Unfallstatistik Zahl der Toten und Verletzten im Straßenverkehr gestiegen
Neue Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigen die erschreckende Entwicklung bei Verkehrsunfällen. Hier liegen laut Expertin die größten Risiken.
Kurz zusammengefasst:
- Verkehrstote 2023 auf 2.839 gestiegen, ein Plus von 1,8% gegenüber 2022.
- Unfallzahlen insgesamt erhöht; leichter Anstieg bei Unfällen mit Sachschaden.
- Expertin sieht Handlungsbedarf bei Infrastruktur für Fußgänger und Radfahrer.
Die Zahl der Verkehrstoten ist 2023 noch stärker gestiegen als zunächst angenommen. Nach endgültigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes kamen im vergangenen Jahr 2.839 Menschen bei Straßenverkehrsunfällen ums Leben. Bei den vorläufigen Zahlen waren die Statistiker von 2.830 Toten ausgegangen.
Damit gab es 2023 nach aktuellen Zahlen 51 Tote mehr als 2022 (plus 1,8 Prozent) – und nicht 42, wie bei den vorläufigen Zahlen vom Februar angegeben. "Pro Tag wurden damit im Jahr 2023 durchschnittlich acht Menschen auf deutschen Straßen getötet", berichteten die Statistiker in Wiesbaden.
Die endgültige Auswertung der Unfallzahlen enthält zahlreiche Details:
Unfallzahlen
Die Polizei zählte 2023 insgesamt 2,5 Millionen Verkehrsunfälle. Das waren 4,7 Prozent mehr als 2022. Bei 2,2 Millionen Unfällen blieb es bei Sachschäden. Die Zahl der Unfälle mit Sachschaden stieg um mehr als fünf Prozent, die Zahl der Unfälle mit Personenschaden um weniger als ein Prozent.
Verletzte
366.557 Menschen wurden 2023 auf Straßen verletzt: plus 1,5 Prozent. 313.655 Menschen wurden leicht verletzt, 52.902 schwer. Im Vergleich zu 2022 sank die Zahl der Schwerverletzten um 8,4 Prozent. Pro Tag wurden 2023 durchschnittlich 145 Menschen schwer und 859 leicht verletzt.
Alkohol
Bei 37.172 Unfällen im vergangenen Jahr war Alkohol im Spiel. Das waren zwar 4,1 Prozent weniger als 2022. Die Zahl lag aber über dem Niveau der Jahre 2014 bis 2021.
Unfallorte
Wo ist der Verkehr am gefährlichsten? 58 Prozent der Getöteten kamen auf Landstraßen ums Leben, innerorts waren es knapp 32 Prozent, auf Autobahnen fast 11 Prozent.
Innerorts wurden 902 Menschen getötet: Zwei Drittel (257 Personen) davon waren mit einem Fahrrad (mit E-Antrieb: 90, ohne E-Antrieb: 167) oder zu Fuß (335) unterwegs. 17 Prozent oder 151 der Getöteten waren Pkw-Insassen. Außerdem kamen innerorts 16 E-Scooter-Fahrer ums Leben.
Verkehrsmittel
1.192 Personen kamen 2023 in einem Pkw ums Leben. 550 Menschen verunglückten auf einem Kraftrad tödlich. 446 waren mit dem Fahrrad unterwegs (190 davon hatten ein Pedelec). 437 waren Fußgänger, 115 saßen in einem Lastwagen.
Das sagt die Expertin
"Die Zahlen zeigen, dass der Corona-Effekt endgültig aufgebraucht ist", sagt Kirstin Zeidler, Leiterin Unfallforschung der Versicherer. Während der Pandemie waren die Unfallzahlen deutlich zurückgegangen, weil weniger Menschen unterwegs waren. Inzwischen steigt die Zahl der Unfälle, der Verletzten und der Toten wieder an.
Wie kann man den negativen Trend wieder umkehren? Die Expertin sieht mehrere Punkte, wo es sich lohnt genauer hinzusehen.
Risikoschwerpunkt 1: Fußgänger
Die meisten Unfälle mit Fußgängern passieren beim Überqueren der Fahrbahn, sagte die Unfallforscherin. Helfen würden aus ihrer Sicht: mehr Mittelinseln, Zebrastreifen und Ampeln an allen Stellen, wo viele Menschen über die Straße laufen, und weniger Autos am Straßenrand, die die Sicht verstellen. Besonders im Auge haben sollte man ihrer Meinung nach hier die Bedürfnisse älterer Menschen nach kurzen Wegen.
Risikoschwerpunkt 2: Radfahrer
"Der Radverkehr wächst, aber die Infrastruktur hinkt hinterher", sagte Zeidler. Die meisten Unfälle mit Radfahrern passieren an Kreuzungen, die schwersten, wenn Lastwagen abbiegen und den Radler übersehen. Die neuen Abbiegeassistenten sind aus ihrer Sicht "eine hervorragende Entwicklung". Einen weiteren großen Hebel sieht Zeidler bei Ampeln: Wenn es für geradeaus fahrende Radfahrer und abbiegende Autos nicht gleichzeitig Grün gäbe, würde das die Zahl der Unfälle reduzieren.
Risikoschwerpunkt 3: Autofahrer
Bei jedem dritten tödlichen Verkehrsunfall auf Landstraßen war einer der Beteiligten zu schnell unterwegs, wie aus der Statistik hervorgeht. Weitere Risikofaktoren: eine fehlende Trennung zum Gegenverkehr, schlechte Überholmöglichkeiten oder ungeschützte Hindernisse wie Bäume neben der Fahrbahn. Unfallforscherin Zeidler ergänzt einen weiteren Punkt: Unaufmerksamkeit und Ablenkung.
- Mit Material der Nachrichtenagenturen dpa und SP-X