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Israel-Gaza-Krieg: Geschichte des Nahost-Konflikts – Fragen und Antworten


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Kriege und Leid über Jahrzehnte
Die blutige Geschichte des Nahostkonflikts


Aktualisiert am 16.12.2023Lesedauer: 8 Min.
Israelischer Soldat in einem Panzer (Archivbild): Die israelische Armee gilt als bestens ausgerüstet, oft musste sie das Land verteidigen.Vergrößern des Bildes
Israelischer Soldat in einem Panzer (Archivbild): Die israelische Armee gilt als bestens ausgerüstet, oft musste sie das Land verteidigen. (Quelle: LISI NIESNER/reuters)
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Der Nahostkonflikt brodelt seit Jahrzehnten. Immer wieder kam es in der Vergangenheit dabei zu Kriegen gegen Israel. t-online gibt einen Überblick.

Mit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel rückt der Nahostkonflikt wieder in den Fokus der öffentlichen Debatte. US-Präsident Joe Biden wiederholte jüngst, dass eine Zweistaatenlösung gefunden werden müsse, um den Konflikt zwischen Palästinensern und Israel beizulegen. Doch dies war in der Vergangenheit immer wieder gescheitert.

t-online gibt einen Überblick, worum es in dem jahrzehntelangen Konflikt geht. Seine Entstehungsgeschichte fußt auf jahrzehntelangem Antisemitismus – und reicht bis weit in die Zeit vor der Gründung des Staates Israel zurück. Mehrere Angriffskriege der arabischen Nachbarländer Israels ließen die Situation weiter eskalieren.

Wie kam es, dass der Staat Israel entstand?

Die Gründung Israels hängt unmittelbar mit jahrhundertealter Judenfeindschaft und der Vertreibung von Juden in Europa zusammen. Bereits lange vor dem Holocaust kam es etwa in Russland zu brutalen Pogromen gegen die jüdische Bevölkerung. Infolgedessen entstand unter Jüdinnen und Juden die politische Bewegung des Zionismus. In ihr schlägt sich der Wunsch vieler Juden nach Schutz und Sicherheit nieder – und damit nach einem eigenen Staat.

Entstehen sollte dieser auf dem damals vor allem von Arabern bewohnten Gebiet des "Heiligen Landes", der Wurzel des Judentums in der hebräischen Bibel. Dort – in Judäa, später Palästina genannt – lebten Juden schon in der Antike. Auch nach der Vertreibung der Juden durch die Römer im ersten und zweiten Jahrhundert nach Christus blieben Juden bis zur Neuzeit präsent.

Angesichts der wachsenden Judenfeindschaft in Europa zogen seit dem Ende des 17. Jahrhunderts in mehreren Phasen Juden nach Palästina. Das Gebiet war damals kein Staat, sondern zunächst Teil des Osmanischen Reiches und nach dem Ersten Weltkrieg britisches Mandatsgebiet. Die Briten versuchten, die wachsenden Spannungen zwischen der arabischen und der jüdischen Bevölkerung auszutarieren. Vergeblich.

Aus heutiger Sicht lässt sich die Balfour-Deklaration von 1917, benannt nach dem damaligen Außenminister Arthur James Balfour, als eine Art Grundstein für den jüdischen Staat Israel betrachten. Am 2. November schrieb er in einem Brief an Lord Walther Rothschild, einen führenden Vertreter der britischen Zionisten: "Die Regierung seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina und wird ihr Bestes tun, die Erreichung dieses Ziels zu erleichtern." Die Rechte der nichtjüdischen Gemeinschaften in Palästina dürften dadurch jedoch nicht infrage gestellt werden, so Balfour.

Für viele Palästinenser gilt das Dokument heute dennoch als Ursprung für den Nahost-Konflikt, denn 1922 wurde Palästina britisches Mandatsgebiet und die Balfour-Deklaration als Teil der Mandatsakte völkerrechtlich verbindlich. Zuvor hatten die Briten ihnen ebenfalls zugesagt, einen Staat, einschließlich Palästina, errichten zu können.

