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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Problematische Beziehung Wenn Mädchen für ältere Männer schwärmen
Ein Teenager-Mädchen verliebt sich in einen älteren Mann - das zählt zu den Klassikern in Liebesbeziehungen. Was aber bringt Teenager dazu, ihr Leben in die Hand eines älteren Mannes zu legen? 2015 machte der Fall einer 14-jährigen Schlagzeilen, die mit einem angeheirateten Onkel durchbrantte.
Für den Direktor der Kriminologische Zentralstelle in Wiesbaden, Rudolf Egg, leben solche Paare eine Fantasie aus, die viele Menschen haben, aber aus gutem Grund nicht umsetzen. "Zehn bis 15 Prozent der Männer fühlen sich von Jugendlichen angezogen, die noch halb Mädchen und schon halb Frau sind", sagte Egg in Zusammenhang mit einem ähnlichen Fall.
Aber die meisten Männer beließen es bei der Fantasie, sei es aus moralischen Gründen oder aus Furcht vor Strafe und gesellschaftlicher Ächtung. Letztere hat ein ehemaliger Landesvorsitzende der CDU in Schleswig-Holstein erfahren, als er 2011 seine Liebe zu einer 16-Jährigen gestand und zurücktrat.
Was Mädchen an älteren Männern reizt
Das Verhalten von Mädchen, die eine Beziehung zu einem älteren Mann wünschen, findet Egg ebenfalls nicht ungewöhnlich. "Die Schwärmerei von Mädchen etwa für ihre Lehrer oder den Pfarrer sind ja bekannt." Die Erwachsenen repräsentierten das, was sie selbst noch nicht haben: Reife und Selbstbewusstsein. Meist fallen solche Schwärmereien nicht auf fruchtbaren Boden und erlöschen schnell.
Das Internet als ideale Plattform für solche Beziehungen
Es muss einiges zusammenkommen, damit ein solch ungleiches Paar in der Realität entsteht. Das Internet spielt dabei für Egg nicht die entscheidende Rolle. "Es ist nur eine Möglichkeit mehr, um miteinander in Kontakt zu kommen."
Für die Kriminalistin Rita Steffes-enn vom Zentrum für Kriminologie und Polizeiforschung in Kaisersesch ist das Internet "eine gute Plattform, um anonym zu bleiben. Das Paar kann sich näher kennenlernen, ohne sich mit dem störenden Umfeld, etwa den Eltern, auseinandersetzen zu müssen." Im richtigen Leben falle ein Mann dagegen schnell auf, wenn er sich mit einer Jugendlichen treffe. Zudem sind Mädchen schnell bereit, im Internet ihre Gefühle offenzulegen.
Das lässt sich vielfach nachlesen. So berichtet ein Mädchen unter dem Pseudonym "untilyoucomeback" über eine Erfahrung als 14-Jährige: "Ich hab mich in ihn verliebt, obwohl ich ihn real noch nie gesehen hatte, und über das Chatten ist es auch nie hinausgegangen. Doch dann kam er immer seltener online. Es hat mich fertig gemacht, ich wurde abhängig von meinem Computer."
Pubertierende sind empfänglich für die Zuneigung von Erwachsenen
Dass solche Mädchen für die Annäherungsversuche eines älteren Mannes offen sind, steht für Steffes-enn außer Frage. "Pubertierende sind in einem Moment ganz erwachsen und dann wieder wie kleine Kinder. Wenn ein Erwachsener auf all das eingeht, dann tut das unheimlich gut." Besonders empfänglich seien emotional vernachlässigte Jugendliche. "Aber anfällig sind sicher auch Mädchen, die aus ganz normalen Elternhäusern kommen. Da muss nichts schiefgelaufen sein."
Die Männer sind oft uneinsichtig
Bei den betreffenden Männern sieht Egg, der in solchen Fällen als Gutachter gehört wird, eine gewisse Unreife. "Oft sagen sie selbst, dass sie noch wie Kinder sind." Ein Motiv sei auch, dass sie die Frauen beschützen wollten, was sie in gleichberechtigten Partnerschaften kaum ausleben können. An dieser Frage würden solche Beziehungen auch später oft scheitern. "Wenn die Mädchen erwachsen werden, sehen sie das Ungleichgewicht und beenden das Ganze."
Die Männer, die wegen ihrer Liebe zu Minderjährigen meist vor Gericht kommen, zeigten sich oft wenig einsichtig. "Viele von ihnen schämen sich nicht, weil das Mädchen doch schon so erwachsen war", sagt Egg. "Diese Männer haben ihre eigene Version der Geschichte, in der nicht sie, sondern die Gesetze das Problem sind."