Nach Ausschreitungen Ausgangssperre in Tunesien gilt auch für Touristen
Den nächtlichen, romantischen Ausflug an den Strand müssen Urlauber in Tunesien derzeit ausfallen lassen. Die seit vergangener Woche verhängte Ausgangssperre zwingt auch Touristen ab dem späten Abend in ihre eigenen vier Wände im Hotel.
Die Ausgangssperre gilt laut Auswärtigem Amt aktuell von 22.00 bis 5.00 Uhr. Transfers vom und zum Flughafen sind nach Angaben des tunesischen Fremdenverkehrsamtes aber möglich.
Tunesien: Ausgangssperre schon verkürzt
Die nächtliche Ausgangssperre wurde am 22. Januar verhängt, nachdem es vorher in mehreren Städten zu sozialen Unruhen gekommen war. Inzwischen wurde sie schon verkürzt. Bislang hatte die Regelung bereits ab 20.00 Uhr gegolten. Als Grund für die Verkürzung nannte das Ministerium die "relative Verbesserung der Sicherheitslage".
Anhaltende Proteste im Land
Die Regierung reagierte mit der Ausgangssperre auf anhaltende Proteste gegen Korruption und Arbeitslosigkeit. In der Stadt Kasserine hatte ein 28-jähriger Erwerbsloser am 16. Januar bei Protesten gegen die Arbeitslosigkeit einen tödlichen Stromschlag erlitten. Von Kasserine breiteten sich die Proteste rasch auf zahlreiche Städte des Landes aus, wobei es wiederholt zu Zusammenstößen mit der Polizei und Plünderungen kam.
Verlängerter Ausnahmezustand
Auch am Montag fanden in einigen Städten Protestaktionen statt, allerdings erreichten sie nicht das Ausmaß der vorherigen Unruhen. In Tunesien gilt überdies bis zum 21. Februar ein verlängerbarer Ausnahmezustand. Er war am 24. November verhängt worden, nachdem bei einem Anschlag der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) in der Hauptstadt Tunis zwölf Mitglieder der Präsidentengarde getötet worden waren.
Sonderrechte für Armee und Polizei
Während des Ausnahmezustands verfügen Armee und Polizei in Tunesien über Sonderrechte. Sie können beispielsweise die Medienberichterstattung einschränken und jederzeit Wohnungen durchsuchen. Seit dem Sturz des langjährigen Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali im Januar 2011 verübten in Tunesien mehrfach radikale Islamisten schwere Anschläge.
Polizisten demonstrieren
Hunderte Polizisten demonstrierten am Montag in Zivil vor dem Präsidentenpalast in Karthago für höhere Gehälter. Sie reagierten damit auf das Scheitern der Verhandlungen ihrer Gewerkschaft mit der Regierung. Die Gewerkschaft verweist auf die in den vergangenen Jahren stark gestiegenen Lebenshaltungskosten in Tunesien. Der Regierung zufolge entsprechen die geforderten Gehaltserhöhungen einer Summe von umgerechnet 450 Millionen Euro.
Die Mitglieder der Präsidentengarde beteiligten sich nicht an dem Protest nahe Tunis, trugen aber schwarze Armbänder als Zeichen der Solidarität mit den Polizisten.
Weitere Informationen und aktuelle Hinweise auf der Seite des Auswärtigen Amtes.