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Zum journalistischen Leitbild von t-online."Hotpants-Verbot" ist heiße Luft Wirbel um Kleiderordnung an Würzburger Gymnasium
Der "Dresscode" an einem Gymnasium in Würzburg sorgt derzeit für Aufregung. Schülervertreter hatten eine Kleiderordnung ausgearbeitet, wonach auf bauchfreie Tops und "tiefe Einblicke" verzichtet werden soll. Gegen diese "Gängelung" wehrt sich nun ein Aktionsbündnis von Schülern und Ehemaligen. Sie haben eine Protestseite auf Facebook hochgezogen, die ein großes Medienecho ausgelöst hat. Doch offensichtlich gibt es mehr heiße Luft als heiße Looks.
Wie sollen sich Schüler im Unterricht angemessen kleiden? Diese Frage taucht immer wieder auf, vor allem im Sommer, wenn bei heißen Temperaturen die Kleidung der Jugendlichen eher ins Freibad passt als in den Unterricht. Jede Schule geht mit diesem Problem auf eigene Weise um. Schuluniformen oder andere strenge Kleidervorschriften sind in Deutschland traditionell wenig verbreitet. Dennoch gibt es Schulen, die solche Regelungen freiwillig beschließen, auch um Hänseleien wegen fehlender Markenkleidung aus dem Weg zu gehen.
"Es ging nicht darum, bestimmte Kleidungsstücke zu verbieten"
Auch am Würzburger Deutschhaus-Gymnasium hatten sich Vertreter von Eltern, Schülern und Lehrern Gedanken über Kleidung von Schülern gemacht. "Es ging aber nicht darum, bestimmte Kleidungsstücke zu verbieten", betont Oberstudienrätin Marielle Walk als Mitglied der Schulleitung. Sie ergänzt: "Wir sind keine konservative, sondern eher eine liberale Schule."
Das Thema Bekleidung sei in der Elternvertretung aufgekommen. Daraufhin seien die Schüler zu einer Diskussion eingeladen worden. "Wir wollten auf keinen Fall etwas machen, das nicht von den Schülern mitgetragen wird", sagt Walk. Das Schulforum, das Vertretungsorgan von Schülern, Lehrern und Eltern, habe den Plan mehrheitlich unterstützt. Schließlich habe eine Gruppe von 60 bis 80 Schülern einen Dresscode erarbeitet und illustriert. "Das war nicht als Verbot, sondern als Styling-Tipp beabsichtigt", sagt Walk.
"Was Schüler als unpassend empfinden"
Das Plakat zum Dresscode enthält verschiedene Appelle, beispielsweise sollen die Schüler darauf achten, dass keine Unterwäsche zu sehen ist oder auf transparente Oberteile verzichten. Laut Homepage der Schule wollte man damit nicht die Persönlichkeitsentfaltung einschränken, sondern "nur aufzeigen, was auch Schülerinnen und Schüler selbst als unpassend empfinden."
Bei Verstößen gegen den Dresscode gebe es im Sekretariat T-Shirts aus der Schulkleidungskollektion, heißt es auf der Homepage weiter, "die nach einer Woche wieder gewaschen und gebügelt abgegeben werden müssen." So ein Fall ist laut Walk bisher nicht eingetreten. Zudem hätten die Schüler selbst - zumindest jene, die die Kleiderordnung befürworten - überlegt was geschehen soll, wenn sich Einzelne nicht daran halten.
Schüler sollen nicht halbnackt erscheinen
Schnell hat sich der Deutschhaus-Dresscode zum "Hotpants-Verbot" verselbständigt. Walk stellt klar, dass es aber nicht um knappe Hosen oder Röcke gehe, sondern, dass nicht zu viel Haut darunter hervorblitzen soll. Konsens sei gewesen, dass an der Schule T-Shirts mit sexistischen oder rassistischen Äußerungen unerwünscht sind, und dass keine Unterwäsche zu sehen sein soll. Die Botschaft an jeden Schüler laute: "Wir wollen dich nicht halbnackt sehen."
"Unterdrückung von alternativen Kleidungsstilen"
Ein Teil der Schüler findet die neuen Vorschriften dennoch zu streng und hat deshalb auf Facebook die Gruppe "Der Dresscode muss weg" gegründet. Dort heißt es unter anderem: "Zwar wird behauptet, dass dies (der Dresscode, Anmerkung der Redaktion) auch durch die Schüler*innen so gewünscht war, allerdings sieht die allgemeine Stimmung in der Schule völlig anders aus; die meisten sind dagegen."
"Alles in allem ist offensichtlich, dass hier durch Teile der Schulleitung und des Elternbeirates versucht wird, eine gezielte Unterdrückung von alternativen oder offenen Kleidungsstilen über den Umweg des Dresscodes einzuführen. Denn wer sich nicht daran hält, soll gezwungen werden, ein neutrales T-Shirt der Schule anzuziehen. Dies ist für uns völlig inakzeptabel."
Neuabstimmung möglich
Die Schulleitung verweist dagegen auf die demokratische Entscheidung im Schulforum und vermutet, dass am Aktionsbündnis auch viele ehemalige Schüler beteiligt seien. Mit vier Vertretern des Aktionsbündnisses seien die Lehrer in Kontakt getreten. Den Gegnern stehe es nun offen, einen Antrag auf Neuabstimmung über den Dresscode ins Schulforum einzubringen.