Mutmaßliche Mafiosi Erste Festnahmen im Fall des ermordeten Journalisten

Im Fall des Doppelmords an dem slowakischen Enthüllungsjournalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten hat die Polizei erste verdächtige Italiener festgenommen. Kuciak hatte zu ihren Mafia-Verbindungen recherchiert.
Nach den Morden an dem Investigativreporter Jan Kuciak und seiner Verlobten in der Slowakei hat die Polizei nun mehrere Verdächtige verhaftet. Die Italiener standen im Zentrum von Kuciaks Recherchen und sind mutmaßlich Teil des Libri-Clans innerhalb der kalabrischen Mafia 'Ndrangheta. Ihre Familien sollen unter anderem missbräuchlich von EU-Subventionen profitiert und sich auf Steuerbetrug spezialisiert haben.
Netzwerk bis ins Büro des Regierungschefs
Kuciak schrieb in seiner unvollendeten Reportage, dass die Italiener in der Slowakei ein Netzwerk an politischen Verbindungen bis direkt in das Büro des sozialdemokratischen Regierungschefs Robert Fico aufgebaut hätten. So soll Ficos persönliche Assistentin Maria Troskova eine ehemalige Geschäftspartnerin und Lebensgefährtin von Antonino Vadala gewesen sein. Der Italiener erscheint in Kuciaks Recherchen als wichtigster Drahtzieher des Mafia-Netzwerks in der Slowakei.
Troskova lässt seit Mittwoch wie der Leiter des Sicherheitsrates, Viliam Jasan, ihr Amt ruhen. Auch Jasan hat laut der Recherchen enge Geschäftsbeziehungen zu dem mutmaßlichen Mafiosi unterhalten. Beide hatten Zugang zu geheimen Informationen der Regierung.
Ermordet im Stil einer Hinrichtung
Laut Polizeipräsident Tibor Gaspar seien die Männer bei Durchsuchungen festgenommen worden. "Wir können von einer italienischen Spur sprechen", sagte Gaspar. Kuciak war am Sonntag zusammen mit seiner Verlobten in seinem Haus in einem Vorort von Bratislava erschossen aufgefunden worden. Sie waren nach Polizeiangaben durch Schüsse in Kopf und Brust im Stil einer Hinrichtung getötet worden.
Laut Medienberichten war um sie herum scharfe Munition drappiert, was als Warnung an andere Journalisten gedeutet wurde. Viele Medien in ganz Europa veröffentlichten daraufhin Kuciaks unvollendete Recherche – auch, um weitere beteiligte Reporter zu schützen. Der Journalist schrieb für das zur deutsch-schweizerischen Mediengruppe Ringier Axel Springer Media gehörende Nachrichtenportal "aktuality.sk".
- dpa, AFP
- OCCRP: "A murdered journalist's last investigation" (engl.)