Zwischen 1933 und 1945 wurde das Gebiet für jüdische Menschen dann zu einem der wichtigsten Zufluchtsorte vor der Gewalt des NS-Regimes. Viele arabische Staaten in der Region sympathisierten in dieser Zeit mit dem Nationalsozialismus, sodass Juden etwa auch aus dem Libanon in das Gebiet des "Heiligen Landes" flüchteten. Doch auch dort trug die NS-Propaganda zur Verschärfung des Antisemitismus innerhalb der arabischen Bevölkerung bei. Hinzu kam der Kampf um die Deutungshoheit über das Gebiet.

Aus einem anfänglichen Kampf gegen die Briten entwickelte sich so vonseiten der arabischen Bevölkerung auch ein Kampf gegen die jüdischen Einwanderer, die sich wiederum dagegen wehrten. Trotz der Aufstände überstieg die Zahl der Menschen jüdischen Glaubens die Zahl der Muslime und Christen aber schon bald.

Im Juli 1937 versuchte die britische "Peel-Kommission" schließlich, eine Entscheidung durchzusetzen: Das Gebiet solle beiden gehören. Neben der Gründung Israels versprachen sie auch den Arabern einen eigenständigen Staat. Doch dieses Vorhaben scheiterte – denn die Araber wollten kein Gebiet an die Juden abtreten.

1947 griffen die Vereinten Nationen (UN) den Teilungsplan erneut auf: Jerusalem, als heilige Stätte von allen drei monotheistischen Religionen (Judentum, Islam, Christentum) im Land beansprucht, sollte in diesem Zuge unter internationale Verwaltung gestellt werden. Doch die Palästinenser sowie die Arabische Liga lehnten auch diesen Teilungsplan ab.

Die Chancen auf eine Zweistaatenlösung im Vorfeld der israelischen Staatsgründung wurde so nicht wahrgenommen. Als das britische Mandat am 14. Mai 1948 endete, preschte der Jüdische Nationalrat vor: David Ben Gurion verkündete die Unabhängigkeit Israels. Knapp elf Minuten später folgte die Anerkennung des neuen Staates durch die USA.

Wann kam es zum ersten Krieg zwischen den arabischen Staaten und Israel?

In der Nacht auf den 15. Mai 1948, also nur wenige Stunden nach Gründung Israels, erklären die arabischen Nachbarländer Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien dem neuen Staat den Krieg. Die Konsequenz: Israel gelang es, sein Territorium über den ursprünglichen Teilungsplan der UN hinaus zu vergrößern und den Westteil Jerusalems zu erobern. Rund 700.000 Palästinenser wurden aus ihrer Heimat vertrieben.

Was in der israelischen Geschichte als "Krieg der Befreiung" oder "Krieg des Widerstands" beschrieben wird, da sich Israel erfolgreich gegen einen Mehrfronten-Angriff verteidigen konnte, ging bei den Palästinensern fortan als "Nakba", zu Deutsch: Katastrophe, in die Geschichte ein.

Die vertriebenen Palästinenser leben fortan in großen Flüchtlingslagern. Zugleich fliehen auch zahlreiche Juden aus arabischen Staaten nach Israel. Schätzungen zufolge leben von den einst 900.000 Juden, die vor 1948 in arabischen Ländern ansässig waren, heute nur noch wenige Tausend dort.

Während Israel die geflüchteten Jüdinnen und Juden und teils auch Araber in die israelische Gesellschaft integriert, zeigen die arabischen Staaten kein Interesse daran, die geflüchteten Palästinenser in die Gesellschaft aufzunehmen. Inzwischen ist ihre Zahl in den Flüchtlingslagern auf mehr als fünf Millionen angewachsen. Beobachter sehen in ihnen ein Druckmittel der arabischen Staaten gegen den Westen und gegen Israel.

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Was folgte auf den ersten Krieg?

Nach dem ersten großen Krieg zwischen Arabern und Israelis kommt es in den folgenden Jahrzehnten immer wieder zu Angriffen auf Israel. Die arabischen Nachbarländer in der Region wollen den jungen Staat von der Landkarte tilgen.

Im Sechstagekrieg von 1967 verübt Israel zunächst einen Präventivschlag gegen Ägypten, nachdem das Land zahlreiche Soldaten an der Grenze zu Israel stationiert hatte. Es folgt ein Krieg mit Ägypten, Jordanien und Syrien. Doch auch hier behauptet sich die israelische Armee erfolgreich und erobert zudem den Gazastreifen, das Westjordanland, Ost-Jerusalem, die Golanhöhen und die Sinai-Halbinsel. Das spätere Hinzurechnen Ost-Jerusalems und der Golanhöhen zum israelischen Staatsgebiet ist international nicht anerkannt und gilt als völkerrechtswidrig. Der Gazastreifen bleibt bis 2005 unter israelischer Verwaltung, am 12. September 2005 geht das Gebiet an die Palästinensische Autonomiebehörde über. Das Westjordanland gilt derweil bis heute als israelisch besetzt.

