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Karl Lauterbach muss scharfe Kritik für Impfkampagne einstecken


"Viel hilft nicht immer viel"
Lauterbach muss scharfe Kritik für Impfkampagne einstecken

Von afp, mam

Aktualisiert am 23.07.2022Lesedauer: 2 Min.
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Karl Lauterbach: Hat sich der Gesundheitsminister verrechnet? (Quelle: IPON/imago-images-bilder)
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Mit Blick auf den Herbst warnte Gesundheitsminister Lauterbach vor der nächsten Corona-Welle und wirbt für Impfungen. Der Chef der KBV sieht vieles ganz anders.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) "unrealistische" Ziele für die nächste Impfkampagne vorgeworfen. KBV-Chef Andreas Gassen ging in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) auf das angebliche Ziel der Bundesregierung von bis zu 60 Millionen neuen Impfungen im Herbst und Winter ein.

"Die KBV hat das mal kalkuliert: Bei einem zweiten Booster für alle ab 60, einem ersten Booster für alle Jüngeren und einem üppigen Kontingent für Ungeimpfte – ohne große Hoffnung, dass bisherige Impfskeptiker sich jetzt impfen lassen –, kommen wir – großzügig gerechnet – auf rund 30 Millionen Impfungen", sagte Gassen. Er betonte außerdem, dass er sich vorerst nicht boostern lassen werde.

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Der Bundesgesundheitsminister äußerte sich am Samstag zu der Kritik. "Nur zur Info, lieber Herr Gassen: Ich habe nie behauptet, dass wir im Herbst 60 Millionen Menschen impfen müssen", stellte er klar. Zudem sei es "nicht hilfreich", wenn Gassen als Chef der KBV betone, dass er sich im Herbst nicht impfen lassen werde. "Das schafft kein Vertrauen", kritisiert Lauterbach.

Woher kommen die 60 Millionen?

Wer von beiden recht hat, ist unklar. Es ist jedoch anzunehmen, dass sich Gassen in seiner Berechnung auf einen Bericht der "Bild" stütze. Demnach habe Kanzleramtsminister Wolfgang Schmidt (SPD) am Donnerstag mit den Chefs der Staatskanzleien der Länder über eine 1G-Regelung bei Großveranstaltungen diskutiert. Zudem sollten nach Angaben der Regierung bis zu 60 Millionen Menschen im Herbst geimpft werden, hieß es weiter.

Auch Generalmajor Carsten Breuer, der den Corona-Krisenstab im Kanzleramt leitet, äußerte sich in einem Interview mit dem "Spiegel" ähnlich: "Wir werden im Herbst zwischen 50 und 60 Millionen Menschen impfen müssen und dafür die nötige Infrastruktur aufbauen", sagte er. Von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach selbst ist so eine Aussage nicht bekannt.

Gassen rechnet mit zu viel Impfstoff

Das Ziel von 50 bis 60 Millionen Impfungen "ist unseres Erachtens unrealistisch", sagte Gassen der "NOZ". Wenn Lauterbach, wie von Medien berichtet, mehr als 200 Millionen Dosen bestellt habe, "ist zu erwarten, dass Impfstoff im Wert von möglicherweise hundert Millionen Euro oder mehr weggeworfen werden muss".

Der Chef der Kassenärzte stellte sich auch gegen den Appell des Gesundheitsministers an unter 60-Jährige, sich rasch eine zweite Boosterimpfung zu holen. "Unter anderem aus israelischen Studien wissen wir, dass ein zweiter Booster bei jüngeren Gesunden nicht sinnvoll ist", sagte Gassen. Lauterbach sei mit seiner Empfehlung zum zweiten Booster "ziemlich exklusiv unterwegs. 30- oder 40-Jährigen pauschal eine vierte Impfung zu empfehlen, das halte ich für falsch".

"Werde mir keinen Booster geben lassen"

Auch im Herbst sehe er dafür aktuell keine Notwendigkeit, solange es nicht neue und deutlich gefährlichere Varianten gebe. "Ich werde mir jedenfalls keinen zweiten Booster geben lassen", sagte Gassen. "Selbst bei den gesunden älteren Menschen wäre ich mit der Viertimpfung zurückhaltend, insbesondere, wenn sie gerade schon eine Omikron-Infektion überstanden haben."

"Alle paar Monate unkritisch eine Boosterimpfung, nur, weil so viel Impfstoff bestellt wurde?", fragte Gassen. "Etliche Immunologen warnen davor! Viel hilft nicht immer viel."

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