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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Enttäuschung gehört zur Liebe dazu Fünf häufige Liebes-Fallen – und wie Paare sie am besten meistern
Irgendwann im Laufe einer Beziehung setzen die Liebenden die rosarote Brille ab und schauen mit einem realistischeren Blick auf die Partnerschaft. Wer hierbei nicht aufmerksam ist, läuft Gefahr in eine Liebes-Falle zu geraten und den Gefühlen unnötig die Leichtigkeit zu nehmen. Fünf häufige Liebes-Fallen – und wie man sie am besten meistert.
Zu Beginn ist alles perfekt und das Paar schwebt auf Wolke sieben. Wird das Kribbeln mit der Zeit weniger und lassen Aufmerksamkeit und Bemühungen nach, ist die Enttäuschung oft groß. Wer diese unschönen Gefühle richtig einordnet und geschickt mit ihnen umgeht, kann die erste Liebes-Falle gekonnt umschiffen und die Liebe viel mehr genießen.
Liebes-Falle eins: Der Frust nach der rosaroten Brille
"Wichtig ist vor allem, dass die Partner keine Furcht vor den verschiedenen Phasen der Beziehung haben. Wie das Leben selbst ist eine Beziehung andauernde Veränderung. Die Zeit, in der noch alles neu ist, wird irgendwann zu einer Zeit des Ankommens, die ruhiger ist und ja, auch kritischer", weiß Eric Hegmann, Paarberater und Beziehungscoach aus Hamburg.
Allerdings bietet auch die Zeit nach der rosaroten Brille eine Menge Positives. Man entwickelt Vertrauen. Aus dem Verliebtsein kann sich Liebe und somit eine stabile Bindung entwickeln. Was aufregend und spannend war, wird zu einem sicheren Hafen. Wer das Gefühl der ersten Enttäuschung annimmt, sich zugleich aber auch auf das freut, was kommen kann, stärkt die Gefühle und die Partnerschaft.
Liebes-Falle zwei: Aus dem Feuer der Leidenschaft wird ein Gewohnheitsflämmchen
Einen sicheren und ruhigen Hafen zu haben, bietet Schutz und Geborgenheit. Trotzdem sollte man die Segel immer wieder auch in Richtung neuer gemeinsamer Abenteuer setzen. Denn zu viel Gewohnheit und Alltagstrott lassen die Leidenschaft einschlafen. "Um sich immer wieder neu ineinander verlieben zu können, sollten Paare eine Mischung aus Bewährtem und Neuem pflegen: Das Neue für die Erfahrung, die Welt nicht nur aus den eigenen, sondern auch aus den Augen des Partners zu erleben und das Bewährte, um durch Rituale Vertrauen und Verlässlichkeit aufzubauen", rät Hegmann.
Das gilt auch für das Sexualleben: Laut dem Paarberater wird Sex als Hobby von den meisten Paaren unterschätzt. Dabei sei es die schönste und günstigste gemeinsame Freizeitbeschäftigung. Da Sex nicht nur für Lust, Fortpflanzung und Befriedigung sorge, sondern auch für Bindung, stelle ein erfülltes Liebesleben einen wichtigen und bewährten Beziehungskitt dar. Damit es nicht langweilig wird, rät Hegmann Paaren, immer wieder etwas Neues auszuprobieren.
Liebes-Falle drei: Streit über die immer gleichen Themen
Ständiger Streit ist ebenfalls eine Liebes-Falle, die die Gefühle mit der Zeit zerstört. Doch wie kommt das Paar aus diesem Teufelskreis heraus? "Das ist eine große Herausforderung", weiß Hegmann und verweist auf Untersuchungsergebnisse von John Gottman: Fast 70 Prozent der Paarkonflikte sind dem amerikanischen Psychologen zufolge nicht lösbar. "Wir vergeuden also viel Energie mit dem Erreichen von Kompromissen, die keinen Partner gänzlich zufrieden zurücklassen und so in der Folge langfristig für Verbitterung und Frust sorgen", sagt Hegmann.
Die Kunst von glücklichen Paaren bestehe darin, mit den unlösbaren Konflikten umzugehen, also zu verstehen, dass der Wunsch des Partners genauso gerechtfertigt ist wie der eigene. "Das ist in vielen Situationen sehr schwierig. Doch es ist eine Frage von Respekt und Vertrauen, sich nicht immer gegeneinander durchsetzen zu wollen und die Meinung des anderen gelten zu lassen."
Liebes-Falle vier: Sich selbst für die Beziehung aufgeben
Es gehört zu einer funktionierenden Beziehung dazu, dass man auf den Partner zugeht und sich auf ihn einlässt. Kritisch wird es dann, wenn einer von beiden beginnt, sich für die Beziehung zu verbiegen und die eigenen Wünsche immer wieder hinten anstellt. Hier ein gesundes Maß zu finden, ist nicht immer leicht. Wichtig ist die Mischung aus Entgegenkommen und sich selbst wertzuschätzen.
"Ich mag das Modell, dass zwei Menschen ihr 'Ich' in einer Beziehung bewahren und sozusagen die Partnerschaft als dritten Partner gemeinsam schaffen. So bleibt genug Eigenständigkeit und gleichzeitig entsteht das Fundament von etwas Neuem", so der Paarberater. "Die Idee, dass zwei Menschen verschmelzen, sich also ganz aufgeben, um nur noch Eins zu sein, erlebe ich eher als Überromantisierung und nicht als langfristig tragfähige Realität."
Liebes-Fall fünf: Das gemeinsame Ziel fehlt
Eine weitere Liebes-Falle ist, wenn sich das Paar auf seinem gemeinsamen Weg aus den Augen verliert. Mit den Jahren entwickeln sich beide weiter – nicht immer in die gleiche Richtung. Wenn neue Ideen entstehen und sich neue Wünsche auftun, kann es passieren, dass sich das Paar in seinen Bedürfnissen irgendwann stark unterscheidet.
Wie kann die Liebe trotzdem bestehen? "Mit einem gemeinsamen Hauptziel. Solange beide Partner etwa daran arbeiten wollen, zusammen alt zu werden, besteht Hoffnung, dass sie dieses Ziel erreichen", sagt Hegmann. "Für die Liebe braucht es viele Ähnlichkeiten und gemeinsame Werte. Nicht nur um lange zusammenzubleiben, sondern auch um zusammen lange glücklich und zufrieden zu sein."