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Klimakrise in Deutschland: RKI-Experten warnen vor Gesundheitsrisiken


RKI warnt
Klimakrise "größte Herausforderung für die Menschheit"

Von dpa, mam

01.06.2023Lesedauer: 3 Min.
Asiatische Tigermuecke (Symbolbild): Die Experten warnen vor der Ausbreitung neuer Tiere.Vergrößern des Bildes
Asiatische Tigermuecke (Symbolbild): Sie kann Erreger von Dengue-Fieber oder das Zika-Virus an Menschen weitergeben. (Quelle: H. Schmidbauer/imago-images-bilder)
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Untypische Tiere breiten sich in Deutschland aus, Hitzewellen nehmen zu und Bakterien sind auf dem Vormarsch: Das RKI warnt vor den Folgen der Klimakrise für die Gesundheit.

Immer mehr Hitzetote, neue Infektionskrankheiten, erhöhte Pollenbelastung für Allergiker: Das Risiko von Gesundheitsfolgen für die Menschen in Deutschland steigt laut dem Robert Koch-Institut (RKI) an. Grund dafür ist die Klimakrise als "größte Herausforderung für die Menschheit", heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Sachstandsbericht des RKI.

Durch die globale Erwärmung müssten Menschen hierzulande künftig etwa mit einer Zunahme von Antibiotikaresistenzen, mehr Lungenerkrankungen als Folge steigender Feinstaubbelastung und ein erhöhtes Hautkrebsrisiko durch erhöhte UV-Strahlung rechnen. Nicht nur die Menschen in ihrem Alltag, sondern auch das Gesundheitssystem stehe vor einer "wirklich großen Herausforderung", warnte Mitautorin Elke Hertig am Mittwoch bei der Vorstellung der Ergebnisse.

Experte warnt vor Ausbreitung von gefährlichen Tierarten

Die Veröffentlichung ist der erste Teil des dreiteiligen Sachstandsberichts "Klimawandel und Gesundheit" unter der Koordination des RKI und ist im "Journal of Health Monitoring" erschienen. Schwerpunkt der ersten Ausgabe ist der Einfluss des Klimawandels auf Infektionskrankheiten. Die übrigen zwei Teile sollen im Laufe des Jahres veröffentlicht werden und konzentrieren sich etwa auf die psychischen Auswirkungen der Klimakrise oder die Chancengleichheit in Anbetracht des Klimawandels. Mehr als 90 Experten und Expertinnen aus mehr als 30 Forschungseinrichtungen und Behörden wollen so den aktuellen Wissensstand zu möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf die menschliche Gesundheit zusammenzutragen und Handlungsempfehlungen geben.

Die Experten warnen beispielsweise vor der Ausbreitung untypischer Tiere in Deutschland. Diese sei schon jetzt durch die steigenden Temperaturen begünstigt, sagte Klaus Stark, RKI-Epidemiologe und Mitautor des Berichts. "Es gibt in den letzten Jahren klare Trends, dass ein Teil der klimasensitiven Erreger zugenommen hat", so Stark. Dadurch steige das Risiko von Infektionskrankheiten – etwa durch neue Zeckenarten wie der Hyalomma-Zecke. Diese kam bis vor wenigen nicht in Deutschland vor, breite sich nun jedoch zunehmend aus. Das Problem: Die Hyalomma-Zecke kann bakterielle Erreger übertragen, die beim Menschen Fleckfieber hervorrufen kann.

Ebenfalls häufiger auftreten werde die Asiatische Tigermücke – sie kann Erreger von Dengue-Fieber und Gelbfieber oder das Zika-Virus an Menschen weitergeben. "Das heißt nicht, dass wir in den nächsten ein, zwei Jahren sofort Übertragungsfälle in Deutschland haben werden." Ausschließen könne er dies aber nicht. Wie Sie sich vor der Asiatischen Tiermücke schützen können, lesen Sie hier.

Bakterium kann zur Blutvergiftung führen

Darüber hinaus bringt der Klimawandel den Autoren zufolge zahlreiche weitere Risiken mit sich – zum Beispiel durch einen Anstieg von bakteriellen Resistenzen oder die Vermehrung von Bakterien im Wasser. Zu diesen zählt etwa das Bakterium Vibrio vulnificus, das natürlicherweise in Meer- und Brackwasser vorkommt – vermehrt bei Temperaturen ab circa 20 Grad.

Schon durch sehr kleine Wunden können diese Erreger in die Haut eindringen, wie Stark erklärt. "Bei älteren Personen oder Personen mit geschwächtem Immunsystem können diese Infektionen zu schwersten Wundinfektionen oder schwersten Blutvergiftungen führen, die rasch mit Antibiotika behandelt werden müssen", so der RKI-Experte. Wenn eine Behandlung nicht unmittelbar erfolge, könnten Menschen an der Infektion sterben.

Experten warnen vor immer mehr Hitzetoten

Die Autoren und Autorinnen des Berichts sehen außerdem eine weitere Bedrohung: Durch die Klimakrise könnte die Zahl der Hitzewellen weiter steigen und somit zum Risiko für ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen werden, sagte Elke Hertig, Mitautorin des Berichts. Je nach Fortschreiten der Erderwärmung könnten dann nicht mehr wie derzeit zwei oder drei Hitzewellen über Deutschland hinwegrollen, sondern bis zum Ende des Jahrhunderts auch vier oder sogar sechs Hitzewellen pro Jahr. Starben im vergangenen Jahr nach RKI-Angaben etwa 4.500 Menschen infolge von Hitzewellen könnten es in den kommenden Jahren so weitaus mehr werden.

Doch der Bericht soll auch Handlungsempfehlungen geben, um der Klimakrise entgegenzutreten und damit Risiko für Gesundheitsfolgen zu minimieren. Laut Hertig sei es einerseits wichtig, dass die Bevölkerung auf den Klimawandel reagiert, unter anderem indem sie sich informiert oder etwa durch Impfungen schützt. Andererseits müsse versucht werden, die globale Erwärmung so gering wie möglich zu halten. Denn: "Klimaschutz ist der effektivste Gesundheitsschutz", resümierte die Wissenschaftlerin.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • Pressemitteilung des RKI: https://www.rki.de/DE/Content/Service/Presse/Pressemitteilungen/2023/06_2023.html (Stand 01.06.2023)
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