1973 gelingt es dem jüdischen Staat im Jom-Kippur-Krieg unter schweren Verlusten, einen Überfall arabischer Staaten unter Führung Ägyptens und Syriens an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag, abzuwehren.

Mit einem Teil seiner Nachbarn hat Israel in der Gegenwart inzwischen Frieden geschlossen. Mittlerweile unterhält das Land diplomatische Beziehungen zu Ägypten, das 1982 den Sinai zurückerhielt, und Jordanien. Zuletzt näherte sich Israel auch an Saudi-Arabien wieder an – zum Unmut etwa des islamistischen Regimes im Iran, das in seinem Kampf gegen Israel die muslimische Gemeinschaft an seiner Seite wissen will. Seit dem Angriff der durch den Iran unterstützten Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 liegen die diplomatischen Bemühungen zwischen Tel Aviv und Riad nun wieder auf Eis.

Wie ist die Lebenssituation der Palästinenser?

Viele Palästinenserinnen und Palästinenser fühlen sich ihrer Heimat beraubt. Im Gazastreifen leben mehr als zwei Millionen Menschen unter Herrschaft der radikalislamischen Terrororganisation Hamas. Die Hälfte der Bevölkerung sind Minderjährige. Die israelische Regierung hat die Grenzübergänge zum und aus dem Gazastreifen geschlossen, den Warenverkehr eingeschränkt und die Einreise nur unter "außergewöhnlichen humanitären Umständen" erlaubt.

Die wirtschaftliche Lage ist entsprechend schlecht. Zudem leiden besonders junge Palästinenser darunter, in der Regel nicht ins Ausland reisen zu können. Die israelische Regierung begründet die Blockade mit Sicherheitsinteressen aus Sorge vor weiteren Terrorattacken aus dem Gazastreifen heraus. Ägypten trägt diese Haltung mit. Mit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel hat sich die Situation für die Zivilisten im Gazastreifen nochmals verschlechtert.

Auch im besetzten Westjordanland ist das Leben der Zivilbevölkerung wegen der israelischen Besatzung von Hürden, wie etwa der Einschränkung der Reisefreiheit, geprägt. Um einzelne Palästinenserstädte wie zum Beispiel Bethlehem sind hohe Mauern mit Sicherheitstürmen gezogen.

Seit 1967 hatte die israelische Regierung dort systematisch den völkerrechtswidrigen Bau israelischer Siedlungen vorangetrieben und Palästinenser teils vertrieben. Im Gazastreifen ließ die israelische Regierung im Jahr 2005 die israelischen Siedlungen räumen, im Westjordanland und Ost-Jerusalem leben neben den Palästinensern inzwischen jedoch mehr als 600.000 israelische Siedler. Immer wieder kommt es zwischen ihnen und den Palästinensern zu gewaltsamen Auseinandersetzungen.

Die israelische Armee gerät zudem immer wieder in die Kritik von Menschenrechtsorganisationen, die die Gewalt der Soldaten gegen die palästinensische Bevölkerung teilweise als völkerrechtswidrig verurteilen. So dokumentierte Human Rights Watch (HRW) im Jahr 2022, dass israelische Streitkräfte im Westjordanland bis August mindestens 34 palästinensische Kinder getötet haben, nachdem diese die Soldaten mit Steinen angegriffen hatten. HRW bezeichnet die tödlichen Schüsse auf die Kinder als rechtswidrig und unverhältnismäßig.

Was fordern die Palästinenser?

Die palästinensischen Machthaber wollen einen eigenen Staat. Doch wie der aussehen soll, darüber sind sie untereinander zerstritten: Im Gazastreifen herrscht seit 2007 die Terrororganisation Hamas. Die Terroristen putschten sich in einem kurzen Bruderkrieg gegen die säkular ausgerichtete Fatah an die Macht und versuchen, auch im Westjordanland an Einfluss zu gewinnen. Dort herrscht weiterhin die gemäßigtere Fatah von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas.

