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On-off-Beziehung: Haben sie eine Zukunft? | Experte erklärt


Eric Hegmann zu On-off-Beziehungen
"Da ist nichts Romantisches dran"

  • T-Online
InterviewVon Jennifer Buchholz

Aktualisiert am 24.08.2024Lesedauer: 4 Min.
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Romantik: Nach einer Trennung sehnen sich viele Paare nach der körperlichen Nähe.Vergrößern des Bildes
Romantik: Nach einer Trennung sehnen sich viele Paare nach körperlicher Nähe. (Quelle: David-Prado/getty-images-bilder)

Nach der Trennung immer wieder zurück zum Ex? Ein Experte erklärt, warum der Rückfall in die alte Beziehung nicht selten ist und was dahintersteckt.

Viele Paare sind sich nach einer Trennung unsicher, ob das Aus wirklich der richtige Schritt oder ein großer Fehler war. Doch ist es sinnvoll, wieder zurück zum/zur Ex zu gehen? Vor allem, wenn es nicht die erste Trennung von dem Partner war, sondern wenn beide nach dem Aus immer wieder erneut zusammenkommen. Eric Hegmann, renommierter Paartherapeut und Gründer der Modern Love School erklärt t-online, warum es On-off-Beziehungen gibt, wer davon besonders oft betroffen ist und wie groß die Chance für ein Happy End ist.

t-online: Herr Hegmann, welche Gründe führen Paare typischerweise dazu, sich immer wieder zu trennen und doch erneut zusammenzufinden?

Eric Hegmann: Bei den meisten Trennungen ist eine Phase üblich, in der mindestens ein Partner den anderen zurückhaben möchte. Der Wunsch ist also normal. Die Phase danach, das Loslassen, die Erkenntnis, wer kann ich sein ohne diese Person, wie kann ich wieder eine Person werden, die ich sein mag und leiden kann, ist erst möglich, wenn die Zum-Ex-zurück-Phase überwunden ist. Das braucht Zeit und manche Paare kommen nicht zum Loslassen.

Gibt es bestimmte Personen, bei denen der Wunsch nach einem Wiederaufleben der Beziehung besonders stark ausgeprägt ist?

Ja. Es sind oft Menschen mit einem verlustängstlichen Verhalten, die sich stark um eine Verbindung bemühen. Häufig stärker, als es vielleicht für sie gut wäre, weil sie dabei die eigenen Bedürfnisse und Grenzen vernachlässigen. Durch die therapeutische Brille betrachtet, ist da auch nichts Romantisches dran, sondern das ist eher eine Phase mit höchstem Stress und drohenden Anpassungsstörungen und depressiven Episoden.

Gibt es typische Muster oder Konflikte, die in On-off-Beziehungen häufiger vorkommen als in stabileren Partnerschaften?

Ich beobachte, dass einige Partner sich selbst als emotional abhängig und wenig selbstbestimmt erleben. Das ist aber nicht die Regel. Die Gründe sind ungemein vielfältig: weil der Lebensstil nicht aufgegeben werden möchte, weil die Kinder noch nicht aus dem Haus sind, weil die Erinnerung an die symbiotische Kennenlernphase so präsent ist, weil Luftschlössern hinterhergetrauert wird, weil es Missverständnisse gab, die sich klären ließen, weil die Partner sich so weit entwickelt haben, einander zu verzeihen und zu heilen ….

Eric Hegmann
Eric Hegmann (Quelle: Janine Meyer)

Zur Person

Eric Hegmann ist Paartherapeut und unter anderem Experte für Integrative Paartherapie, Emotionsfokussierte Paar- und Sexualtherapie sowie systemische Sexual- und Paartherapie. Zudem bietet er digitale Therapieangebote wie die Modern Love School oder Live-Seminare an. Weiterhin gibt Hegmann sowohl im Fernsehen als auch in Podcasts sein Wissen an Betroffene und Interessierte weiter.

