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Vier Ufer, zwei Abstecher: Mit dem Fahrrad um den Chiemsee


Attraktionen am "Bayerische Meer"
Darum lohnt sich eine Fahrradtour um den Chiemsee

Die größte Attraktion am Chiemsee ist nur mit dem Boot erreichbar: die Herreninsel mit Bayerns Antwort auf Schloss Versailles. Manche Touristen schauen sich außer dieser Märchenwelt von Ludwig II. nichts weiter an. Ein Fehler – wie jeder merkt, der den See einmal umrundet. Wir sagen Ihnen, warum sich eine Umrundung des Sees mit dem Fahrrad lohnt.

15.06.2017|Lesedauer: 5 Min.
dpa, Christian Röwekamp
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Eine Radreise um den Chiemsee in sechs Etappen, verteilt über zwei Tage:

Vier Ufer und zwei Abstecher: Mit dem Fahrrad um den ChiemseeVergrößern des Bildes
Urlauberziel Nummer eins am Chiemsee: Die Herreninsel mit Schloss Herrenchiemsee, hier mit Prien am Westufer des Sees im Vordergrund. (Quelle: Siegfried Kerscher/Chiemsee-Alpenland Tourismus/dpa-tmn-bilder)

Südufer: Von Übersee nach Bernau

Der Ort an der Südostecke des Chiemsees ist ein exzellenter Ausgangspunkt für eine Umrundung, weil er perfekt passt, um diese auch wieder zu beenden. Dazu später mehr.

Zunächst aber heißt es, eine Entscheidung zu treffen, denn seit dem Jahr 2009 gibt es am Chiemsee das sogenannte Zwei-Wege-Konzept. Da ist zum einen der 57 Kilometer lange, auf Karten blau eingezeichnete Chiemsee-Rundweg. Er ist für langsame Radler, Familien, Nordic-Walker und Fußgänger gedacht. Und es gibt zum anderen den 55 Kilometer langen und orange markierten Chiemsee-Radweg für sportliche, schnellere Radfahrer.

"Auf dem Chiemsee-Radweg ist man manchmal etwas mehr auf der Anhöhe unterwegs und hat dann einen schönen Blick auf den See herunter", sagt Nina Glasow, die sich beim Chiemgau Tourismus um Fahrradthemen kümmert. Der Chiemsee-Rundweg dagegen bleibt an manchen Stellen näher am Seeufer, dafür muss man als Radler dort die Konkurrenz durch die Fußgänger in Kauf nehmen.

Der schnelle Radweg führt nach Westen zwar am Seeufer entlang, aber dafür lärmt dort auch die Autobahn A8 ganz schön. Also soll es lieber der gemütlichere Rundweg sein – bei dem man den Chiemsee aber erstmal aus dem Blick verliert. Denn es geht durch Wälder, an friedlich grasenden Kühen vorbei und am Nordrand des Naturschutzgebietes Kendlmühlfilzen entlang, eines der größten Hochmoore in Süddeutschland.

Westufer: Von Bernau nach Gstadt

Prien, etwas nördlich von Bernau, ist der größte Ort am See. Hier ist die Region am stärksten vom Tourismus geprägt: Auf dem Rundweg wird es hier merklich voller, viele Ausflügler sind zu Fuß unterwegs, die kleine Chiemseebahn verbindet den Bahnhof mit dem Hafen.

Irgendwann geht es mit dem Fahrrad nur noch schiebend voran. Bis zum Anleger am Ende der Seestraße sollte man sich aber schon vorkämpfen. Von der Promenade aus hat man einen schönen Blick hinüber zu Schloss Herrenchiemsee, das Bayerns König Ludwig II. von 1878 bis 1885 auf der Herreninsel bauen ließ.

Erster Abstecher: Zur Ratzinger Höhe

Wer einen ganz anderen Ausblick auf den See genießen will, kann sich in Prien oder im nördlichen Nachbarort Rimsting gen Westen wenden und erblickt die Ratzinger Anhöhe nahe Greimharting. Der Weg wird für den ungeübten Großstadtmenschen nur irgendwann so steil, dass er sich einerseits verflucht, ihn angetreten zu haben – und zugleich dafür betet, er möge bald zu Ende sein.

Die Ratzinger Höhe, 694 Meter über dem Meeresspiegel, ist die höchste Erhebung direkt am Chiemsee. Es gibt einen zur Landesgartenschau 2010 in Rosenheim errichteten Aussichtsturm, von dem aus man hinüber zur Kampenwand und zum Hochfelln in den Chiemgauer Alpen sehen kann.

