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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Traditionelles Ostergericht Osterlamm: Wie gut ist Fleisch aus Neuseeland?
An Ostern legen sich viele Deutsche gern ein Stück Lamm auf den Teller. Oft kommt es von der anderen Seite der Welt. Doch ist deutsches Fleisch automatisch besser?
Eine Wiese hoch oben über dem Südpazifik, eine Herde Schafe in der kühlen Morgensonne, das Gras ist noch nass. Sehr viel weiter weg könnte Deutschland mit seinen gut beheizten Wohnzimmern nicht sein. Trotzdem landen nicht wenige Lämmer, die friedlich über Neuseelands Südinsel trotten, 18.000 Kilometer weiter auf deutschen Esstischen – ungeachtet der Corona-Pandemie.
Zu Ostern kommt in Deutschland, wo ansonsten lieber Schwein und Rind gegessen wird, in vielen Familien Lamm auf den Tisch. Das hat im Christentum Tradition. Meist gibt es Keule oder Karree. Heutzutage muss vor Zubereitung des Festtagsbratens aber noch eine andere Frage geklärt werden: Wo soll das Lamm herkommen, von nah oder fern?
Deutschland ist wichtiger Markt für Lammfleisch
In Sachen Osterbraten ist Deutschland auf Importe angewiesen: 2018 wurden in Deutschland etwa 80.000 Tonnen Schaf- und Ziegenfleisch verbraucht, die Nettoeigenerzeugung lag nach den Zahlen des Bundeslandwirtschaftsministeriums aber nur bei 34.600 Tonnen.
Aus Neuseeland, einem Land mit sehr vielen Schafen, werden nach Zahlen des dortigen Züchterverbandes Beef+Lamb mehr als 15.000 Tonnen Lammfleisch geliefert. Nach China, den USA und Großbritannien ist die Bundesrepublik viertwichtigster Absatzmarkt für Neuseelands Züchter.
Keine Tierfabriken in Neuseeland
Eine davon ist Dawn Sangster. Ihre Familie bewirtschaftet im Hochland von Central Otago auf der Südinsel schon seit den 1920er Jahren eine Farm von 25 Quadratkilometern. 3.500 Schafe umfasst der Bestand. Solche Betriebe gibt es in Neuseeland viele. Auf nicht einmal fünf Millionen Einwohner kommen in dem Pazifikstaat mehr als 27,5 Millionen Schafe. Fast alles Fleisch geht deshalb in den Export.
Wenn Besucher kommen, fährt Sangster mit ihnen gern auf einen der vielen Hügel. Die Schafe grasen hier zu Dutzenden in freier Natur. Auf ihre Arbeit ist die 59-Jährige stolz. "Wenn du ein kleines Kind fragst, wie ein Schaf lebt, dann sagt es: 'Ein Schaf steht draußen auf der Wiese und frisst Gras.' So wie bei uns." Die Schafzucht in Neuseeland ist straff organisiert. Tierfabriken, wie man sie aus vielen anderen Länder kennt, gibt es hier aber nicht.
Osterlämmer aus Neuseeland wurden vor Corona geschlachtet
Experten sind der Meinung, dass Neuseeland-Lamm deshalb nicht nur ein besonders mildes Aroma hat, sondern auch gesünder ist. Bei der Schlachtung – durch einen Stromschlag – sind die Tiere meist zwischen vier und sechs Monate alt. Im Durchschnitt bringt ein Lamm – ohne Fell, Kopf und Innereien – 19 Kilo auf den Haken.
Nach der Zerlegung in Einzelteile wird das Fleisch gefrostet und dann meistens noch vor Ort mit Etiketten in Landessprache versehen. Die besseren Teile gehen nach Europa und in die USA. Der Transport mit dem Schiff nach Europa, im Tiefkühlcontainer, dauert etwa sechs Wochen. Das Fleisch, das jetzt in den deutschen Supermärkten liegt, stammt also noch aus den Zeiten vor Corona.
Lokales oder neuseeländisches Lamm: Was ist besser für die Ökobilanz?
Was die Auswirkungen auf die Umwelt angeht, gibt es unterschiedliche Meinungen. Viele glauben, dass der Verzehr von Neuseeland-Lamm außerhalb Neuseelands über die Maßen das Klima schädigt. Es gibt aber auch Studien, wonach lokal produziertes Fleisch nicht zwingend die bessere Ökobilanz hat: Weil es nicht allein auf den Transportweg ankommt, sondern auch auf Produktionsweise und Größe eines Betriebs.
Auch wenn Ostern in diesem Jahr im Zeichen der Corona-Epidemie steht, ist zumindest die Versorgung mit dem Osterbraten gesichert. Der Nachschub an Lammfleisch ist nach Angaben des Deutschen Fleischer-Verbands (DFV) nicht ins Stocken geraten. Sowohl die in vielen Metzgereien angebotenen regionalen Produkte als auch Importe aus Neuseeland sind erhältlich. "Damit können die Kunden auch zu Ostern gut versorgt werden", sagt Reinhard von Stoutz, Mitglied der Geschäftsleitung des DFV.
- Nachrichtenagentur dpa