Geringe Sommerernte Für den Deutschen Honig sieht es dieses Jahr schlecht aus
Frost im Frühjahr lässt nicht nur die Ernte von Obstbauern schrumpfen. Auch für Imker heißt es: Ohne Blüten kein Honig. Zumindest in waldreichen Gebieten konnten Bienen viel Nektar sammeln.
Der kalte April mit seinen frostigen Nächten hat die Ausbeute von Imkern geschmälert. "Vor allem in Franken ist die Sommerblütenernte deutlich unter dem Durchschnitt", sagt der Vorsitzende des Deutschen Imkerbundes, Peter Maske. Durch den Frost seien die Blüten vieler Obstbäume abgestorben. "Auch die Linden sind erfroren", erklärt der Imker aus Schwarzach am Main (Landkreis Kitzingen). Das sei nun beim Honigertrag zu merken. In den übrigen Regionen Bayerns, in denen es deutlich mehr Waldgebiete gibt, habe es zumindest viel Waldhonig gegeben.
Aber auch Imker aus anderen Regionen Deutschlands vermelden eine geringere Ernte in diesem Jahr, wie die Recherche von t-online.de ergab. Insgesamt soll es dieses Jahr rund ein Drittel weniger Honig geben. "Im Gegensatz zur Lindenblüte ist der Ertrag beim Rapshonig in Ordnung", erklärt Doris Buchholz, Imkerin aus Braunschweig. Auch der Ertrag beim Kleehonig und Kornblumenhonig sei dieses Jahr durchaus akzeptabel und eine Alternative zum sehr beliebten Lindenblütenhonig.
Wird Honig jetzt teurer?
Auf die Preise hat der geringere Ertrag bislang keinen Einfluss. Sie liegen wie immer bei etwa fünf bis sechs Euro für ein 500-Gramm-Glas. "Deutscher Honig ist nach wie vor sehr gefragt. Und der Durchschnittspreis wird vom Verbraucher ohne Murren gezahlt", so Maske. Zudem habe die geringere Sommerernte einen positiven Nebeneffekt: "Damit werden auch die Varroamilben weniger." Der Befall mit diesen Parasiten sei aktuell sehr gering.
"Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass das im Herbst noch einmal vermehrt auftreten kann", erklärt Maske. Deshalb müssten die Imker derzeit mit Ameisensäure oder ähnlichen Mitteln gegen die Milbe arbeiten. "Es ist kontinuierlich eine Bekämpfung angesagt", so der Experte, der selbst etwa 50 Bienenvölker besitzt.
Da die Behandlung der Bienenvölker mit Ameisensäure erst nach der Honigernte durchgeführt wird, gelangt diese nicht in den Honig. Verbraucher brauchen demnach keine Bedenken beim Verzehr von Honig zu haben.
120.000 Kilometer für ein Honigglas
In Deutschland gibt es schätzungsweise rund 800.000 Bienenvölker, die durch Imker betreut werden. Dabei erstreckt sich das Sammelgebiet jedes einzelnen Volks auf rund 50 Quadratkilometer. Zwar ist diese Fläche proportional gesehen, sehr riesig, allerdings müssen die Arbeitsbienen auch rund 120.000 Kilometer fliegen, ehe sie ausreichend Nektar für 500 Gramm Honig gesammelt haben.
Nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums essen die Deutschen rund 85.000 Tonnen Honig pro Jahr. Das sind pro Kopf etwa 1,1 Kilogramm Honig. Damit gilt Deutschland als Honigweltmeister.
So entstehen Sortenhonige
Honig aus Raps, Lindenblüten oder vom Akazienbaum: Wie entstehen eigentlich Sortenhonige, obwohl Bienen doch alle möglichen Blüten anfliegen? Damit Honig einer bestimmten Sorte zugeordnet werden kann, muss der Nektaranteil zu mindestens 60 Prozent aus der jeweiligen Pflanze stammen. Überprüft werden kann das nur mit einer Honiganalyse im Labor, erklärt Sabine Hülsmann von der Verbraucherzentrale Bayern. Bienen sind außerdem "blütenstet", das heißt, sie bevorzugen nur eine einzige Pflanzenart, solange diese ergiebig ist.
Außerdem dürfen beim fertigen Honig Farbe, Aroma, Konsistenz, Zucker- und Mineralstoffgehalt nicht zu stark von der typischen Sorte abweichen. Erst wenn alle Eigenschaften übereinstimmen, darf der Imker seinen Honig als Sortenhonig bezeichnen.