95 Prozent Habeck rechnet Ende Oktober mit angepeiltem Gasfüllstand
Trotz des Lieferstopps von russischem Gas sollen die Füllziele der deutschen Gasspeicher erreicht werden. Gespart werden müsse dennoch, sagt Robert Habeck.
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) rechnet bis Ende Oktober mit dem angepeilten Gasspeicherfüllstand von 95 Prozent. Schon jetzt seien die Speicher gut gefüllt, sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (NOZ) vom Mittwoch. "Ende des Monats erwarte ich den angepeilten Füllstand von 95 Prozent."
Das im März verabschiedete Gasspeichergesetz formuliert verbindliche Einspeicherziele, um trotz des Ausfalls der russischen Lieferungen über den Winter zu kommen. Die Gasspeicher sollten zum 1. Oktober mindestens zu 85 Prozent gefüllt sein und zum 1. November dann zu mindestens 95 Prozent. Am 1. Februar soll der Füllstand noch 40 Prozent betragen.
Die Bundesnetzagentur hatte am Dienstag mitgeteilt, dass die aktuellen Füllstände bei 92,08 Prozent liegen. Die Gasversorgung in Deutschland sei "im Moment stabil".
Verbrauch muss dennoch um 20 Prozent gesenkt werden
Habeck sagte der "NOZ", im Rekordtempo werde eine eigene Flüssiggasinfrastruktur aus dem Boden gestampft und die Gaslieferungen seien gesichert. Außerdem würden die Kapazitäten aus Kohle und Erneuerbaren erhöht und es komme mehr Gas aus den Niederlanden.
"Trotzdem muss der Verbrauch gegenüber dem Vorjahr um mindestens 20 Prozent gesenkt werden", sagte der Wirtschaftsminister. "Für Entwarnung ist es da viel zu früh." Alle, auch Länder und Kommunen, seien gefragt, ihren Beitrag zu leisten und für Einsparungen zu werben.
In Italien kommt wieder Gas aus Russland an
Anders als in Deutschland kommt in Italien nach einem kurzen Lieferstopp mittlerweile wieder russisches Gas an. Es sei mit den italienischen Abnehmern eine Lösung des Problems gefunden worden, teilte der russische Staatskonzern Gazprom am Mittwoch im Nachrichtenkanal Telegram mit. Der österreichische Betreiber erkläre sich bereit, sogenannte Nominierungen für den Transport zu akzeptieren, was die Wiederaufnahme russischer Gaslieferungen ermögliche.
Der teilstaatliche italienische Konzern und größte Gasimporteur Eni bestätigte, dass am Mittwoch die Lieferungen wieder aufgenommen worden seien. Das Unternehmen teilte mit, dass die Beschränkungen, die sich durch österreichische Normen ergeben hatten, beseitigt worden seien. Weitere Details wurden nicht bekannt. Eni kommunizierte ebenfalls nicht, wie viel russisches Gas bestellt und erwartet wurde.
Italienischer Gaskonzern sieht keine geopolitischen Gründe
Vor Ausbruch des Krieges hatte Italien rund 40 Prozent seines benötigten Gases aus Russland erhalten. In den Wochen und Monaten nach dem Angriff auf die Ukraine schloss Rom dann mit etlichen anderen Lieferanten – vor allem aus Algerien und dem Mittleren Osten – Abkommen ab, sodass im Sommer nach Regierungsangaben nur noch rund 25 Prozent des importierten Gases von Gazprom kamen. Der russische Anteil an den Importen schrumpfte zuletzt weiter, in den vergangenen Wochen machte er dann laut Medien nur noch knapp 10 Prozent aus.
Dann stellte Gazprom am Wochenende die Gaslieferungen nach Italien komplett ein. Der russische Energieriese gab an, dem österreichischen Transporteur wegen neuer Vorschriften 20 Millionen Euro an Sicherheitsgarantien nicht mehr überweisen zu können. Eni prüfte, das Geld anstelle von Gazprom aufbringen zu können, damit der Transit in Österreich wieder aufgenommen werde. Italien erhält russisches Gas über eine Pipeline-Route, die durch Österreich führt.
Der italienische Konzern sah "absolut keine geopolitischen Gründe" als Grund für den Lieferstopp. Vielmehr seien Probleme bei Bezahlungsdetails in Rubel oder Euro aufgetreten.
- Nachrichtenagenturen AFP und dpa