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Spielzeug: Alte Spielsachen aufheben


Oll, aber doll!
Darum sollten Sie altes Spielzeug nicht einfach wegwerfen

Unmengen an Spielzeug sammeln sich auf dem Kinderzimmerboden - wäre es da nicht sinnvoll, manche Dinge von Generation zu Generation weiterzugeben statt immer wieder Neues anzuschaffen? Alte Spielsachen haben nämlich noch einen ganz anderen Wert: Kinder können sich dadurch besser in die Kindheit ihrer Eltern hineinversetzen.

19.12.2012|Lesedauer: 4 Min.
Von dpa
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Alte Schätze bereichern die Familie

In staubigen Kisten lagern auf Dachböden oder in Kellerräumen oft Spielzeugschätze aus der eigenen Kindheit. Ritterburgen, Modell- und Holzeisenbahnen oder Barbiepuppen - so manche frisch gebackenen Eltern graben die Spielsachen wieder aus, um sie ihrem eigenen Nachwuchs zu schenken. Andere beklagen verlorene Schätze und sagen sich: "Hätte ich doch bloß mein Piratenschiff damals nicht auf dem Flohmarkt verkauft." Ob aus Sentimentalität, Sparsamkeit, Rücksicht auf die Umwelt oder dem Wunsch, den Kindern etwas über sich zu erzählen: Die aufgehobenen Dinge können Familien bereichern.

Dank der Spielzeug-Schätze der Eltern können sich Kinder besser in deren Kindheit versetzen.Vergrößern des Bildes
Dank der Spielzeug-Schätze der Eltern können sich Kinder besser in deren Kindheit versetzen. (Quelle: dpa-bilder)

Diese Spielsachen erzählen eine Geschichte

"Alte Spielsachen, die des Aufhebens wert sind, sind meist mit guten persönlichen Erinnerungen und Gefühlen aus der eigenen Kindheit besetzt", sagt Hein Retter, emeritierter Professor für Allgemeine Pädagogik von der Technischen Universität Braunschweig. Sie bildeten einen Teil der eigenen Biografie, die man gerne an die eigenen Kinder weitergebe.

Jede der aufbewahrten alten Spielsachen habe ihre eigene kleine Geschichte. "Kinder sind an solchen Geschichten interessiert. Sie erfahren etwas von den Eltern, von deren Kindheit und Spielkameraden, auch von ihren Freundschaften und kleinen Konflikten." Dies werde vor allem dann bedeutsam, wenn die Kinder in ein Alter kommen, in dem sie Fragen stellen - zum Beispiel, wie die Kindheit der Eltern war.

"Eine Brücke in die Vergangenheit schlagen"

"Wir sind drei Brüder, und meine Eltern haben unsere gesamte Playmobil-Sammlung und Legos aus den 70ern aufgehoben, teils auch Gesellschaftsspiele, und meine Frau ihre Barbies", erzählt ein 42-jähriger Vater aus Berlin mit zwei Töchtern, der sich glücklich darüber schätzt. Inzwischen seien die alten Spielsachen vermischt mit neuen, und seine Frau und er nutzten den Vergleich, um den neun und zwölf Jahre alten Töchtern zu erklären, was technischer Fortschritt sei. "Unsere Kinder können sich ja gar nicht mehr vorstellen, ohne Internet, Handys und technisches Spielzeug aufzuwachsen und nur drei Fernsehprogramme zu haben. Anhand des Spielzeugs können wir eine Brücke in die Vergangenheit schlagen." Bislang habe es auch noch keine Beschwerden darüber gegeben, dass die aufgehobenen Spielsachen zu altmodisch seien.

Neue Generation, altes Spielzeug

"Bei Oma und Opa hatten wir früher eine Kiste, die immer vom Speicher geholt wurde, darin waren zusammengewürfelte, alte Spielfiguren, beispielsweise von Walt Disney und Schlümpfe", erinnert sich die Studentin Isabel Sonnabend (22) aus Saarbrücken. "Die fand ich toll, denn die Kiste war etwas Besonderes, und man merkt ja schon als Kind, dass etwas Charme hat." Ihr Bruder Daniel (25) erinnert sich vor allem an die Spielzeugautos, die teils von seinem Vater oder dem Onkel stammten.

Die Geschwister sind froh, dass ihre eigenen Spielsachen wiederum aufbewahrt und genutzt werden. Denn derzeit haben sie das Kinderzimmer von zwei kleinen Cousins aus der Familie erobert. Bei Besuchen baut Daniel mit den Jungs ganze Lego-Welten auf - wie in seiner Kindheit. Tante und Onkel wollen dafür sorgen, dass die Spielsachen wohlbehalten an Isabel und Daniel zurückwandern.

Tradition statt Konsumzwang

Das Weitergeben von Spielzeug aus der eigenen Jugend kann aber noch eine andere Funktion haben. "Das ist nicht zuletzt für Familien interessant, die für Nachhaltigkeit und ökologisch sinnvolles Verhalten eintreten und einer Konsum- und Wegwerfhaltung entgegentreten", so Retter. Spätestens ab dem Schulalter würden die Spielinteressen und das Ansehen der Kids maßgeblich durch die von Gleichaltrigen gesetzten Standards geformt, etwa dem Besitz bestimmter Videospiele. "Mit alten Spielsachen, die fast schon Sammler- oder Liebhaberwert haben, wird bei den eigenen Kindern kaum Begeisterung zu wecken sein - so könnte man meinen."

Entscheidend sei dann, in welchem Maße Eltern es schafften, ihren Kindern durch gemeinsames Spielen mit den Dingen Zeit, Zuwendung und Anerkennung zukommen zu lassen. "Wenn Eltern Wert darauf legen, dass ihr Kind lernt, gegenüber dem Einfluss der Konsumwelt eine gewisse Unabhängigkeit zu bewahren, dann sind Spieltraditionen innerhalb der Familie ein wirksames Mittel", sagt Retter.

Letztendlich entscheiden die Kinder, womit sie spielen wollen

Doch was tun, wenn der Nachwuchs kein Interesse hat an der heiß geliebten Eisenbahn oder dem nostalgischen Gesellschaftsspiel? "Möglicherweise haben die Eltern nur Dinge aufgehoben, die für sie einen besonderen Wert und ihre Fantasie beflügelt haben", sagt der Psychologe und Erziehungsberater Andreas Engel aus Hof. Eltern sollten jedoch nicht zu hohe Erwartungen haben, dass die Kinder begeistert sind. "Kinder bestimmen selbst, womit sie spielen, sie richten sich beim Spielen oft nicht nach den Wünschen ihrer Eltern."

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