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Kindererziehung: So bringen Eltern ihren Kindern Manieren bei


Manieren
Kinder können gutes Benehmen spielerisch erlernen

Wenn ein Baby beim Essen den Brei auf sein Gegenüber prustet oder ein Zweijähriger jedes Mal, wenn die parfümierte Nachbarin auftaucht, fragt, was hier so komisch riecht, dann greift der Welpenbonus - gerade noch. Denn der Vorsitzende der deutschen Knigge-Gesellschaft, Hans-Michael Klein, weist im Gespräch mit der Elternredaktion von t-online.de darauf hin, dass das Benehmen immer der Entwicklungsstufe des Kindes entsprechen sollte. Das bedeutet, dass in ihrem Rahmen bereits Kleinkinder gute Manieren haben können. Zehn Benimmregeln für Kinder finden Sie hier.

Aktualisiert am 27.02.2015|Lesedauer: 4 Min.
t-online, Simone Blaß
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"Je nach Entwicklungsstufe gibt es auch eine Aufnahmefähigkeit für bestimmte Regeln. Schon ganz kleine Kinder können zum Beispiel verstehen, dass es Situationen gibt, in denen wir uns weniger geräuschvoll verhalten als in anderen", erklärt Hans-Michael Klein. Der Experte für gutes Benehmen führt weiter aus: "Wenn man Kinder sozial kompatibel erziehen will, gehören 'Bitte' und 'Danke' einfach dazu. Auch darauf sollte man achten, und zwar von Anfang an und egal, wo. Man darf nicht drei Jahre lang nichts tun und dann plötzlich mit den Erziehungsmaßnahmen anfangen." Der Leiter der Knigge-Akademie hält dieses elterliche Verhalten für das Grundübel, wenn es an gutem Benehmen fehlt.

Auch kleine Kinder können schon Manieren lernen.Vergrößern des Bildes
Auch kleine Kinder können schon Manieren lernen. (Quelle: Thinkstock by Getty-Images-bilder)

Entscheidend ist der Respekt

Ob man von gutem Benehmen, einwandfreien Manieren oder entsprechenden Umgangsformen spricht - gemeint ist letztendlich immer das Gleiche: der Respekt vor dem Anderen. "Gutes Benehmen bedeutet, sich im sozialen Miteinander adäquat zu verhalten. Im Prinzip sollen die Kinder sich in unserem Sozialgefüge bewähren, also so anpassen, dass sie nicht stören, indem sie die Freiheitsgrenzen anderer übertreten." Schreiend durch ein Restaurant rennen, sich am Telefon nur mit einem muffligen Grunzen melden oder sich am Buffet vordrängeln - alles Verhaltensweisen, die dem Knigge-Experten immer wieder negativ auffallen: "Wir erziehen die Kinder zu kleinen Tyrannen, die sozial nicht mehr kompatibel sind." Er ist fest davon überzeugt, dass Kinder das tun sollten, was die Eltern sich von ihnen wünschen: "Meines Erachtens nach entsteht viel Elend dadurch, dass Eltern ihre Kinder auf Augenhöhe behandeln und sich gar nicht trauen, zu sagen, wo es langgeht. Denn eigentlich sollte ein Kind in der Lage sein, klare Anweisungen auch ohne großes Theater zu befolgen."

Manche Benimmregel ist wichtiger als andere

Ein Kind sollte in der Lage sein, altersentsprechend bestimmte Regeln des guten Benehmens umzusetzen. Was man mit der Stoffserviette bei einem Gedeck macht oder welches Messer das Fischmesser ist und warum es neben zwei anderen liegt - das sind Dinge, die man auch ein bisschen später noch lernen kann. Viel wichtiger ist, zu wissen, wie man Erwachsene richtig grüßt, wie man sich am Telefon benimmt oder dass man am Tisch nicht rülpst, und möglichst woanders auch nicht.

