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"Slow Family": Dieses Rezept für eine glückliche Kindheit ist zu einfach


"Slow Family"
Dieses Rezept für eine glückliche Kindheit ist zu einfach

Einfach mal den Druck rausnehmen. Nicht hetzen, in den Tag hineinleben, Kindheit und Elternsein genießen - klingt gut. Aber was ist mit fordern und fördern? Wir sind verwirrt - verloren irgendwo zwischen "Slow Family", Tiger-Mama und Helikopter-Eltern.

Aktualisiert am 10.10.2016|Lesedauer: 3 Min.
t-online, Maria M. Held
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Eine Rezension von Maria M. Held

Die Autorinnen Nicola Schmidt und Julia Dibbern haben ein Buch darüber geschrieben, wie Entschleunigung in der Familie gelingen kann.Vergrößern des Bildes
Die Autorinnen Nicola Schmidt und Julia Dibbern haben ein Buch darüber geschrieben, wie Entschleunigung in der Familie gelingen kann. (Quelle: Beltz Verlag / Petra Arnold)

"Sieben Zutaten für ein einfaches Leben mit Kindern" verspricht das frisch erschienene Buch "Slow Family". Slow Food kenne ich – und fange an nervös zu werden. Dazu braucht man bestimmt wieder Geduld – und die habe ich nicht. Nicht mehr, seit meine Kinder für das Schleifen-binden-Diplom geübt haben. Womöglich läuft es auf "früher war alles besser" hinaus. Dabei ist doch längst "fordern und fördern" der Takt unserer Zeit, selbst wenn man weder Tiger-Mutter noch Helikopter-Mutter ist.

Zutaten für eine glückliche Kindheit

Was ist denn nun das Geheimnis einer glückliche Kindheit? Die Autorinnen Julia Dibbern und Nicola Schmidt stellen diese sieben Zutaten für ihr Rezept einer glücklichen, langsam-lebenden Familie zusammen:

  • Liebe
  • Natur
  • Achtsamkeit
  • Gemeinschaft
  • Ressourcen
  • Wissen
  • Zauber.

Einmal tief in die Esoterik-Kiste gegriffen, ein bisschen alternative Bildung, ein bisschen Polit-Talk – denn Achtsamkeit taucht heute in jeder Talkrunde auf – fertig ist das Patentrezept für die artgerechte Kinderhaltung. "Artgerechtes Menschenleben" heißt nämlich das Projekt der Autorin Schmidt. Dort organisiert sie gemeinsam mit Wildnispädagogen Camps und Workshops für Kinder und Eltern.

Nein, so einfach ist es nicht!

Funktioniert das Rezept? Leider nein. Zumindest nicht so einfach, auch wenn die Autorinnen versprechen: "Slow Family lässt sich mit ein paar einfachen Entscheidungen überall herstellen." Doch viel wichtiger und ehrlicher klingt der Satz: "Es gibt viele Wege, sich wohl zu fühlen." Und die beiden Autorinnen haben viele Wege ausprobiert: Rückzug aufs Land und in die Südsee, Urban Gardening, Filzen, Bildung, Gemeinschaftsleben, Bücher schreiben, Netzwerken.

Mit dem Rezeptteil will das Duo die Leser wohl davor bewahren, in die selben Fallen zu tappen wie sie selbst. Nett gemeint – allerdings hält das Leben so vielfältige Fallen bereit, da bleiben bestimmt noch welche zum selbst Hineintappen übrig.

Dialoge der Autorinnen fließen in die Texte ein, das lässt die Aussagen und Tipps glaubhaft wirken. Den Mix aus Ratschlägen, Wissenschaftshäppchen und Erfahrungsbericht muss man jedoch mögen.

Achtsamkeit ist das neue Zauberwort

Das Buch ist irgendwie aus der Zeit gefallen. Man hat alles schon mal so oder so ähnlich gehört: Sätze wie "weniger ist mehr", "Bullerbü ist überall", "Happy Families - Happy Planet". Allzu bekannt klingen auch die Beschreibungen der Zerrissenheit von Müttern, die alles richtig machen wollen und des stressigen Alltags mit Kleinkindern.

Achtsamkeit statt Drill ist eine Botschaft. Neu erfunden haben die Autorinnen den Begriff nicht. Achtsamkeit gehört zur Slow-Bewegung dazu, ob Slow Food oder Slow Parenting, ebenso wie Nachhaltigkeit.

Kinder sollen spielen dürfen statt verplant zu werden – eine wunderbare Idee, die sich auch ohne dieses Buch schon herumgesprochen hat.

Es geht aber auch um Eltern als Wirtschaftskraft. Die Autorinnen kratzen an Themen wie Bedürfnis-Hierarchien und übertragen sie auf Familien: Was macht Stress im Job, mit dem Partner, im Alltag mit Eltern und wie beeinflusst er die Erziehung? Die Autorinnen sparen auch hier nicht mit Ratschlägen zum Stressabbau.

Fazit der Rezensentin

Würde ich diesen Ratgeber einer Familie schenken? Nur, wenn ich wüsste, er passt haargenau. Aber ich bin skeptisch bei Ratgebern, die eine ganz bestimmte Lebensweise vorgeben. Ich fände ein solches Geschenk bevormundend, nach dem Motto "Guck mal, die machen es richtig."

Aus jedem Ratgeber zieht man Erkenntnisse. Aber sie 1:1 übernehmen - nein danke! Jede und jeder muss ihren oder seinen individuellen Weg finden. Das gilt für alle Erziehungsratgeber. Dieses Buch hat mich nur durch seinen Titel angesprochen.

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