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37 Grad: "Superfrauen zwischen Kindern und Karriere"


"37 Grad"
Zwischen Kindern und Karriere: das Leben der "Superfrauen"

t-online, cst

04.03.2014Lesedauer: 5 Min.
Tanja zu Waldeck ist Geschätsführerin in einem Internet-Konzern und Mutter von vier Kindern.Vergrößern des Bildes
Tanja zu Waldeck ist Geschätsführerin in einem Internet-Konzern und Mutter von vier Kindern. (Quelle: Markus Dassel / ZDF)
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Beruf und Familie zu vereinbaren, ist heute für Frauen nicht mehr ungewöhnlich. Mütter in Führungspositionen sind dagegen immer noch eine Seltenheit. Wie gelingt es ihnen, für ihre Kinder da zu sein und gleichzeitig den erhöhten Belastungen im Beruf standzuhalten? Die ZDF-Dokureihe "37 Grad" hat den Alltag von drei Karrierefrauen und ihren Familien mit der Kamera begleitet.

Sie arbeiten viel, reisen rund um die Welt, tragen berufliche Verantwortung in einer Führungsposition - und haben Kinder. Diese Kombination ist unter Frauen immer noch selten in Deutschland, wo bewusst oder unbewusst hauptsächlich von den Müttern erwartet wird, sich um die Kinder zu kümmern. Doch immer mehr gut ausgebildete Frauen wollen dieses Rollenbild aufbrechen.

"Fühle mich manchmal wie eine Dompteuse im Zirkus"

"Wir haben uns bewusst dafür entscheiden, fast ein komplettes Nettogehalt von uns in die Kinderbetreuung zu investieren, damit wir beide sicher sein können, dass die Kinder gut versorgt sind", sagt Tanja zu Waldeck (35). Sie und ihr Mann Alexander sind beide voll berufstätig. Seit zehn Jahren sind sie verheiratet, haben vier Kinder im Alter von eins bis sechs Jahren. Durch die Kinderbetreuung hatte Tanja Zeit und Gelegenheit, an ihrer Karriere zu arbeiten. Nach der Geburt ihres ersten Kindes gründete sie die Firma Netmoms, ein Onlineportal für Eltern. Die Firma ist inzwischen verkauft, Tanja aber weiter Geschäftsführerin geblieben.

Bei vier kleinen Kindern sind Krankheiten an der Tagesordnung. Diesmal trifft es Charlotte, die älteste Tochter. Weinend liegt sie im Bett, möchte die Mama nicht gehen lassen. "Natürlich geht man schweren Herzens. Am liebsten würde man da bleiben und sich um sie kümmern." Die Eltern gehen, für Charlotte sorgt die Kinderfrau.

Ein gemeinsames Familienleben findet während der Woche vor allem beim Frühstück und Abendessen statt. "Für mich ist es eine große Chance, wenn ich die Kinder ins Bett bringe, noch mal mitzubekommen, was sie an dem Tag erlebt haben." Anstrengend ist es trotzdem, nach einem langen Arbeitstag vier Kinder ins Bett zu bringen. "Ich fühle mich abends dann schon manchmal wie eine Dompteuse im Zirkus. Bis man dann fertig ist, ist es locker zehn, halb elf."

Am Wochenende widmet sich Tanja ganz der Familie, die Firma spielt keine Rolle. Wie sieht sie ihr durchorganisiertes Familienleben? "Es ist natürlich schon interessant, dass man als Frau immer danach gefragt wird, wie man das organsiert. Zum Beispiel mein Mann wird das nicht gefragt." Dennoch verrät sie ihr "Geheimnis": Das Wichtigste sei die Partnerwahl. "Ohne den richtigen Partner, der einem hilft, beruflich mal den Rücken frei hält, geht das nicht."

Ohne Terminkalender funktioniert das Familienleben nicht

Ana Christina Grohnert (46) ist karrieretechnisch ganz oben angekommen. Die Betriebswirtin arbeitet im Führungsteam einer großen Wirtschaftprüfungsgesellschaft, ist dort verantwortlich für die Personalstrategie und berät Großbanken. Privat ist sie verheiratet und hat drei Kinder. An mindestens zwei Tagen in der Woche ist sie auf Geschäftsreise und nicht bei der Familie in Hamburg. Auch ihr Mann hat eine Führungsposition und ist ebenfalls viel unterwegs. Ihr Familienleben ist eine Gratwanderung, das ohne Terminkalender nicht funktioniert.