Für einen Blick auf den See eignet sich der Turm allerdings nicht so gut. Lohnender ist ein kleiner, hinter einem Wäldchen etwas versteckter Aussichtspunkt nordwestlich des Ausflugslokals "Gasthof Weingarten". Herreninsel, Fraueninsel, Segelboote, dahinter die Alpen – was für ein Panorama breitet sich aus! Mit viel Schwung und Tempo 50 geht es dann wieder hinunter zum See.

Nordwest- und Nordufer: Von Gstadt nach Seebruck

Von Gstadt aus ist der Weg per Boot hinüber zur Fraueninsel mit dem Benediktinerinnen-Kloster am kürzesten. Der Chiemsee-Rundweg verläuft nun für einige Zeit unter hohen Bäumen am Wasser entlang nach Nordosten. Seebruck kommt in Sicht, ein Ort mit einem beliebtem Strandbad und Blick auf die Berge.

Hier verschmelzen Chiemsee-Rundweg und -Radweg zeitweise mit anderen Routen wie dem 450 Kilometer langen Mozart-Radweg und dem Klosterweg zu den drei Klöstern Frauenwörth, Seeon und Baumburg. "Das Radwegenetz der Region umfasst insgesamt 20 Themenrouten mit 1400 Kilometern Strecke", sagt Jens Hornung von Chiemgau Tourismus.

Zweiter Abstecher: Nach Seeon und Altenmarkt

Am Nordufer des Chiemsees gibt es ein paar Stellen, an denen sich Radfahrer, Fußgänger und Autoverkehr sehr nahe kommen. Wer davon im Wortsinn Abstand nehmen möchte, kann auf dem Skulpturenweg und dem Klosterweg ein wenig weiter nach Norden fahren. Das Kloster Seeon liegt direkt an einem See und ist ein Tagungshotel.

Zwar kommt man als vorbeiradelnder Tourist nicht hinein, einen Blick in die Kirche und in den Innenhof kann man aber werfen. Und im Kloster Baumburg in Altenmarkt an der Alz etwas weiter östlich gibt es eine Brauerei, in deren Biergarten man – passend zur Tour – ein Radler trinken kann.

Zwischen Seeon und Altenmarkt wartet die Strömungsfähre über die Alz. Also: auf zum "Gasthaus Roiter", das am Westufer der Alz zu finden ist.

Ostufer: Von Seebruck über Chieming nach Übersee

Nun auf zur letzten Etappe, die Chiemgauer Alpen liegen jetzt auf dem Weg von Altenmarkt oder Seebruck nach Süden beständig vor Augen. In Chieming wird es wieder voll, ein weiterer beliebter Touristenort.

Und dann geht es bald auf das Naturschutzgebiet an der Mündung der Tiroler Achen zu. Denn so wie der Chiemsee mit der Alz einen Abfluss hat, besitzt er auch einen Zufluss – der pro Jahr neben viel Wasser auch 200 000 Kubikmeter Feinmaterial und 10 000 Kubikmeter Sand und Kies aus den Bergen herbei spült. Die Mündung der Tiroler Achen gilt damit als einziges sich natürlich entwickelndes Binnendelta Europas.

Die Sand- und Kiesbänke schieben sich jedes Jahr um einige Meter nach Norden in den See hinein. Der Chiemsee wird dadurch in den kommenden Jahrtausenden immer weiter verlanden und kleiner werden.

An der Hirschauer Bucht südlich von Chieming und am Aussichtspunkt Lachsgang nördlich von Übersee gibt es Beobachtungstürme, in denen sich Radler und andere Touristen informieren können über die Haubentaucher, Tafel-, Löffel- und Kolbenenten, Sandregenpfeifer und Karmingimpel, die es hier gibt. Von den 300 Vogelarten am Chiemsee brütet etwa die Hälfte hier.

Das Finale: Der vielleicht schönste Sonnenuntergang

Vom Lachsgang zurück zum Ausgangspunkt der Tour sind es nur ein paar Minuten mit dem Fahrrad. Die Sonne sinkt schon in Richtung Horizont – Zeit für die große Show im Strandbad Übersee, von dem der Blick weit über den See nach Westen reicht.

Während das Abendlicht immer weicher wird, klingt die Chiemsee-Umrundung aus mit den Füßen im sanft schwappenden Wasser, einem kühlen Getränk in der Hand – und dem Gedanken, dass es vielleicht nirgendwo in Bayern einen so schönen Sonnenuntergang gibt.

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