Gutes Benehmen ist nicht spießig

Karolin Küntzel hat ihr Buch "Knigge kinderleicht" speziell auf Kinder und Jugendliche ausgerichtet und bleibt bei den Alltagssituationen, in denen sich diese täglich befinden. Wobei sie geschickt mit Vorurteilen wie "Gutes Benehmen ist doch spießig!" aufräumt. "Klar kann es auch langweilig sein, sich ständig gut zu benehmen. Um gegen die Regeln der Gesellschaft zu verstoßen, musst du sie aber erst einmal kennen. Denn wenn du dich aus Versehen danebenbenimmst, ist das oft eher peinlich als cool." Die Regeln zu kennen, auch die, die in den letzten Jahren für den Umgang mit den neuen Medien entstanden sind, schafft eine gewisse Sicherheit auf dem gesellschaftlichen Parkett, und mit der können auch ungewohnte oder neue Situationen leichter bewältigt werden.

Spätestens im Berufsleben braucht man gute Manieren

Gerade im Hinblick auf die Suche nach einer Lehrstelle gibt Dr. Klein zu bedenken: "Psychologen gehen davon aus, dass jedes fünfte Kind nicht mehr ausbildbar ist. Und zwar deswegen, weil wichtige soziale Kompetenzen im Elternhaus nicht mehr vermittelt werden. Wenn Jugendliche eine Ausbildung suchen, dann treffen sie nun mal auf die Vorstellungen von Erwachsenen, die nicht unbedingt mit den eigenen übereinstimmen. Hier ist durchaus wichtig, das Ganze aus der Erwachsenenperspektive zu betrachten und sozusagen die "Regeln der Herrschenden" zu beachten.

Vorbilder spielen eine wichtige Rolle

Beim Thema "Gutes Benehmen" lauert so manches Minenfeld. Die Erzieherin Gerit Kopietz und der Jugendsoziologe und Kommunikationstrainer Jörg Sommer widmen den Tretminen der Etikette ein ganzes Kapitel ihres Buches "Füße vom Tisch". In ihrem Benimm-Führer für Freizeit, Schule und Internet beschäftigen sie sich unter anderem mit der Frage, wie man sich bei einer Beerdigung verhält oder was man bei einem Besuch im Krankenhaus mitbringt, und zeigen auch hier wieder auf, dass gute Manieren viel mit Rücksichtnahme zu tun haben.

Kinder, die einwandfreies Benehmen täglich von klein auf vorgelebt bekommen, tun sich leichter im Nachahmen als solche, deren Eltern selbst wenig Wert auf Höflichkeit legen. Denn der Begriff "Vorbild" hat etwas mit dem Wort "Bild" zu tun. Ein inneres Bild, nach dem man sich richten kann.

Schulmeistern ist der falsche Weg

"Aber eigentlich mag ich das Wort 'Vorbild' nicht", meint Dr. Hans-Michael Klein, selbst dreifacher Vater. "Hier ist nämlich Vorsicht geboten. Natürlich sollten Eltern die Regeln auch befolgen, die sie ihrem Kind beibringen möchten. Aber in unserer Gesellschaft kann man auch oft beobachten, dass wir in diesem Zusammenhang schnell beim Schulmeistern landen." Der Benimm-Experte spricht damit Situationen an, in die Eltern häufig kommen, wie zum Beispiel das Überqueren einer Ampel bei Rot, das Glas Wein des Patenonkels kombiniert mit einer Zigarette oder das Nichttragen eines Fahrradhelmes. "Kinder müssen auch differenzieren lernen. Es gibt Dinge, die dürfen Erwachsene und Kinder dürfen sie nicht. Sie müssen auch lernen, dass Menschen mal über die Stränge schlagen oder Fehler machen. Das gehört zum Leben dazu."

Gutes Benehmen kann man spielend lernen

Ganz wichtig ist ihm, dass Eltern Erziehung nicht mit Zwang verwechseln sollten. Kindern gutes Benehmen beizubringen, kann durchaus auch einen spielerischen Charakter haben. Kleinkinder lieben es, innerhalb der Familie das "Guten-Tag-auf-Wiedersehen-Spiel" zu spielen oder mit einem Plastikhandy die Mama am Telefon nachzuahmen. Für Grundschulkinder kann es äußerst spannend sein, bei einem Familienausflug in ein edles Restaurant mal all das auszuprobieren, was man daheim gelernt hat.

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