Beruflich ist Ana Christina für 9000 Mitarbeiter verantwortlich, das erfordert ein ständiges Management - für die Firma, aber auch die Familie. Auf Reisen ist das Handy ihr wichtigstes Utensil. "Ich muss mit dem Ohr bei meiner Familie sein. Es würde mich belasten, wenn ich nicht gleichzeitig auch immer wüsste, was bei der Familie läuft."

Nach der Geburt der Kinder sind die Eltern abwechselnd zu Hause geblieben. Wenn beide unterwegs sind, übernimmt das Kindermädchen. Seit 15 Jahren lebt die Familie so, die Kinder kennen es nicht anders. "Ich habe über die Jahre gelernt, den Kindern nie zu sagen, ich bin dann und dann auch da. Das wäre ein Versprechen, was ich dann auch mal brechen muss." Nicht alle haben Verständnis für diesen Lebensentwurf. Im Lauf der Zeit hat Ana Christina gelernt, mit den Vorwürfen, sie sei nicht genug für ihre Kinder da, umzugehen. "Ein schlechtes Gewissen gegenüber der Familie habe ich nicht. Ich habe gelernt, mich frei von diesem Rollenbild zu machen."

Auf die Frage, warum so wenig Frauen Karriere machen, weiß sie eine klare Antwort: "Ich glaube, dass nicht so viele Frauen in Führungspositionen sind, weil wir nicht so viele Rollenbilder dafür haben. Weil in diesen Führungspositionen meistens Männer sind. Das konnte mich einfach nicht aufhalten."

"Mein Mann ist der wichtigste Mensch überhaupt"

Männern werde die Frage, wie sich Karriere und Familie verbinden lasse, nicht gestellt, sagt Christine Serrette (46). Die zweifache Mutter ist Hauptabteilungsleiterin in einem großen Unternehmen für Informationstechnik und für den Internetauftritt der Bundeswehr verantwortlich. Ihren Job erledigt sie möglichst effektiv und pragmatisch, damit Zeit für die Familie bleibt. Ihre Kinder zu Terminen zu begleiten, ist ihr wichtig. "Es ist leider nicht selbstverständlich zu sagen, ich muss jetzt gehen, weil ich eine Veranstaltung in der Schule habe. Da wird schon mal mit den Augen gedreht. Da musst du drüber stehen."

Wie schnell auch ein durchorganisierter Tag ins Wanken gerät, zeigt sich ausgerechnet bei einem wichtigen Familienfest. Christines Sohn hat Firmung. Eigentlich hätte sie frei gehabt, aber ein beruflicher Termin ist dazwischen gekommen. Jetzt muss sie rechtzeitig von Berlin nach Bonn kommen. Es wäre die erste Familienfeier, die sie verpassen würde. Doch das schlechte Wetter macht einen Strich durch ihre perfekte Organisation - Christines Flug wurde annulliert. Christine bleibt nichts anderes übrig, als sich mit einem Mietwagen auf den weiten Weg zu machen. Zu Hause kompensiert Hervé ihr Fehlen. "Mein Mann ist an so einem Tag der wichtigste Mensch überhaupt", weiß Christine.

Arbeitsteilung - nur so klappt der Alltag in der Familie Serrette, seit 20 Jahren sind die beiden verheiratet. Christines Mann Hervé ist nach der Geburt der Kinder neun Jahre zu Hause geblieben. Inzwischen ist auch er wieder voll berufstätig. Durch Christines Job ist die Familie schon viel herumgekommen, hat in den USA und Frankreich gelebt. Die Kinder haben sechs verschiedene Schulen hinter sich gebracht. Nun wünschen sich alle sehnlichst ein Zuhause: ein letzter Umzug ins selbstgebaute Haus steht an.

Organisation und Kommunikation

Für Familien, in denen die Mütter beruflich Karriere machen, gilt umso mehr, was in allen Familien wichtig ist: Organisation und Kommunikation heißen die Zauberwörter, ein verständnisvoller Partner ist nötig, gute Kinderbetreuung unabdingbar. Ob dies ein Modell für viele Familien werden kann oder ob Ana Christina, Christine und Tanja wirklich "Superfrauen" sind, muss die Zukunft zeigen.

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