In der Ukraine Ist die russische Armee ohne Prigoschin schwächer?
Der bewaffnete Aufstand gegen den Kreml ist fast so schnell zu Ende wie er begann. Die Folgen könnten nicht nur für Wagner, sondern auch für die russische Armee erheblich sein.
Rasches Ende einer Revolte: Nach einem Gewaltmarsch der Privatarmee Wagner auf die russische Hauptstadt hat Söldnerchef Jewgeni Prigoschin auf dem Weg nach Moskau am Samstagabend plötzlich den Rückzug befohlen. Damit wurde möglicherweise ein Blutvergießen zwischen Russlands bewaffneten Organen vermieden.
Prigoschin selbst soll zwar nicht bestraft werden, wie ein Abkommen zwischen ihm und dem Kreml vorsieht. Doch er soll wohl ins Exil nach Belarus – und die Zukunft seiner Söldnergruppe ist offen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Krieg nicht mehr mitmachen, ist groß – zumal sich der Kreml ihrer Loyalität nicht sicher sein kann. Das aber dürfte die russische Armee im Krieg in der Ukraine deutlich schwächen.
"Kanonenfutter" in Bachmut
Denn Prigoschin hat eine der schlagkräftigsten Truppen innerhalb Russlands zusammengestellt. Schlagzeilen machten vor allem die Zehntausende Verbrecher, die er in den Gefängnissen für den jetzt schon 16 Monaten dauernden Krieg in der Ukraine rekrutierte. Doch sie galten nur als "Kanonenfutter" für die blutige Erstürmung der ostukrainischen Stadt Bachmut und für andere Schlachtfelder. Tatsächlich wurden von den Ex-Häftlingen viele getötet.
Daneben sind in der Privatarmee hochprofessionelle Söldner mit langer Kampferfahrung im Einsatz. Manche dienten bei den russischen Streitkräften in verschiedenen Konflikten. Andere waren bei früheren Wagner-Einsätzen dabei – etwa in Syrien, in Mali oder auch in Russlands Schattenkrieg im Donbass vor 2022. Gerade von diesen Veteranen dürften viele aus dem Dienst ausscheiden.
Zudem war die Befehlsstruktur bei Wagner dezentral. Damit konnten Entscheidungen auf dem Schlachtfeld schneller getroffen werden als auf dem bürokratischen Weg der regulären Armee. Das zeigte sich nun auf bei dem Marsch Richtung Moskau.
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa