Trotz Flüchtlingsdeal mit Ankara Illegale Migration über die Türkei steigt dramatisch
Immer mehr Migranten kommen aus der Türkei nach Europa – trotz Flüchlingsdeal mit Ankara. Die Zahl der Ankömmlinge habe sich verneunfacht, heißt von der EU-Kommission.
Die Zahl der Migranten, die illegal über die Türkei in die EU kommen, ist in den vergangenen Monaten drastisch angestiegen. Über die Landgrenze nach Griechenland seien seit Jahresbeginn bereits 6108 Menschen unerlaubt eingereist, teilte die EU-Kommission am Mittwoch in Brüssel mit. Dies seien neun Mal so viele gewesen wie im Vorjahreszeitraum.
Die Zahl der Migranten, die illegal über das Mittelmeer auf griechischen Inseln ankamen, stieg nach Angaben der Kommission ebenfalls signifikant an. Dort seien seit Jahresbeginn 9349 Menschen registriert worden, hieß es.
Ankara droht mit Öffnung der Grenzen
Ob für die steigenden Zahlen laschere Kontrollen des türkischen Grenzschutzes verantwortlich sind, blieb zunächst unklar. Die Regierung in Ankara hatte in der Vergangenheit mehrfach gedroht, dass sie ihre Grenzen öffnen könnte, wenn die EU ihr in Streitfragen nicht entgegenkommt. Sie fordert unter anderen, dass türkische Bürger ohne Visum in die EU reisen dürfen.
Wenn sie ihre Grenzen wirklich öffnen sollte, müsste die Türkei gleichzeitig den 2016 geschlossenen Flüchtlingspakt mit der EU aufkündigen. Das Abkommen sieht vor, dass die EU alle Migranten, die illegal über die Türkei auf die griechischen Inseln kommen, zurückschicken kann. Im Gegenzug nehmen EU-Staaten der Türkei schutzbedürftige Flüchtlinge aus Syrien ab und finanzieren Hilfen für Flüchtlinge in der Türkei.
Die EU-Kommission verwies am Mittwoch darauf, dass immer noch deutlich weniger Migranten illegal in die EU kommen als vor dem Abschluss des Flüchtlingspaktes.
- dpa