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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Schulkind & Jugendliche Wenn Mobbing ein Leben zerstört
Ein 15-jähriges Mädchen wird auf einer Party von vier jungen Männern vergewaltigt. Schrecklich genug. Einer der Täter fotografiert die Tat auch noch, ist so dreist, ein Foto an die Mitschüler des Mädchens einer Highschool in Kanada weiterzuleiten. Das Mädchen ist verletzt, gedemütigt, ihr Leben in Trümmern. Die vier Jungs kommen ohne Strafe für die Vergewaltigung davon. Rehtaeh, so der Name des Mädchens, kann so nicht mehr weiterleben. Mit 17 begeht sie nach monatelang erduldetem Mobbing Selbstmord. Ihre Mutter klagt an.
Auf die Vergewaltigung folgt Mobbing
Der Junge fand es lustig, das Bild des Mädchens zu verbreiten. Eine virale Vergewaltigung folgte der körperlichen. Alle kennen das Foto, keiner hält zu ihr. Als Schlampe beschimpft, alleingelassen von den Freunden, fiel sie in Depressionen, dann wieder bäumte sie sich in Wutausbrüchen auf. Eine psychiatrische Behandlung blieb erfolglos, ein Schulwechsel brachte keine Erlösung, das Mobbing ging weiter. Die Stimmungsschwankungen hielten an. Sie wird von Fremden gefragt "Willst Du Sex mit mir haben?". Monatelang. Ihre Mutter kannte alle Schmähungen, Rehtaeh hatte wenig Geheimnisse vor ihr.
Selbstmord mit 17
Die Vergewaltigung geschah im November 2011, jetzt beging Rehtaeh Selbstmord. Im Badezimmer der Eltern erhängt sie sich. Die Mutter bricht die Türe auf, doch Wiederbelebungsversuche haben keinen Erfolg. Die Ärzte können sie nicht mehr retten.
Oft hätte Rehtaeh erwähnt, dass sie über Selbstmord nachdenke, aber "ich könnte es nie tun, denn ich wüsste, das würde dich zerstören". Und doch wird sie diesen Satz schreiben: "Mein wunderschönes Mädchen hat sich erhängt ...." Auf der Seite, die sie gestaltet, um die Rehtaeh zu feiern, die wir kannten und liebten.
Angel Rehtaeh auf Facebook
"Angel Rehtaeh" so heißt die Facebook-Seite, die inzwischen rund 42.000 Likes hat, die ständig mehr werden, sie erhält viele rührende Kommentare. Hier schildert ihre Mutter das Drama, an dem ihre Tochter zerbrach. Ständig wächst die digitale Trauergemeinde.
Das Mitgefühl tut ihr sicher gut, doch es kommt zu spät. Die Mutter beklagt gegenüber einer Zeitung, dass die Mitschüler gnadenlos gewesen seien. Jetzt will sich laut RP-online die Hackergruppe Anonymous einschalten und die Namen der Täter veröffentlichen, zwei hätte sie schon identifiziert.
Vergewaltiger blieben straffrei
"Wer hat versagt?" fragt die kanadische Zeitung "The Chronicle Herald". Unfassbar, dass die Täter nicht belangt wurden. Nach einem Jahr wurden die Ermittlungen eingestellt. Zwar glaubte man die Vergewaltigung, doch die Beweise genügten vor Gericht nicht.
Rehteahs Mutter über ihr Kind
Es ist ein langer Beitrag, den Rehtaes Mutter ihrer Tochter widmet, in der sie Rehtaehs Geschichte erzählt, die Sonnen- und die Schattenseiten. Besonders ihre Schlusssätze sind bemerkenswert und aufwühlend: "Rehtaeh hat uns heute verlassen wegen dieser vier Jungs, die dachten es sei OK, ein 15-jähriges Mädchen zu vergewaltigen und ein Foto davon zu verbreiten, um ihren Lebensmut und ihr Ansehen zu zerstören. Das gesamte Mobbing, das Bullying, die Nachrichten, die Belästigungen, die nicht aufhörten, sind genauso schuld. Außerdem hat das Gerechtigkeitssystem sie im Stich gelassen. Das sind die Leute, die meinem wunderbaren Mädchen das Leben genommen haben. (...) Sie machte mein Leben vollkommen. Als Rehtaeh geboren wurde, gab ich ihr alles und versprach ihr die gesamte Welt. Andere in dieser Welt nahmen ihr das weg."
Die Liste der Fälle von Mobbing im Internet, die tödlich für die Opfer enden wird immer länger.