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Der Uhrenhersteller Stowa - Teil 2


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Stowa: "Millionenfach bewährt" - Teil 2

Martin Häußermann

25.07.2012Lesedauer: 3 Min.
Die Taucheruhr "Seatime", wie sie in den siebziger Jahren gebaut wurde.Vergrößern des Bildes
Die Taucheruhr "Seatime", wie sie in den siebziger Jahren gebaut wurde. (Quelle: Fackelträger Verlag GmbH, Köln; Archiv Martin Häußermann)

Der Uhrenhersteller baut seit über achtzig Jahren edle Zeitmesser. Über die Anfänge in Pforzheim konnten Sie bereits in unserem ersten Teil über Stowa lesen. Wie es nach dem Zweiten Weltkrieg für Stowa weiterging, lesen Sie hier.

Stowa ist eine der wenigen deutschen Uhrenmarken, die, allen Krisen zum Trotz, seit Anfang des 20. Jahrhunderts ununterbrochen aktiv ist. So gelang es der Familie Storz auch nach der Zerstörung ihres Stammhauses am Ende des Zweiten Weltkriegs, die Geschäfte schnell wieder in vollem Umfang aufzunehmen. Nicht nur das: Werner Storz, der Sohn des Firmengründers, brachte es fertig, die Marke international bekannt zu machen und die Produktion nennenswert auszubauen. Auch in der Zeit der Quarzkrise gelang es Storz, Stowa über Wasser zu halten.

Aber zu einem für einen Qualitätsfanatiker hohen Preis: Er strukturierte das Unternehmen vom Remontagebetrieb hochwertiger, mechanischer Uhren zu einem Einschaler billiger Quarzwerke um. Das blieb so, bis Jörg Schauer 1996 die Marke übernahm. Eigentlich klopfte Schauer bei Storz nur an, um alte Mechanikwerke für seine Marke Jörg Schauer zu kaufen. Die bekam er denn auch – und die Marke Stowa samt aller Markenrechte gleich mit dazu. >>

Ermuntert vom Erfolg seiner eigenen Marke, setzt Schauer bei Stowa wieder auf Mechanik. Seine Stowa-Uhren sind meist Interpretationen alter Erfolgsmodelle, angetrieben von Schweizer ETA-Mechanikwerken. Wer dabei aber nur altväterliche Zeitmesser erwartet, sieht sich positiv überrascht. Die Taucheruhr "Seatime" beispielsweise, die in verschiedensten Zifferblattfarben und vier Lünettevarianten lieferbar ist, wirkt sehr modern, mitunter poppig.

Wer es dagegen eher klassisch mag, der sollte die Stowa-Sondereditionen im Auge behalten. Hier setzt Schauer gerne historische Uhrwerke des Pforzheimer Herstellers Durowe ein.

Allerdings nur noch in homöopathischen Dosen, weil Durowe, deren Markenrechte Schauer vor wenigen Jahren aufgekauft hat, Ende der siebziger Jahre den Bau mechanischer Uhrwerke eingestellt hat und später ganz aufgelöst worden ist. >>

Auch unter Schauers Ägide läuft Stowa zwischenzeitlich etwas unrund. Der Preisdruck macht der Marke zu schaffen. Diesen Druck lässt das junge Team in Engelsbrand durch zwei Ventile ab. Zum einen sucht Schauer systematisch und erfolgreich nach günstigen Komponentenherstellern, auch in Fernost, wie er offen einräumt, doch er betont: "Achtzig Prozent der Wertschöpfung an Stowa-Uhren stammen aus Europa." Zum anderen wird die Vertriebspolitik umgestellt: Stowa verlässt den Status einer klassischen Handelsmarke und setzt auf Direktvertrieb. Seit drei Jahren verkauft Schauer Stowa fast nur noch online oder direkt ab Werk. Willkommener Nebeneffekt dabei: Stowa-Uhren sind durch günstigeren Einkauf und den Wegfall von Handelsspannen im Verkaufspreis deutlich günstiger geworden. Mittlerweile läuft’s, und so soll noch 2009 das neue, eigene Fabrikgebäude in Engelsbrand vor den Toren Pforzheims bezogen werden.

Das Medium Internet nutzt Jörg Schauer keineswegs nur als Verkaufsplattform. Der eigenwillige Uhrenbauer diskutiert in zahlreichen Uhrenforen mit und geht dabei auch einem Streit nicht aus dem Weg. Und wenn es sein muss, geigt er Kontrahenten auch mal offline die Meinung. So wie bei der Meinungsfindung hält es Schauer auch bei der Traditionspflege. Mehr als zehn Jahre suchte und fand er sowohl in Internetauktionen als auch auf traditionellen Uhrenbörsen alte Stowa-Uhren. Schon 2002, anlässlich des 75-Jahr-Jubiläums, initiierte er eine Wanderausstellung mit Stowa-Klassikern, die er bei Sammlern und Internethändlern aufgekauft hatte.

Heute ist die stetig wachsende Sammlung zu einem kleinen Museum gereift und im Firmensitz in Engelsbrand zu bewundern – und wer dafür nicht in den Nordschwarzwald aufbrechen will, der kann das auch online tun. Das Museum zeigt restaurierte Uhren, aber auch solche im Originalzustand, da nach Schauers Überzeugung "viele alte Uhren beim Restaurieren nur schlechter werden". Weiter ist er der Meinung: "Eine schöne und sorgfältig getragene Stahluhr aus den Fünfzigern hat ihren Charme; aufpoliert verliert sie oft ihren Reiz, da sich die Restauration ja auch auf dem Zifferblatt und bei den Zeigern fortsetzen sollte. Für mich ist ein stimmiges Gesamtbild einer Uhr wichtiger als der absolut perfekte Zustand. Ich finde, einer Uhr darf man ihr Alter ruhig ansehen. Schließlich erzählen die Uhren durch individuelle Gravuren oder Tragespuren, ja sogar Beschädigungen eine persönliche Geschichte des Trägers." >>

Dabei dienen die Museumsuhren keineswegs nur der Erbauung der Betrachter. Sie sind auch Vorbild für neue Modelle. So denkt Jörg Schauer daran, bald eine elegante Rechteckuhr zu bauen, und auch ein großer Chronograph (ø 41 mm) im Stil einer alten Stowa-Taschenuhr ist in Planung. Womit er wieder einmal deutlich zeigt: Stowa ist weit mehr als nur Fliegeruhr.

Sehen Sie sich einige Modelle von Stowa in unserer Foto-Show an.

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