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Virologe Schmidt-Chanasit erklärt: Wie gefährlich ist Urlaub im Hochinzidenzgebiet?


Virologe zum Corona-Risiko
Wie gefährlich ist Urlaub im Hochinzidenzgebiet?

dpa-tmn, Philipp Laage

Aktualisiert am 27.07.2021Lesedauer: 3 Min.
Jonas Schmidt-Chanasit: Der Virologe weist auf die Risiken hin, hält Urlaub allerdings für wichtig.Vergrößern des Bildes
Jonas Schmidt-Chanasit: Der Virologe weist auf die Risiken hin, hält Urlaub allerdings für wichtig. (Quelle: Chris Emil Janßen/imago-images-bilder)
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Dass Spanien und die Niederlande nun Hochinzidenzgebiete sind, dürfte die Urlaubspläne vieler Deutscher durchkreuzen. Virologe Schmidt-Chanasit erklärt, wie sicherer Urlaub dort jetzt funktionieren kann.

Mit Spanien und den Niederlanden sind zwei beliebte Urlaubsländer neue Hochinzidenzgebiete. Das verunsichert viele Reisende, die sich nun fragen: Sollte ich in einem solchen Land noch Urlaub machen – unabhängig von praktischen Erwägungen wie einer Quarantäne für Ungeimpfte bei Rückkehr nach Deutschland?

Über das gesundheitliche Risiko von Reisen in Hochinzidenzgebiete spricht der Virologe Prof. Jonas Schmidt-Chanasit mit der Nachrichtenagentur dpa. Der Experte arbeitet am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg und stellt klar: Pauschal lässt sich das Risiko nicht bewerten. Es komme auf die Art des Urlaubs an. "Keine Reise ist wie die andere, und jeder Reisende ist anders."

Gibt es überhaupt ein Risiko, wenn ich voll geimpft bin?

Eine Impfung sei kein "Persil-Schein", alle Schutzmaßnahmen bei einem extrem hohen Infektionsgeschehen über Bord zu werfen, betont der Experte. Geimpft zu sein führe nicht zwangsläufig zu einer sterilen Immunität. "Das heißt, ich kann mich noch anstecken und das Virus auch weitergeben, wenn auch seltener als Ungeimpfte. Aber ich bin sehr gut vor schweren oder gar tödlichen Verläufen geschützt."

Schmidt-Chanasit sagt daher ganz klar: "Ich würde vor einer Reise immer empfehlen, rechtzeitig geimpft zu sein." Kinder unter zwölf Jahren haben diese Möglichkeit derzeit allerdings nicht.

Macht es überhaupt einen Unterschied, wenn die Corona-Zahlen in Deutschland ebenfalls steigen? Setze ich mich durch den Urlaub dann überhaupt einem zusätzlichen Risiko aus?

"Es kommt darauf an, wie ich mich verhalte und wo ich mich aufhalte", antwortet Schmidt-Chanasit. "Wenn ich am Ballermann feiern gehe, ist es klar, dass ich ein höheres Risiko habe. Man sollte sich schon fragen: Kann ich nicht eine andere Art von Urlaub machen?" Das heiße nicht, dass man nicht nach Spanien könne. "Nur Discos und Veranstaltungen mit Menschenmassen sollte ich möglichst vermeiden."

Ab einer gewissen Inzidenz – zum Beispiel 800 oder gar 1.000 – mache es dann schon einen Unterschied, wenn die Inzidenz in Deutschland etwa bei 50 liegt. "Das gilt auch für Alltagssituationen."

Abgeschiedenheit ist Trumpf

Nach Ansicht des Experten gibt es Möglichkeiten, den Urlaub auch in einem Hochinzidenzgebiet relativ risikoarm zu verbringen. Beispiel: "Wenn man hier in Deutschland ins Auto steigt und nach Spanien zu einer Finca fährt, um dort zwei Wochen Urlaub zu verbringen, dann ist das eine ziemlich sichere Variante", sagt Schmidt-Chanasit. Ins Nachbarland Niederlande fährt man ohnehin eher mit dem Auto.

Kontakt zu anderen Menschen bestehe dann vielleicht noch im Supermarkt oder an der Tankstelle. "Dort kann ich mich durch die AHA-L Regeln schützen." Also Abstand halten, Hygienemaßnahmen einhalten, Maske tragen und – wenn möglich – in geschlossenen Räumen auf gute Durchlüftung achten. Wie in Deutschland auch.

Wie groß ist das Risiko, wenn ich fliege?

Laut dem Experten für Reisemedizin ist das Risiko auch in diesem Fall nicht sehr groß. "Sonst hätten wir viel mehr durch Flugreisen verursachte Infektionen registriert", sagt Schmidt-Chanasit. Innerhalb des Flugzeugs seien die Maßnahmen der Airlines im Regelfall gut. Und auch die Reinigung der Luft funktioniere.

Fazit: Ein Restrisiko bleibt

"Urlaub ist wichtig, auch für den Erhalt der Gesundheit. Man sollte dann darauf achten, den Urlaub so sicher wie möglich zu machen", rät Schmidt-Chanasit. Das gehe vor allem durch eine Impfung, aber auch, indem man Gedränge und geschlossene Räume mit vielen Menschen meide.

Der Experte ist der Meinung, dass gerade Jugendliche in der Pandemie auf viel verzichtet haben. "Ich bin der Letzte, der ihnen etwas vorschreiben will. Es geht einfach darum, die Risiken klar aufzuzeigen. Dazu gehört auch: Wenn ihr positiv getestet werdet, kann das weitreichende Konsequenzen haben", so Schmidt-Chanasit.

Ein Grund ist eine mögliche Isolierung vor Ort, sodass der Rückflug nicht angetreten werden kann. "Das ist ein finanzielles Risiko, das muss man klar sagen", so der Mediziner. Eine Möglichkeit der Absicherung kann eine spezielle Corona-Reiseversicherung sein, die auch im Fall einer Quarantäne am Urlaubsort die Kosten zahlt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa-tmn
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