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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Fünf Wege, ein Ziel Zu Fuß auf Deutschlands höchsten Berg
Auf der Zugspitze beginnt die Bergsteigersaison. Dabei stehen verschieden schwierige Aufstiegsvarianten zur Wahl – vom einfachen Wanderweg bis zur exponierten Kletterroute.
Die alte Gondelbahn ist eingestellt, die neue startet erst im Winter. Daher schwebt in diesem Sommer keine Eibsee-Seilbahn hinauf zur 2962 Meter hohen Zugspitze. Bleiben nur die Zahnradbahn, die Gondel von Ehrwald – oder der eigene Aufstieg. Für Bergsteiger ist ohnehin der Weg das Ziel. Und Wege führen gleich mehrere hinauf auf Deutschlands höchsten Gipfel – seit drei Jahren sogar ein neuer, alter Klettersteig.
1. Weg: Durchs Reintal
Der mit 21 Kilometern längste Anstieg auf die Zugspitze punktet mit vielen landschaftlichen Höhepunkten. Gleich zu Beginn führt der am Olympia-Skistadion in Garmisch-Partenkirchen startende Weg durch die tief eingeschnittene Partnachklamm, ehe man auf einer Forststraße ins Herz des Wettersteingebirges geführt wird. Umrahmt von hohen Wänden sorgt die ständig wechselnde Kulisse im breiten Talboden für Abwechslung. Der Anstieg durch das Reintal ist auch von weniger geübten Bergsteigern zu schaffen – vorausgesetzt, sie bringen die nötige Kondition mit. Wer viel davon hat, der schafft den Gipfel an einem mit rund zehn Gehstunden sehr langen Tag. Entspannter ist die Tour mit einer Übernachtung auf der Reintalangerhütte auf 1370 Meter Höhe.
Nach einer kurzen Wanderung durch den grünen Boden des Reintalangers geht es von dort konstant bergauf bis zur Knorrhütte auf 2052 Meter, bei der diejenigen dazustoßen, die auf versichertem Steig von Ehrwald aus den Grenzübergang am "Gatterl" passieren. Danach führt der Weg über die leicht gewellte Hochfläche des felsigen Zugspitzplatts auf einer alten Moräne weiter bergauf bis zum "Sonnalpin". Der Steilaufschwung vom Schneeferner zum Gipfel ist auf den ersten Metern ein mühsamer Abschnitt über ein Schuttfeld, bevor der Untergrund felsiger wird. In teils gesicherten Kurven gelangt man so zum höchsten Punkt und wird mit einer sagenhaften Aussicht auf mehr als 400 Gipfel belohnt. Alternativ geht es vom "Sonnalpin" mit der Gondel zum Zugspitzhaus hinauf und von dort den kurzen Weg hinüber zum goldenen Zugspitzkreuz.
2. Weg: Durchs Höllental
Abwechslungsreich, aussichtsreich, abenteuerreich – so lässt sich die beliebte, rund neun Kilometer lange Tour durch die Höllentalklamm beschreiben. Los geht's noch recht gemütlich, denn von Hammersbach durchs Höllental wandert es sich ganz entspannt. Kühn ist hier eher der über den tosenden Wassermassen führende Wegebau durch die enge Schlucht. Nach zwei Stunden erreicht man schließlich die im Sommer 2015 neu eröffnete Höllentalangerhütte auf 1387 Meter – ideal für diejenigen, denen 2200 Höhenmeter am Stück zu viel sind. Und selbst mit Übernachtung gilt es am zweiten Tag immer noch 1600 Höhenmeter in teils anspruchsvollem Gelände zu meistern.
Bereits eine Stunde hinter der Hütte stellt die ausgesetzte Querung auf Eisenstiften über die haltlosen Plattenfluchten des "Bretts" eine erste Nervenprüfung dar. Vorerst fordert der Weiterweg aber eher Kondition als Technik, denn das Moränengelände unterhalb des Höllentalferners zieht sich steil bis unter die senkrechten Wände des Riffelkamms. Dann folgt mit der Überwindung des oft blanken Gletscherrests des Höllentalferners und dessen vor allem im Herbst spektakulärer Randkluft der anspruchsvollste Teil, der oft nur mit Seil und Steigeisen möglich ist. Verglichen damit ist der finale und nicht besonders schwierige Klettersteig zum Gipfel ein entspannter Abschluss.
