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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Unerwünschter Gast Waschbären in Deutschland: Eine echte Plage?
Ursprünglich stammen sie aus Amerika, doch mittlerweile sind Waschbären auch in Deutschland beheimatet – und zwar in rauen Mengen! Es wird geschätzt, dass hierzulande mehr als 500.000 Tiere leben. Inzwischen haben sie sich auch in der Stadt angesiedelt. Gern gesehene Gäste sind sie jedoch nicht.
Was machen Waschbären in der Stadt?
Aufgrund ihres schönen Fells wurden Waschbären in Deutschland noch vor gut 80 Jahren gezüchtet. In den 1930er Jahren setzte man dann außerdem Waschbärenpärchen außerhalb der Stadt aus, um sie in freier Natur zu jagen. Dank ihrer guten Anpassungsfähigkeit, ihrem Geschick bei der Nahrungssuche und ihren geringen Ansprüche konnten sich die Tiere ungehindert ausbreiten. Zudem haben Waschbären in Deutschland keine natürlichen Feinde. Sie selbst jagen mit Vorliebe Vögel und Fledermäuse, insbesondere Uhu, Sperlingskauz, Hohltaube und Schellente, sind aber im Allgemeinen alles andere als wählerisch, wenn es um ihre Nahrung geht.
In der Stadt fühlt sich der putzige Kleinbär besonders wohl – hier findet er alles, was er zum Leben braucht: Auf dem Kompost, in der Mülltonne und unter dem Obstbaum liegen für den Allesfresser schmackhafte Lebensmittel. Auch die Schlafplätze, Unterschlupf- und Nistmöglichkeiten, die ein Waschbär braucht, sind in der Stadt, beziehungsweise in Vororten vorhanden. Ob in der Kanalisation, in leerstehenden Fabrikhallen, im Dachstuhl von Wohnhäusern, in Kellern, in der Garage oder dem Gartenschuppen – hat der pelzige, kletterfreudige Vierbeiner einmal ein Zuhause gefunden, lässt er sich so schnell nicht mehr vertreiben.
Sind Waschbären in Deutschland ein Problem?
In eben dieser Anpassungsfähigkeit und Hartnäckigkeit der Tiere besteht das Problem. Die Tiere erzeugen nicht nur viel Krach und Dreck, indem sie Mülltonnen umwerfen und diese plündern, sie zerstören auch Dachziegel, Blumentöpfe und hinterlassen Duftmarken, welche ihren Artgenossen den Weg in menschliche Behausungen weisen. Gegenüber ihren Kollegen verhalten sich Waschbären auch sonst sehr sozial: Die Weibchen, auch Fähen genannt, kümmern sich zusammen um den Nachwuchs und gehen gemeinsam auf Nahrungssuche. Häufig kehren Waschbären zu den gleichen Orten in der Stadt zurück oder bewegen sich nur in einem einzigen Viertel.
Bekämpfung der Waschbären-Plage
Um die zunehmende Verbreitung einzudämmen, werden Waschbären in Deutschland gejagt. Im Jagdjahr 2010/2011 wurden laut dem Deutschen Jagdschutzverband über 70.000 Waschbären erlegt, gut 3.000 mehr als im Vorjahr. Das scheint noch nicht auszureichen: „Naturschützer und Jäger sind sich bei uns einig, dass der Waschbär stärker bejagt werden muss“, berichtet Jäger und Fachjournalist Peter Burckhardt aus Gartow in einer Meldung der dpa aus dem Jahr 2013.
Jeder Städter kann seinen Teil zur Bekämpfung der Plage beitragen. Bewahren Sie Müll unzugänglich auf, verschließen Sie Mülltonnen, stellen Sie Gelbe Säcke erst kurz vor der Abholung vor die Tür und werfen Sie keine Fleisch- und Fischprodukte auf den Kompost. Reifes Obst aus dem eigenen Garten sollte vollständig abgeerntet werden.
Mehr als Futterentzug können Sie allerdings selbst nicht tun, denn das Fangen und Jagen von Waschbären ist nicht jedem erlaubt. In die Enge getriebene Waschbären können aggressiv werden und andere Tiere oder sogar Menschen ernsthaft verletzen. Waschbären zu töten ist strafbar und wer eines der Tiere lebend fängt, darf es per Gesetz nur direkt vor der eigenen Haustüre wieder aussetzen. Einen Hund auf die Tiere zu hetzen ist nicht nur verboten, sondern kann auch lebensgefährlich für Ihr Haustier sein. Im Zweifelsfall sollten Sie sich also wegen der unerwünschten Mitbewohnern am besten an Experten wenden.