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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Gar nicht harmlos Mobbing in der Schule kann Langzeitfolgen haben
Wer in seiner Kindheit von Gleichaltrigen gemobbt wurde, hat nach einer neuen Studie oft auch noch als Erwachsener mit den Folgewirkungen zu kämpfen. Die Langzeitfolgen der Mobbing-Erfahrungen können schwere Krankheiten, Unstetigkeit im Berufsleben und reduzierte Sozialkontakte sein. Das ergab eine Untersuchung, die im US-Fachmagazin "Psychological Science" veröffentlicht wurde.
Für die großangelegte Studie untersuchten die Psychologen die Lebenserfahrungen von 1420 Teilnehmern - zunächst, als sie im Alter zwischen neun und 16 Jahren waren und später im Erwachsenenalter zwischen 24 und 26 Jahren. Dabei zeigte sich, dass solche Teilnehmer, die in ihrer Kindheit gemobbt worden waren, als Erwachsene ein sechs Mal höheres Risiko als andere Teilnehmer hatten, an einer schweren Krankheit zu leiden, regelmäßig zu rauchen oder eine psychische Krankheit zu entwickeln.
Mobbing nicht verharmlosen
Die Schikane durch Gleichaltrige dürfe nicht länger als "harmloser, fast unvermeidbarer Teil des Erwachsenwerdens" abgetan werden, warnt der federführend an der Studie beteiligte Psychologe Dieter Wolke von der britischen University of Warwick. Die Effekte des Mobbings seien "langdauernd und signifikant".
Opfer werden zu Tätern
Die Untersuchung zeigt auch, dass Opfer von Schikane später häufig selber dazu übergehen, andere zu schikanieren. Dieser Befund zeige, wie sich das Mobbing an Schulen ausbreiten könne, wenn nicht dagegen vorgegangen werde, erklärt Wolke.
Jene jungen Menschen, die andere drangsalieren ohne selber vorher Mobbing-Opfer gewesen zu sein, werden in der Studie als "Kinder mit einer vorherrschenden antisozialen Tendenz" beschrieben. Sie verstünden es, andere durch das Mobbing zu ihren "Helfern" zu machen. Wie ihre Opfer hätten die Mobber später als Erwachsene oft Schwierigkeiten, dauerhafte soziale Bindungen einzugehen oder lange in einem Job zu verbleiben.