Beliebtes Weihnachtsgetränk Ist "Lumumba" rassistisch?
Auf den Weihnachtsmärkten ist neben Glühwein auch Kakao mit Schuss ein beliebtes Getränk. Jetzt gibt es allerdings Rassismusvorwürfe gegen den Namen "Lumumba".
Punsch, Glühwein, heißer Kakao mit Schuss: Im Winter haben heiße alkoholische Getränke Hochkonjunktur. Auf vielen Weihnachtsmärkten wird Kakao mit Schuss als "Lumumba" angeboten. Doch genau um diesen Namen ist jetzt eine Rassismus-Debatte entbrannt. Denn der Name steht für einen erschossenen Politiker aus dem Kongo.
Was steckt hinter der Rassismus-Debatte um Lumumba?
Lumumba besteht aus heißem Kakao mit einem Schuss Rum, auf Wunsch gibt es das Getränk auch mit Schlagsahne. Statt Rum kann auch Weinbrand oder Amaretto als Alkoholzugabe dienen. Bisher war die Herkunft des Namens ungeklärt, jetzt sind jedoch Politiker und Journalisten auf den möglicherweise rassistischen Ursprung aufmerksam geworden. Insbesondere in sozialen Netzwerken wie X (vormals Twitter) wird darüber diskutiert. Was steckt dahinter?
Die Diskussion ist eigentlich schon einige Jahre alt: Bereits 2011 hat der Journalist Simon Inou in Wien das Getränk entdeckt und eine Diskussion auf Facebook entfacht. Denn es gab zwar die Mischung aus Kakao und Brandy oder Rum schon lange, der Name "Lumumba" kursiert einem Bericht des "Standard" zufolge aber erst seit den frühen 1960er-Jahren.
Damals erlangte der kongolesische Unabhängigkeitskämpfer Patrice Lumumba Bekanntheit. Er war der erste Regierungschef des unabhängigen Staates Kongo. Wegen seiner politischen Annäherung an die Sowjetunion wurde er 1961 erschossen. Zu dieser Zeit galt der kongolesische Politiker den belgischen Kolonialherren als Hassfigur, stellvertretend für die nach Unabhängigkeit strebenden Afrikaner.
In einer boshaften Mischung aus diesem Hass und farblicher Assoziation soll schließlich der Kakao mit Schuss nach dem Politiker benannt worden sein. Später nutzten allerdings auch linksgerichtete Gruppen den Namen, um Solidarität mit Lumumba zu zeigen.
Rassismus-Kritik taucht jetzt wieder auf
Die aktuelle Diskussion in den sozialen Netzwerken hingegen richtet sich vor allem gegen den mutmaßlichen Rassismus in der Namensgebung. Den Anstoß gab unter anderem die sächsische Grünen-Politikerin Annalena Schmidt. Sie sagt, "Patrice Lumumba steht für die Unabhängigkeitsbewegung in Afrika! Er wurde erschossen! Und ihr benennt 'Kakao mit Schuss' nach ihm!"
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen X-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren X-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
Neben viel Zustimmung gibt es auch Kritik: Einige kommentieren beispielsweise, dass auch andere Lebensmittel als Hommage an berühmte Persönlichkeiten nach ihnen benannt wurden – ohne rassistischen Hintergrund.
"Tote Tante" statt "Lumumba"
Wer ganz sichergehen möchte, kann das Getränk künftig einfach so benennen, wie es in Norddeutschland sowie in den Niederlanden und Dänemark Usus ist: "Tote Tante" oder auf Dänisch "Død tante".
Dieser Name geht zurück auf eine Legende der Insel Föhr: Eine Urne mit der Asche einer in Amerika verstorbenen Norddeutschen soll in einer Kakaokiste auf die Insel zurückgekehrt sein.
- wdr.de: "Rassismus-Diskussionen wegen Kakao-Getränk 'Lumumba'"
- derstandard.at: "Rassistisch trinken"