Puma, Nasenbär, Hunderte Hunde und Katzen So schlimm ist der illegale Tierhandel aktuell
In der Corona-Pandemie boomte der illegale Tierhandel. Doch auch 2022 sind die Zahlen kaum gesunken. Sogar ein Nasenbär und ein Puma waren dabei.
Jährlich wertet der Deutsche Tierschutzbund die Zahlen zu illegalem Heimtierhandel aus. Auch für 2022 ist das Ergebnis erschreckend. 292 Fälle wurden dem Bericht zufolge bekannt, mindestens 1.230 Tiere waren betroffen. Fast alle wurden beschlagnahmt.
Nach dem traurigen Rekord in 2021 (mehr als 2.200 Tiere) sind die Zahlen somit zwar zurückgegangen, bleiben laut Verband aber "besorgniserregend hoch". Und: Diese Fälle stellen laut Tierschutzbund "lediglich die Spitze des Eisbergs" dar. Für die Tierheime bedeutet die Versorgung – insbesondere der vielen Hunde aus dem illegalen Handel – eine extreme Mehrbelastung.
Händler nehmen Tod der Tiere in Kauf
Die Tiere aus dem illegalen Handel sind meist Hunde oder Katzen, sie sind häufig zu jung, krank oder schwach. "Die kriminellen Händler agieren völlig skrupellos und nehmen sogar den Tod der Tiere in Kauf", sagt Dr. Romy Zeller, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund.
Die Tiere würden im Ausland wie Ware gezüchtet und dann nach Deutschland gebracht: "Unsere Auswertung zeigt: Die Tiere waren sehr häufig zu jung für den Grenzübertritt, viele waren krank und litten unter anderem an schweren Durchfallerkrankungen. Im Internet wurden die Welpen für bis zu 3.000 Euro angeboten – von seriösen Angeboten sind solche Anzeigen oft nicht zu unterscheiden."
Illegaler Handel mit Nasenbär und Puma
Während sich die meisten illegalen Händler auf Rassehunde konzentrieren, registrierten die Tierschützer auch zahlreiche andere Tierarten. Neben 1.027 Hunden wurden auch 96 Katzen und 107 Tiere anderer Arten beschlagnahmt. Darunter waren sogar ein Nasenbär und ein Puma.
Besonders beliebt sind Rassehunde wie Zwergspitz oder Malteser, Französische Bulldogge, Chihuahua und Labrador. 2019 waren hingegen auch American Staffordshire Terrier und Dackel unter den Top 3. Diese Rassen werden mittlerweile seltener illegal gehandelt. Die meisten der Tiere – 49 Prozent – sind zwischen acht und 15 Wochen alt gewesen, weitere 38 Prozent waren sogar noch jünger als acht Wochen.
Die meisten Fälle gab es dem Bericht zufolge in Bayern, Berlin und Sachsen. Die Tiere hingegen stammen meist aus osteuropäischen Ländern, die meisten aus Rumänien. Zusätzlich wurden aber auch viele illegale Zuchtbetriebe in Deutschland aufgedeckt.
Tierheime sind überfüllt und finanziell am Limit
Neben den offensichtlichen Problemen für die Tiere und potenzielle künftige Halter ergeben sich auch Probleme für die Tierheime in Deutschland. Werden illegal gehandelte Tiere beschlagnahmt, landen sie üblicherweise in Tierheimen oder Auffangstationen.
Die Kosten werden dort vor allem durch die Vereine selbst gestemmt – obwohl die Unterbringung beschlagnahmter Tiere eine öffentlich-rechtliche Pflichtaufgabe ist, die im Auftrag der Behörden erledigt wird. Die Folge: Viele Tierheime sind überfüllt und finanziell am Limit, klagt der Tierschutzbund.
Auch illegal gekaufte Tiere landen häufig im Tierheim
Und selbst die Tiere, die nicht beschlagnahmt werden, landen häufig in den Heimen: "Welpen, die unüberlegt und spontan über das Internet angeschafft werden, werden nicht selten von ihren Besitzern abgegeben, wenn diese überfordert sind oder hohe unvorhergesehene Kosten entstehen, weil die Tiere eben häufig schwer krank sind."
Neben finanzieller Unterstützung für die Tierheime fordert der Deutsche Tierschutzbund deshalb unter anderem eine gesetzliche Regulierung des Internethandels mit Tieren sowie eine europaweite verpflichtende Kennzeichnung und Registrierung von Hunden und Katzen, um die Problematik einzudämmen.
- Pressemeldung Tierschutzbund: "Auswertung illegaler Heimtierhandel 2022"
- tierschutzbund.de: "Illegaler Heimtierhandel und seine Auswirkungen auf deutsche Tierheime – Auswertung bekannt gewordener Fälle aus dem Jahr 2022"