Vor wichtiger Entscheidung Kommt jetzt der Senioren-TÜV?
Die endlose Diskussion um den Senioren-TÜV: Jetzt scheint sie doch noch ein Ende zu finden. Kurz vor einer wichtigen Entscheidung hat sich ein großer Verkehrsclub klar positioniert.
Der 62. Verkehrsgerichtstag (bis 26. Januar in Goslar/Niedersachsen) diskutiert, ob regelmäßige Fahrprüfungen für Senioren sinnvoll sind. Im Februar soll dazu eine wichtige Entscheidung fallen. Jetzt bezieht ein großer Verkehrsclub eine klare Position – und stellt sich damit gegen die Mehrheit der Autofahrer.
Große Mehrheit ist dafür
Denn selten ist sich das Land so einig wie in dieser Frage: Drei von vier Deutschen (75 Prozent) wollen den Senioren-TÜV. Nur ein Viertel ist dagegen. Selbst bei den über 65-Jährigen spricht sich eine Mehrheit (61 Prozent) für den Senioren-TÜV aus. Nur ein gutes Drittel (38 Prozent) sagt Nein.
Auch Unfallforscher fordern den Senioren-TÜV schon lange. Sie sagen: Mit zunehmendem Alter werden Autofahrer zwar zunächst immer besser. Doch irgendwann kippe die Kurve. Ab 75 würden sie zum Risiko. Deshalb brauche es Tests, um dieses Risiko zu minimieren.
Seniorenverbände halten dagegen. Ihr Argument: Die Risikogruppe der Senioren gibt es so pauschal nicht. Generelle Fahrtests für Senioren würden daher die Sicherheit nicht erhöhen. Zudem seien sie diskriminierend.
Verkehrsclub ist dagegen
Rückhalt bekommen sie nun vom ACE. Der Automobilclub hat sich jetzt gegen verpflichtende Gesundheitschecks für Senioren ausgesprochen. Es sei eine "nicht hinnehmbare Diskriminierung", ältere Menschen unter Generalverdacht zu stellen und zu Fahreignungstests zu zwingen – und außerdem nicht zielführend. Stattdessen schlägt der Club vor, Senioren flächendeckend die Möglichkeit zu geben, an freiwilligen Rückmeldefahrten teilzunehmen und so eine direkte Rückmeldung über die eigene Fahrsicherheit zu erhalten. Gerade für ältere Menschen im ländlichen Raum sei das eigene Auto oft unverzichtbar, da es nur wenige Alternativen gebe, betont der ACE.
Allerdings: Solche Rückmeldefahrten werden längst angeboten – nur sind sie nicht sonderlich gefragt.
Wie macht man eine Rückmeldefahrt?
Wer sich nicht mehr fit genug zum Autofahren fühlt, kann seinen Führerschein freiwillig zurückgeben – oder zumindest eine freiwillige Auffrischungsfahrt bei einem Verkehrsclub, einer Fahrschule oder einem anderen Anbieter machen. Dabei prüft ein Experte auf dem Beifahrersitz die Fähigkeiten des Fahrers. Die Fahrt kostet ab etwa 75 Euro. Konsequenzen gibt es keine – aber vielleicht eine wichtige Erkenntnis.
Wie regeln es andere Länder?
In vielen Ländern wurden Regelungen für Senioren am Steuer getroffen: Ältere Schweizer, Italiener, Finnen, Tschechen, Neuseeländer und Kanadier etwa müssen alle paar Jahre einen Gesundheits- oder Sehtest absolvieren. In einigen Staaten kann der Arzt sie dann zum Fahrtest schicken. Wenn sie dabei scheitern, ist der Führerschein weg. Japan testet in diesem Rahmen außerdem, ob Rentner dement sind.
Das ist der Verkehrsgerichtstag
Auf der Jahrestagung beraten sich Sachverständige für Fahrzeugtechnik und Verkehrssicherheit, Juristen und andere Verkehrsrechtsexperten. Der Verkehrsgerichtstag fasst keine Beschlüsse. Seine Empfehlungen haben aber großes Gewicht. Sie werden häufig von der Politik aufgegriffen und vom Gesetzgeber umgesetzt.
Zum Hintergrund: Der Verkehrsausschuss des Europäischen Parlaments hat sich im Dezember für die Einführung von obligatorischen Gesundheitschecks bei der Erteilung und Verlängerung des Führerscheins ausgesprochen. Das würde bedeuten, dass jeder, der eine Fahrerlaubnisklasse beantragt oder seinen Führerschein umtauschen oder verlängern möchte, einen medizinischen Check vorweisen muss. Eine Entscheidung darüber soll im Februar dieses Jahres fallen.
- presse.ace.de: Verpflichtende Fitness-Checks für Senioren nicht zielführend
- deutscher-verkehrsgerichtstag.de: Programm des 62. Deutschen Verkehrsgerichtstags 2024
- statista.com: Befürworten Sie regelmäßige Gesundheitschecks zur Voraussetzung einer gültigen Fahrerlaubnis in Deutschland?
- Eigene Recherche