3. Weg: Über den Stopselzieher
Im Vergleich zu den anderen Normalwegen wird diese am tiefblauen Eibsee oder – die kürzere Variante – an der Talstation der Ehrwalder Zugspitzbahn beginnende Route relativ selten begangen. Dabei ist sie deutlich kürzer und zugleich anspruchsvoller als der Weg durchs Reintal und weniger schwierig als die Route durchs Höllental, sozusagen "die goldene Mitte". Der Thrill-Faktor ist dennoch nicht zu verachten, führt der Weg doch durch die scheinbar übermächtig abbrechenden Felsflanken der Zugspitz-Westseite.
Über eine steile Rampe und etliche Geröllbänder schlängelt sich der mitunter drahtseilversicherte Steig durch die Steilflanke des Gamskars bis zur auf 2209 Meter gelegenen Wiener-Neustädter Hütte. Wer will, der kann hier übernachten – wenngleich es von hier aus zum Gipfel "nur" noch zwei Stunden sind. Diese fordern aber nochmal Konzentration. So folgt recht bald der kurze Zustieg, der zu einem mit Klammern und Drahtseil versicherten Klettersteig führt. Nach dem ersten Aufschwung folgt eine Art Kamin in der Felswand, der "Stopselzieher", in dem man an Stahlstäben und Drahtseilen regelrecht emporturnt. In der Folge wechseln sich kurze Drahtseilpassagen mit leichtem Gehgelände ab, bis der Weg nahe dem Gipfel auf die "Normalroute" stößt.
4. Weg: Auf dem Jubi
Der Jubiläumsgrat gehört unzweifelhaft zu den spektakulärsten Gratüberschreitungen der Ostalpen, ist aber kein reiner Klettersteig. Die über fünf Kilometer lange Gratüberschreitung, die sich vom Gipfel der Alpspitze bis zum Gipfel der Zugspitze zieht, gestaltet sich als anspruchsvolle Tour, die von permanentem Auf und Ab geprägt wird. Los geht es mit der Alpspitz-Seilbahn und von der Bergstation über die Alpspitz-Ferrata, einem teilweise ausgesetzten Klettersteig, bis zum Gipfel der Alpspitze auf 2628 Meter. Anfangs hat man es mit leichter Kletterei zu tun, teilweise mit Gehgelände.
Der Teil des Jubiläumsgrates bis zur Biwakschachtel an der Äußeren Höllentalspitze, die 2011 vom Deutschen Alpenverein gestiftet wurde, ist technisch schwieriger als der vorhergehende, dafür jedoch auch gut versichert. Drahtseilpassagen wechseln mit leichter, freier Kletterei. Die schwierigste Passage des "Jubi" folgt hinter der Biwakschachtel: die glatte Rinne, die klettertechnisch mit III- bewertet ist. Danach werden die Drahtseilpassagen weniger und der Grat breiter – und schon bald ist Deutschlands höchster Gipfel erreicht.
5. Weg: Über die "Eisenzeit"
Die neueste Zugspitzroute, die man entweder am Eibsee beginnt oder an der Zahnradbahn-Station Riffelriss, von wo man bislang allerdings nur mit Bergführer aussteigen darf, ist alles andere als neu. In den 1920er-Jahren wurde nämlich in der steilen Zugspitz-Nordwand für den Bau der Zahnradbahn, die sich mehrere Kilometer durch das Innere des Berges gräbt, ein gewagter Steig angelegt. 84 Jahre lang konnte der einst zurückgelassene Eisenschrott in Ruhe vor sich hinrosten, bis 2013 der Bergführer Michael Gebhardt den Tunnelbauersteig bis zum Tunnelfenster IV aus seinem Dornröschenschlaf weckte.
Gleichzeitig erschloss er den Weiterweg zum Riffelgrat und damit die neue alte Route "Eisenzeit" bis zum Gipfel. Im letzten Teil weicht das rostrote Metall glänzenden Bohrhaken, die teilweise sogar mit Schlingen markiert sind. Alles in allem eine hoch anspruchsvolle, landschaftlich spektakuläre und vor allem noch kaum begangene Kletterroute, für die man sehr gute Kondition und idealerweise einen Bergführer braucht. Achtung: Wer sich keinen ausgesetzten Vierer im Vorstieg zutraut, der sollte diese Tour eher nicht in Angriff nehmen.