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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Aktiv- & Skiurlaub Per Fahrrad durchs Alpenvorland
Auf der Radtour durchs Alpenvorland begleiten die bayerischen Berge wie eine gigantische Theaterkulisse die Radler vom Kochelsee zum Königssee. Mit dem Mountainbike geht es durch die Bilderbuchlandschaft, die vor 100 Jahren Malerfürsten wie Wassily Kandinsky und Paul Klee zu farbenprächtigen Meisterwerken inspirierte. Lassen auch Sie sich von den Bildern in unserer Foto-Show inspirieren.
Radelstopp im Kloster
Auf Feldwegen mäandern wir in weiten Bögen von Kochel nach Benediktbeuern. Nach zehn Kilometern Radfahren schon ein erster Stopp im prächtigen Kloster aus dem Mittelalter. Die Zwiebeltürme sind schon von weitem zu sehen. Im Klosterareal herrscht eine angenehm entspannte Atmosphäre: Studenten der katholischen Fachhochschule schlendern zwischen Blumenbeeten, Kulturtouristen fotografieren die erhabenen Gemäuer.
Vom Bodensee zum Königssee
Auf dem Weg nach Bad Heilbrunn wird dann schnell klar, dass sich die Radroute vom Bodensee zum Königssee eher an die sportliche Fraktion der Reiseradler richtet. Zwar auf Asphalt, aber stets mit spürbaren Steigungen geht's näher an die Alpen heran: zuerst die mächtigen Felsen der Benediktenwand im Blickfeld, danach den dicht bewaldeten Blomberg. Dazwischen liegen kitschig-schön immer wieder saftige Wiesen mit genüsslich kauenden Kühen. Dann folgt der obligatorische Kulturstopp im Revier des "Bullen von Tölz". Für das Kreisstädtchen Bad Tölz an der Isar mit seinen mit Lüftlmalerei übersäten Altstadthäusern sollte man sich etwas Zeit nehmen. Eine Pause schadet jedenfalls nicht, denn die attraktive Berg- und Talfahrt geht munter weiter. Und sage bloß keiner, Oberbayern sei nicht international. Innerhalb weniger Kilometer begegnet uns ein Amerikaner beim Moosbeerpflücken, eine arabische Familie labt sich im Mühler Biergarten an Brathendl und Spezi, und mitten im Wald bei Marienstein schmettert uns ein chinesischer Radler juchzend ein bayrisch-heimisches "Grüaß Euch" entgegen.
Per Fahrrad zum Tegernsee
Kurios wird es dann kurz vor dem Tegernsee. Zuerst eine 20-Prozent-Steigung und dann plötzlich ein Stoppschild: Vorsicht, fliegende Golfbälle in 20 Metern! Zum Glück gibt's eine Umfahrung. Jedenfalls wissen wir schlagartig, dass wir nun an Bayerns teuerstem Bergsee angelangt sind. Wer den Tegernsee so von oben betrachtet, eingebettet in die tiefgrüne Alpenlandschaft, versteht schnell, warum hier die Grundstücke so begehrt und so schwer bezahlbar sind. Für eine Radlermaß im Gmunder Strandbad reicht unser Budget aber noch. Außerdem wartet ja hinter der Anhöhe von Ostin noch der bescheidenere kleine Bruder, der Schliersee - noch schnuckeliger und mit viel weniger Rummel. Hier führt der Radweg tief in die Bergwelt hinein. Flankiert von unzähligen 1800-ern windet sich die Route nach Fischbachau ins Leitzachtal am Fuße von Birkenstein und Wendelstein. Im Winklstüberl servieren die Bedienungen die besten und größten Kuchenstücke der Region. Da könnte der Reiseradler glatt vergessen, dass dieses Dorf auch zwei sehenswerte Kirchen schmücken.
Mittagsrast im zünftigen Wirtshaus
Danach passieren wir radfahrend Dörfer und Weiler wie aus dem Heimatfilm. Nach entspannten ebenen Passagen wirkt die kurze Auffahrt nach Neubeuern fast wie eine unüberwindbare Rampe. Aber der Abstecher muss sein. Neubeuern ist ein dörfliches Kleinod mit Mauer umgeben und denkmalgeschütztem Marktplatz. Und überall wird man freundlich begrüßt. Im sanften Hügelland zwischen Chiemsee und Samerberg geht's weiter gen Osten. Die Wegführung zeigt sich zahm. Wohl damit der Genussradler genügend Aufmerksamkeit für das allgegenwärtige Oberbayern-Klischee übrig hat: Kühe auf der Weide, dahinter blumengeschmückte Bauernhöfe. Und natürlich markante Berge wie die Kampenwand hinter Aschau. Dazu passt auch unsere Mittagsrast beim Alten Wirt in Bernau, ein zünftiges Wirtshaus mit Holzbalkonen und Maibaum davor - und einer deftigen Speisekarte. Damit's der Magen nicht allzu schwer hat, bleibt es bei einem bayerischen Suppentopf mit Ochs und Brezn. Denn das Gelände wird bald wieder gebirgiger. Etwa hinauf nach Bad Adelholzen. Dort wo Nonnen die berühmte Mineralwasserquelle managen.
Bayerns letzter Korbflechter
Tradition wird im äußersten Südosten Deutschlands noch überall gelebt und gepflegt. Dass aber ein Korbmacher vor seiner Werkstatt in der Sonne sitzt und Weiden flechtet, zählt auch hier zu den besonderen Überbleibseln aus alten Zeiten. "I bin Bayerns letzter Korbflechter - ohne Schmarrn. Des konnst ma ruhig glaub'n. Des ZDF woar a scho do", erklärt redselig Josef Kohlross, ein kräftig gebautes Handwerkeroriginal aus Surmühl bei Teisendorf.
Per Rad durch die Urwaldpassage
Mit Blick auf die "liegende Hexe", dem Felsmassiv bei Bad Reichenhall, biegen wir ins Berchtesgadener Land ab. Zuerst noch eine Urwaldpassage mit Sümpfen und Schnaken in den Saalach-Auen, danach deutsche Kultur pur: das Staatsbad Bad Reichenhall mit seniorengerechter Fußgängerzone und Kurpark. Das Kännchen Kaffee und das Stückchen Kuchen mit Sahne zählen hier zum Pflichtprogramm, aus Prinzip, aber auch weil kurz darauf die letzte Bergprüfung wartet: über Bayerisch-Gmain zum Pass Hallthurm. Schieben ist hier keine Schande. Als Entschädigung rollt man im Anschluss fast eben durch alpine Kulissen nach Bischofswiesen und Berchtesgaden. Ein herrliches Fleckchen Erde, meinte schon Alexander von Humboldt zum Königssee und dem Watzmann-Massiv. Wenn man es heute nur mit weniger Leuten teilen müsste.
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Weitere Informationen
Die Tour: Der Abschnitt des Bodensee-Königssee-Radweges zwischen Kochelsee und Königssee umfasst 226 Kilometer und empfiehlt sich für drei bis vier Tagesetappen.
Karten/Literatur: Bikeline Radtourenbuch und Karte 1:50000 "Bodensee-Königssee-Radweg - von Lindau ins Berchtesgadener Land", 132 Seiten, 12,90 Euro. Bruckmanns Radführer "Bodensee - Königssee 16 Tagesetappen mit Karten 1:75000", 192 Seiten, 14,95 Euro.
Auskunft: Tourismusverband München-Oberbayern, Postfach 600320, 81203 München, Tel. 089/829218-0, www.oberbayern.de und www.bodensee-koenigssee-radweg.com