Diese strebt einen unabhängigen Staat in den Grenzen von 1967 an, also einen eigenen Staat im Westjordanland und dem Gazastreifen mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt. Sie will zudem ein Recht auf Rückkehr der Flüchtlinge in ihre alte Heimat. Israel lehnt dies ab. Als die 1964 gegründete Palästinensische Befreiungsorganisation (PLO), der die Fatah angehört, 1988 den "Staat Palästina" ausrief, bezog sie sich in einer Zusatzerklärung auf eben diese Grenzen. Zuvor hatte sie das Existenzrecht Israels stets geleugnet. Der Staat Palästina wird derzeit von 138 UN-Mitgliedstaaten anerkannt. Israel, die USA, Deutschland und zahlreiche andere Länder gehören nicht dazu.

Die radikalislamische Terrororganisation Hamas, die im Gazastreifen die Macht hat, will den jüdischen Staat dagegen vollständig von der Landkarte tilgen. Immer wieder verübte sie in der Vergangenheit Raketenangriffe aus dem Gazastreifen auf Israel. Ihre Anhänger bestreiten das Existenzrecht Israels und fordern einen palästinensischen Staat, der das Gebiet Israels mit einschließen würde. Mit diesem Ziel folgen Sie auch ihrem Geldgeber: dem islamistischen Regime im Iran.

Terroristen und radikal-islamistische Palästinenser begingen aus ihren antisemitischen Motiven heraus zudem immer wieder Terroranschläge in Israel. Bei zwei sogenannten "Intifadas" (arabisch für "Aufstand", gegen Israel) wurden zahlreiche Israelis aus der Zivilbevölkerung getötet. Doch auch Israel reagierte mit aller Härte. Die erste Intifada 1987 begann mit Steinwürfen durch Palästinenser, schaukelte sich aber immer weiter auf. Rund 100 Israelis wurden getötet, auf palästinensischer Seite waren es 1.000 Todesopfer.

Friedensbemühungen und Ausblick

Im Laufe der Jahre gab es mehrere Friedensbemühungen, um den Nahostkonflikt zu schlichten. Zahlreiche Streitpunkte, aber auch die Rivalität zwischen den Palästinenserorganisationen, den Hamas-Terroristen und der Fatah erschweren jedoch eine dauerhafte Lösung. Im September 1993 unterzeichneten die PLO und Israel zumindest die Friedensverträge von Oslo, eine Vereinbarung, mit der die Palästinenser eine Teilautonomie im Gazastreifen und Westjordanland erzielten.

Die Kernfragen des Konflikts über den künftigen Grenzverlauf eines möglichen Staates Palästina, die Frage der israelischen Siedlungen und das Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge sind bisher jedoch offen. Zudem ist die Streitfrage um Jerusalem und den Tempelberg im Ostteil der Stadt ungeklärt. Dieser ist für Juden wie Muslime heilig – Letzteren wird jedoch das alleinige Recht zugestanden, dort zu beten. Radikale jüdische Gruppen hatten sich dem zuletzt immer wieder widersetzt. In der Folge kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen.

Eine Schlichtung des Nahostkonflikts dürfte nun spätestens mit dem Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 in weite Ferne gerückt sein, wenngleich etwa die USA, enger Verbündeter Israels, weiterhin eine Zweistaatenlösung forcieren. Aktuell will die israelische Regierung die Hamas-Terroristen aus dem Gazastreifen beseitigen. Beobachter fürchten jedoch, dass radikal-islamistische Palästinenser jeden getöteten Hamas-Terroristen als "Märtyrer" betrachten könnten – und der Terror aus dem Gazastreifen so weiter angefacht werden könnte.

Verwendete Quellen
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa
  • Eigene Recherche
  • Bundeszentrale für politische Bildung (bpb): Geschichte Israels. Von der Staatsgründung bis zur Gegenwart von Noam Zadoff, 2020
  • spiegel.de: "Diese Fakten helfen, die Ereignisse in Israel zu verstehen"
  • spiegel.de: "Die Schlacht, die alles veränderte"
  • hrw.org: "Westjordanland: Mehr palästinensische Kinder durch israelische Armee getötet"
  • hrw.org: "Die humanitäre Katastrophe in Gaza"
  • dw.org: "Fragen und Antworten zur Balfour-Deklaration"
  • welt.de: "Das doppelte Spiel der Briten im Nahen Osten"
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