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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Green Cruising Wie die Kreuzfahrtindustrie grüner wird
Kreuzfahrtschiffe benötigen Massen an Energie, fahren mit Schweröl und stoßen Feinstaub aus – noch. Neue Nachhaltigkeitsstrategien sollen den Urlaub auf hoher See attraktiver machen.
Zum Ende einer turbulenten Kreuzfahrtsaison wird klar: Ohne Green Cruising kann es nicht weitergehen. Denn in Zeiten des Klimawandels kämpft die Kreuzfahrtindustrie nun stärker denn je gegen das Image als Umweltverschmutzer. Dass Green Cruising bereits umgesetzt wird, zeigt die Inbetriebnahme des Kreuzfahrtschiffes AIDAnova im vergangenen Jahr. Das Schiff wird nicht mehr mit Schweröl, sondern mit schadstoffärmerem Flüssigerdgas betrieben.
Bernd Schabbing weiß, was es mit Green Cruising auf sich hat und wie sich solche Nachhaltigkeitsstrategien auf die Schifffahrt und die Passagiere auswirken. Er ist Professor an der International School of Management (ISM) und leitet den Bereich Tourismus und Eventmanagement.
"Im Grundsatz geht es bei Green Cruising darum, sowohl den Ressourcenverbrauch als auch die Umweltbelastung zu verringern. Hierfür setzt die Kreuzfahrtindustrie an verschiedenen Stellen an. So wird beim Antrieb durch Nutzung von Flüssigerdgas (LNG) oder leichtem Heizöl anstelle des berüchtigten Schweröls der Verbrauch von fossilen Brennstoffen und die Abgasbelastung deutlich verringert", erklärt Schabbing.
Langfristige Zukunftsstrategie statt Trend
Nachhaltigkeit ist für Kreuzfahrtschiffen ein Dauerthema: 2018 wurde ein Drittel der beauftragten Kreuzfahrtschiff-Neubauten mit LNG-Technologie bestellt. Zur Zeit sind teilweise auch Batterien als Umrüstung geplant. Synthetische Kraftstoffe sollen der nächste Schritt sein. Auch der Einsatz von Flüssiggas aus regenerativen Quellen oder Windstrom wird zukünftig an Bedeutung gewinnen. Bis 2021 soll auf der Meyer Werft in Papenburg sogar das erste AIDA-Schiff mit Brennstoffzellenantrieb fertiggestellt werden.
Der Tourismusexperte weiß, dass die Kreuzfahrtindustrie angesichts der aktuellen Entwicklungen weiter am Ball bleiben muss: "Die Verbesserung der Umweltbilanz hat erhebliche wirtschaftliche Folgen für die Kreuzfahrtgesellschaften, aber verschafft ihnen auch einen Wettbewerbsvorteil, da Passagiere ihre Entscheidung mehr und mehr nach ökologischen Gesichtspunkten treffen. Eine sauberere Kreuzfahrtindustrie muss perspektivisch zum Standard werden, da die Kunden sich sonst nach und nach abwenden", ist sich der ISM-Professor sicher.
Nachhaltigkeit – aber bitte günstig
Die entstandenen Zusatzkosten können jedoch nicht vollständig auf die Passagiere umgelegt werden, weiß Schabbing. Denn erst im Laufe der nächsten Jahre wird sich zeigen, ob die Kunden die Preisaufschläge akzeptieren werden und wenn ja, in welcher Höhe.
"In früheren Jahren hat sich gezeigt, dass der Kundenwunsch nach nachhaltigeren Angeboten eben nicht automatisch mit einer höheren Zahlungsbereitschaft einhergeht. Diese Ungewissheit bezüglich der Nachfrage, deutliche Mehrkosten sowie die langen Refinanzierungszeiträume machen nachvollziehbar, dass die Reedereien zögern. Hinzu kommen die langen Planungsvorläufe, die ein schnelles Reagieren auf aktuelle Entwicklungen schwierig gestalten."
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Auch wenn die Kreuzfahrtindustrie ein Nischenbereich ist, hat für Schabbing das Handeln der Kreuzfahrtunternehmen absoluten Beispielcharakter für den gesamten Tourismus. "Die Kreuzfahrtindustrie steht derzeit in puncto Nachhaltigkeit in der medialen Aufmerksamkeit. Von ihr wird daher auch erwartet, dass sie ein Experimentier- und Forschungsfeld mit dem Ziel ist, die Schifffahrt und den Tourismus insgesamt nachhaltiger zu machen.
- Nachrichtenagentur sid