino zu tun? Der ist ja im Moment wirklich sehr, sehr stark, aber der hat noch keinen Einfluss auf das Wetter jetzt zu Weihnachten. Bei uns könnte aber im Januar, Februar und März - das sagen Klimawissenschaftler vorher, möglicherweise den Polarwirbel stören. Und das könnte dann dazu führen, dass es bei uns eher wirklich kalt, extrem kalt und möglicherweise auch noch mal sehr schneereich wird. Müssen wir abwarten. Aber mit dem aktuellen Weihnachtsfest hat El Nino nichts zu tun.
Schauen wir nun noch mal auf die wirklich aktuelle Vorhersage in diesem Jahr. Da haben wir ein bisschen Pech. Wenn der 24. Dezember auf dem Sonnabend liegen würde, dann hätten wir in Deutschland, vor allem im Osten Deutschlands, noch mal eine recht große Wahrscheinlichkeit gehabt, für ein paar Flocken am Heiligabend. Denn am Sonnabend kommt noch mal sehr kalte Luft aus Nordosten zu uns herein. Und das heißt, schon in der Nacht zu Sonnabend und am Sonnabend selbst kann es in der Osten Deutschlands bis in tiefe Lagen hinein schneien und vor allem im sächsischen Bergland, sowie im Bayerischen Wald wird es eine Menge Neuschnee geben. Für das Erzgebirge rechnen einige Modelle einen halben Meter Neuschnee bis zum Sonnabend Abend. Hier natürlich dann extrem winterliche Straßenverhältnisse und Schneebruch kann hier auftreten.
Auch in den Alpen ist natürlich die Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnacht gegeben. Aber ansonsten wird sich dann am Heiligabend, am Sonntag sehr milde Luft bei uns durchsetzen. Von Westen her kommt diese milde Luft an und die hat auch viel Regen im Gepäck. Eine Luftmassengrenze wird sich ausbilden und somit können bis Sonnabend Abend zum Teil 30 bis 50 Liter Regenwasser pro Quadratmeter fallen und somit ist dieses Jahr Weihnachten nicht weiß, sondern eher eine extreme Hochwasserlage zu befürchten.
Denn die Warmluft setzt sich dann auch im Osten durch, das heißt bis in höhere Lagen wird Tauwetter einsetzen und dann kommt neben dem Regenwasser, was von oben herunter kommt, auch noch das Tauwetter, das Tauwasser. Und die Flüsse sind ja schon sehr voll, da die letzten Wochen ja schon extrem nass waren. Somit ist die Hochwassersituation vor allem in Teilen von Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, dort vor allem auch Thüringer Wald und Harz betroffen, sowie in weiten Teilen von Sachsen, sehr sehr hoch.
Hier werden so einige Bäche und Flüsse über die Ufer gehen und die Pegel in den nächsten Tagen, das heißt über die Weihnachtstage, deutlich ansteigen. Wir halten Sie natürlich auf dem Laufenden und aktuelle Informationen bekommen Sie natürlich auch jederzeit bei den Hochwasser-Zentralen.
Im Video oben oder hier erfahren Sie, warum weiße Weihnachten schon immer unwahrscheinlich waren und woran das liegt.
- Eigenes Material
- wetter.com