Umstrittene Annäherung Historisches Abkommen zwischen Vatikan und China
Seit 1949 lagen die Beziehung zwischen China und dem Vatikan auf Eis, nun hat sich der Papst mit Peking über die Ernennung von Bischöfen geeinigt. Das gilt als Sensation – und sorgt für Kritik.
Der Vatikan hat nach jahrzehntelangem Streit mit China ein historisches Abkommen zur Ernennung von Bischöfen geschlossen. Das "vorläufige" Abkommen solle die Zusammenarbeit mit Peking verbessern und die gespaltene katholische Kirche in dem kommunistischen Land einen, teilte der Vatikan mit. Die Annäherung stieß allerdings auf scharfe Kritik auch aus der katholischen Kirche.
Nach ihrer Machtübernahme in Peking im Jahr 1949 brachen die Kommunisten die Beziehungen zum Vatikan ab und gründeten die "Patriotische Vereinigung" – eine katholische Gemeinschaft unter Kontrolle des Staates. Priester und Ordensschwestern, die dieser Staatskirche nicht beitreten wollten, wurden inhaftiert, geschlagen und manche umgebracht. Wer dem Papst die Treue hielt, musste in den Untergrund flüchten.
Nach ihrer Machtübernahme hatten die Kommunisten 1949 die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan abgebrochen. Der Papst durfte noch nie zu einem Besuch nach China reisen. Er hat jedoch wiederholt erklärt, die Spaltung der Kirche überwinden zu wollen. Ziel des Abkommens sei, für die Katholiken in China Bischöfe zu haben, die sowohl in "Einheit mit Rom stehen, als auch von den chinesischen Autoritäten anerkannt werden", so Papstsprecher Greg Burke.
Im Streit mit Peking steht die Frage im Mittelpunkt, wer die Bischöfe ernennen darf. Die Staatskirche erkennt den Papst nicht als Autorität an, während ihm die Untergrundkirche die Treue hält. Von den mehr als zehn Millionen Katholiken in China entzieht sich mehr als die Hälfte der Kontrolle des Staates und steht loyal zum Papst. Viele von ihnen werden dafür verfolgt.
Die chinesische Staatskirche erkennt den Papst nicht an
Das Abkommen sieht vor, dass der Papst sieben Bischöfe der staatlichen "patriotischen" Kirche in China anerkennt und deren Exkommunizierung aufhebt. Diese erkannten allerdings bisher den Papst nicht als oberste Autorität an. "Papst Franziskus hofft, dass mit der Entscheidung ein neuer Prozess beginnt, der die Wunden der Vergangenheit schließt", so der Vatikan.
Was der Papst im Gegenzug von China bekommt, war unklar. Nach vorherigen Medienberichten soll Peking dem Papst künftig eine Art Mitsprache bei der Auswahl der Kandidaten für Bischofsposten der Staatskirche einräumen. "Das ist nicht das Ende des Prozesses. Es ist der Anfang", sagte Papstsprecher Burke. "Das Ziel des Abkommens ist kein politisches, sondern ein pastorales."
"Es wird nur schädlich sein"
Kritik kam umgehend. Ein Sprecher der Hongkonger Diözese zeigte sich "sehr enttäuscht". "Es wird nur schädlich sein und der Kirche in China und in der Welt nicht helfen", sagte Porson Chan, Vorsitzender der Gerechtigkeits- und Friedenskommission des Bistums. Die Kommission verwies auf die anhaltende Unterdrückung der Kirche in China und den zwangsweisen Abriss von Kirchen. "Es ist anzuzweifeln, ob China die Aufrichtigkeit besitzt, die Religionsfreiheit der chinesischen Kirche zu garantieren."
- dpa