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China kopiert österreichisches Dorf


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Dorf-Plagiat in China verblüfft Österreicher

Von spiegel-online
16.06.2011Lesedauer: 3 Min.
Hallstatt in Österreich wurde von chinesischen Architekten kopiert.Vergrößern des Bildes
Hallstatt in Österreich wurde von chinesischen Architekten kopiert. (Quelle: imago-images-bilder)

Idyllische Lage am See, viele historische Gebäude: Das Örtchen Hallstadt im Salzkammergut gefiel chinesischen Architekten so gut, dass sie in der Volksrepublik einen heimlichen Nachbau planten. Vielleicht hätten sie den Österreichern Bescheid sagen sollen - die sind nicht sehr amüsiert. Schauen Sie sich das idyllische Dörfchen sowie weitere Nachbauten der Chinesen auch in unserer Foto-Show an.

Bürgermeister ist erstaunt

Aufregung in Hallstatt im Salzkammergut: Ein asiatisches Unternehmen will offenbar eine detailgetreue Kopie der romantischen Gemeinde in der südchinesischen Provinz Guangdong nachbauen. Daneben soll es künftig auch eine Kopie des Hallstätter Sees in kleinerem Format geben, berichten österreichische Medien. Asiatische Architekten hätten in den vergangenen Monaten den von der Unesco als Weltkulturerbe geschützten 800-Einwohner-Ort heimlich genau unter die Lupe genommen, sagte Bürgermeister Alexander Scheutz am Mittwoch: "Die Bevölkerung ist nicht sehr amüsiert, dass das hinter ihrem Rücken passiert ist." Scheutz hatte im Mai per Zufall über einen österreichischen Wirtschaftsdelegierten in Hongkong von dem Vorhaben erfahren. Darauf habe sich das verantwortliche chinesische Immobilienunternehmen gemeldet und eine Städtepartnerschaft der beiden Hallstatts und einen Informationsbesuch in China angeboten. Vor einigen Tagen erfuhr Scheutz dann durch eine "Indiskretion", dass die Pläne für das asiatische Hallstatt schon weit fortgeschritten seien. "Ich bin erstaunt, aber nicht empört", sagte der Bürgermeister. Nun habe er die Unesco und das Land eingeschaltet. Dass Architekten aus China den Baustil "ausspioniert" haben könnten, sei nie aufgefallen, sagte Scheutz der österreichischen Agentur APA: "Wir haben jährlich bis zu 800.000 Tagesgäste, die alles und jeden fotografieren." Wenig erfreut zeigten sich auch Vertreter der Kirche. Das Kopieren eines Gotteshauses als Attraktion sei bedenklich, sagte der katholische Pfarrer Richard Czurylo laut der Zeitung "Die Presse". Es müsse dann zumindest als Ort des Gebetes erklärt werden.

Marketing-Coup für den Tourismus?

Bürgermeister Scheutz kann dem chinesischen Vorhaben aber auch Positives abgewinnen. "Ich glaube, dass es ein Tourismusmotor werden könnte", sagte er. Verstehen könne er jedoch das Unbehagen der betroffenen Einwohner, deren Häuser kopiert werden sollen. Auch Tourismus-Experten sehen mögliche Vorteile für Hallstatt: Das Projekt der Chinesen sei ein "Geschenk", sagte die Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Dachstein-Salzkammergut, Pamela Binder. Es handle sich um eine "tolle Werbung" auf dem chinesischen Markt. Asiatische Gäste kämen häufig im Rahmen von größeren Europa-Reisen in den Welterbe-Ort und seien für Hallstatt sehr wichtig. Binder glaubt nicht, dass die Gäste durch die Kopie davon abgehalten werden könnten, nach Österreich zu kommen: "Wenn ich mir den Eiffelturm im Minimundus ansehe, heißt das auch nicht, dass ich ihn in echt nicht mehr besichtige." Doch ist die originalgetreue Kopie einer Stadt überhaupt zulässig? "Die rechtliche Lage muss noch überprüft werden", sagt Hans-Jörg Kaiser von Icomos Austria, dem nationalen Rat für Denkmalpflege, einer Unterorganisation der Unesco. Gebäude zu fotografieren und dementsprechend nachzubilden, sei prinzipiell aber legal: "Alles, was außen ist, ist öffentlich zugänglich. Nur für eine Vermessung braucht es das Einverständnis des Eigentümers."

Deutsche und britische Nachbauten bei Shanghai

Es ist nicht das erste Mal, dass in China europäische Orte als Inspiration für den Städtebau herhalten müssen. Die Stadt Anting etwa, 30 Kilometer von Shanghai entfernt, bekam 2006 den Stadtteil German Town Anting verpasst. Dieser sieht aus wie eine typische mittelgroße deutsche Stadt, mit vom Bauhaus-Stil inspirierter Architektur und Platz für 20.000 Einwohner. Das Architektenbüro Albert Speer & Partner übernahm den Auftrag und sorgte für authentische deutsche Gebäude. An einem Brunnen sind sogar Statuen von Goethe und Schiller zu bewundern. Im Jahr 2005 entstand in der Nähe von Chengdu British Town, eine Stadt, die detailgetreu an das englische Dorchester erinnert, ein Jahr später wurde Thames Town in der Nähe von Shanghai fertiggestellt, eine naturgetreue Nachbildung eines englischen Städtchens. Dort steht sogar eine 66 Meter hohe Kirche, die verblüffende Ähnlichkeiten mit einer Kathedrale bei Bristol aufweist. Außerdem gibt es in der Umgebung von Shanghai Mini-Versionen von Barcelona und Venedig sowie das skandinavisch anmutende Nordic Town. Solche Ortsplagiate sprechen vor allem Angehörige der oberen Mittelschicht an, bei denen Europa als schick gilt. Manche Großstädter kommen aber auch nur für einen Kurztrip vorbei - zum Beispiel um Hochzeitsfotos zu machen.

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