Fernreisen Bauer privatisiert Teil der Chinesischen Mauer
Es hat ihn jahrelange Arbeit und umgerechnet mehr als 630.000 Euro gekostet: Yang Yongfu hat in Eigenregie einen Teil der Chinesischen Mauer renoviert, privatisiert und in eine Touristenattraktion verwandelt. Der chinesische Bauer folgte damit einem Aufruf der Behörden im Jahr 1999. Ein Gesetz im Jahr 2006 machte sein Projekt am nordwestlichen Ende des Bauwerks in der Grenzstadt Jiayuguan dann illegal. Nun kämpft der 52-Jährige mit der Obrigkeit um die Rechte an der Mauer.
"Sie sagten, ich sei verrückt"
"Am Anfang haben die Leute nicht verstanden, warum ich dieses Projekt begonnen habe", sagt er und lässt seinen Blick über sein 790 Meter langes, ockerfarbenes Werk schweifen. "Sie sagten, ich sei verrückt." Yangs Bau umfasst ein kleines Fort, Wachtürme und hohe Mauern mit Schießscharten, die von dicken Zinnen überragt werden. Die Backsteinmauer erreicht durchschnittlich 4,5 Meter Höhe und stammt im Original aus der Ming-Dynastie (1368-1644). Als Yang im Jahr 2000 mit der Restaurierung nach überlieferten Maurertechniken begann, war davon allerdings nicht mehr viel übrig.
Bauer investiert eigene Ersparnisse und Darlehen von Verwandten
Yang hat sein ganzes Leben in Jiayuguan in der Provinz Gansu verbracht, einer Gegend unendlicher Weiten, Außenposten der Zivilisation vor den Wüsten Zentralasiens. "1999 riefen die örtlichen Behörden die Einwohner auf, die Große Mauer selbst zu renovieren", erzählt Yang. "Ich hatte Lust dazu." Er erhielt eine Genehmigung und investierte über die nächsten Jahre eigene Ersparnisse sowie Darlehen von Verwandten in den Bau. "Die Leute waren skeptisch, weil sie dachten, die Renovierung sei Sache der Regierung", erzählt der Bauer. "Aber man könnte es auch als patriotischen Akt sehen."
Yang baute Parkplatz für Touristen
Inzwischen hat er einen Eingangsbereich für Touristen mit Parkplatz und Fischteich gebaut, seine Frau Tao Huiping verkauft an einem Tisch Eintrittskarten für umgerechnet drei Euro. "Heute sind rund 30 Leute gekommen", sagt sie stolz und lobt die "phänomenale Arbeit" ihres Mannes. "Die Leute nennen ihn Kaiser Yang", lacht sie.
Seit 2006 ist Yangs Werk plötzlich illegal
Die Große Mauer erstreckt sich über Tausende Kilometer von Shanhaiguan an der Ostküste bis nach Jiayuguan am Rande der Wüste Gobi. An manchen Stellen ist sie so baufällig, dass Schätzungen ihrer Gesamtlänge zwischen 9000 und 21.000 Kilometer schwanken. Bereits im dritten Jahrhundert vor Christus begann der Bau an dem Bollwerk. In den vergangenen Jahrzehnten litt die Mauer unter Plünderungen, vor allem während der Kulturrevolution 1966 bis 1976 wurden Steine gestohlen. Auch der Bau von Straßen, Fabriken und Eisenbahnlinien setzten der Mauer zu. Mit wachsendem Wohlstand kümmert sich die chinesische Regierung nun verstärkt um die Restaurierung, zumal die Behörden inzwischen die Bedeutung nationaler Symbole wie historischer Denkmäler entdeckt haben. Seit 2006 darf nur noch die Regierung nationale Relikte verwalten, was Yangs Projekt illegal macht.
Restaurierung wird zur Fälschung
"Ich habe Tränen der Verzweiflung geweint", sagt er. "Ich habe nie Unterstützung von der Regierung bekommen und sie haben mir vorgeworfen, die Mauer zu fälschen. Das macht mich wütend." Umgerechnet 125.000 Euro seiner Investitionen sind noch nicht abbezahlt. Doch Yangs Plackerei könnte sich am Ende doch noch lohnen: Die Regierung denkt darüber nach, sein Mauerteil in Staatsbesitz umzuwandeln und in ein Erhaltungsprojekt aufzunehmen. Ye Yong, der bei der Stadt zuständige Beamte für den Erhalt des Kulturerbes, sagt: "Wir überlegen, es zu kaufen."
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