Kann eine On-off-Beziehung langfristig stabil und gesund werden, oder ist es besser, die Beziehung endgültig zu beenden?

Das zu beurteilen maße ich mir nicht an. Aber die Erfahrung sagt mir, dass die alten Trennungsgründe meist auch die neuen Trennungsgründe sein werden.

Welche Rolle spielt die Angst vor Einsamkeit oder Veränderung bei der Entscheidung, wieder zusammenzukommen?

Das kann eine Rolle spielen. Ich erlebe das nicht so häufig. Eher die grundsätzliche Angst vor einem Neubeginn und all den Gefahren, die damit kommen könnten. Unser Gehirn ist darauf programmiert, uns vor Gefahren zu schützen. Alles Neue ist deshalb bedrohlich und wird erst einmal abgelehnt. So funktionieren wir: Gefahren meiden, lieber anpassen an das, was wir kennen, selbst dann, wenn es eigentlich nicht gut für uns ist.

Wie wirkt sich eine On-off-Beziehung auf das soziale Umfeld aus, beispielsweise auf Freundschaften und Familienbeziehungen?

Ich denke, das hat sehr mit den Freunden und der Familie zu tun. Ich beobachte einen starken Druck von außen auf Paare, sich zu trennen, wenn beispielsweise ein Partner untreu war. Und das, obwohl die Partner sich vielleicht entschieden haben, den Scherbenhaufen zusammenzukehren und auf das zu blicken, was sie tatsächlich verbindet.

Gibt es bestimmte Verhaltensweisen oder Techniken, die Paaren helfen können, das On-off-Muster zu durchbrechen?

Da rate ich zur Paartherapie. Nicht unbedingt, um tatsächlich wieder zusammenzukommen, sondern damit beide Partner für sich klären können: "Will ich den Preis dafür bezahlen, mich zu dem Partner zu verändern, der ich werden muss, um mit dir zusammen zu sein?"

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Wie kann eine Paartherapie konkret dabei helfen, festzustellen, ob es sich lohnt, an der Beziehung festzuhalten oder sie loszulassen?

Es geht vor allem um eine Klarheit der eigenen und der gemeinsamen Ziele. Dazu gehört Transparenz auch der inneren Kämpfe der Partner. Ich denke, es ist hilfreich zu verstehen, dass die meisten Menschen nach einer Trennung mindestens ambivalent sind, wenn nicht zerrissen zwischen: "Sollen wir es nicht doch noch einmal versuchen?" und "Lass es sein, geh weg! Schütze dich!" Und diese beiden Anteile, der eine, der etwas Neues entdecken will und genug von alten Verletzungen hat, und der andere, der Furcht vor dem Neuen hat und lieber zurückwill in die unbequeme, aber eben bekannte Gefahrenzone: Diese Anteile können in der Therapie separat betrachtet werden. Manchmal gelingt es, diese Anteile anzunähern und aus ihnen ein Team zu machen. Dann gehen Entdecker und Beschützer Hand in Hand und es gelingt eine Entscheidung, unter welchen Bedingungen die Beziehung fortgeführt werden kann. Vielleicht führt der Weg dann in ein Beziehungsglück, das dauerhaft hält.

Vielen Dank, Herr Hegmann.

Schon gewusst?

Laut einer Studie schaden On-off-Beziehungen den Beteiligten. Denn das ständige Hin und Her beeinträchtigt das Sicherheitsgefühl einiger Menschen so stark, dass sie unter Bindungsangst oder/und allgemeinen Angstzuständen leiden können. Auch die Erkrankung an einer Depression ist in bestimmten Fällen nicht auszuschließen.

Verwendete Quellen
  • schriftliches Interview mit Eric Hegmann, Gründer Modern Love School
  • sciencedaily.com "On-again, off-again relationships might be toxic for mental health"
  • beziehungsweise-magazin.de "On-off-Beziehungen machen krank!"
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