Es geht ums Essen Forscher wollen Flugpassagiere putzen lassen – aus diesem Grund
Wissenschaftler empfehlen eine überraschende Methode, um Flugpassagiere mit Lebensmittelallergien zu schützen. Sie ist recht einfach.
Haben Sie das auch schon mal erlebt? Kaum ist der Flieger in der Luft, meldet sich das Bordpersonal und macht eine ungewöhnliche Durchsage. Es befinde sich eine Person mit Nussallergie an Bord und man weise darauf hin, dass während des Fluges keinerlei Nüsse verzehrt werden sollten. Hintergrund war bei solchen Ansagen bisher der Glaube, dass sich Nussallergene über Aerosole und damit über die Lüftung in der Maschine leicht überall verteilen.
Eine neue wissenschaftliche Untersuchung betont nun aber, dass die eigentliche Gefahr für Allergiker weniger von der Luftzirkulation im Flugzeug, als vielmehr von Rückständen früherer Passagiere ausgeht.
Allergiker reagieren nicht auf den Geruch
Laut einer Studie im Fachjournal "Archives of Disease in Childhood" heften sich oft kleine Essensreste an Sitze, Tische oder Bildschirme und können so leicht von Händen in den Mund oder ins Gesicht gelangen. Paul Turner vom Herz- und Lungenzentrum des Imperial College London stellt klar: "Wir fanden keine Beweise dafür, dass sich Nusspartikel durch das Belüftungssystem im Kabinenraum verbreiten und Reaktionen auslösen könnten. Die überwiegende Mehrheit der Menschen mit Nahrungsmittelallergien reagiert nicht auf den Geruch von Lebensmitteln, selbst wenn sie gegen kleinste Mengen allergisch sind."
Nussallergie
Rund 1,4 Prozent der Europäer leiden an Lebensmittelallergien, auch Nussallergien gehören dazu. Ausgelöst wird die Abwehrreaktion unseres Immunsystems durch bestimmte Proteine, die in Nüssen stecken. In Deutschland sind Haselnüsse und Walnüsse die häufigsten Allergie-Auslöser. Aber auch Cashewnüsse, Pekannüsse, Macadamianüsse, Mandeln, Pistazien oder Erdnüsse können zu allergischen Abwehrreaktionen führen. Symptome einer Nussallergie sind Schnupfen, Juckreiz, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Hautrötungen oder Atemnot in verschiedener Schwere bis hin zum allergischen Schock.
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Der Bericht des Forschers empfiehlt daher eine pragmatische Herangehensweise: Passagiere mit Lebensmittelallergien sollten bevorzugt einsteigen und – tatsächlich – putzen dürfen. Turner: "Wenn Personen mit Lebensmittelallergien zuerst an Bord gehen und Zeit haben, ihren Sitzbereich mit einem Baby- oder antibakteriellen Tuch zu reinigen, ist es viel unwahrscheinlicher, dass sie versehentlich reagieren."
Airlines sollten Adrenalinpens an Bord führen
Darüber hinaus sollten Betroffene stets zwei Adrenalinpens (medizinisches Gerät zum schnellen Injizieren) bei sich tragen und sich über die Notfallpläne der Airline informieren, so der Mediziner. Airlines sollten zudem überlegen, eine Reserve an Adrenalinpens für Notfälle bereitzuhalten und klare Richtlinien zum Umgang mit Lebensmittelallergien auf ihren Webseiten zu veröffentlichen.
- BMJ Journals/Archives of Disease in Childhood: "Flying with nut and other food allergies: unravelling fact from fiction" (englisch)
- BBC: "Nut bans little help to allergic air passengers" (englisch)
- malteser.de: "Nussallergie: Im Notfall Erste Hilfe leisten"