Bestand gefährdet Raupenart im Agavenschnaps Mezcal identifiziert
Mutprobe oder Qualitätsmerkmal: In vielen Sorten Mezcal schwimmt eine Raupe. Aber zu welcher Art gehört die Larve eigentlich? Und wozu ist sie gut?
Jeder, der sich ein bisschen mit den Spirituosen dieser Welt auskennt, kennt auch die dicke Raupe im mexikanischen Mezcal. Sie ist das Markenzeichen einiger Sorten und gibt seit mehr als 80 Jahren Rätsel auf. Jetzt wurde erstmals mithilfe der DNA-Analyse festgestellt, welche Raupenart es eigentlich ist, die seit den 1940er-Jahren im 40-prozentigen Agaven-Destillat versenkt wird.
Dazu haben Wissenschaftler der Universität von Florida in Gainesville (USA) die DNA der Raupen aus 21 handelsüblichen Mezcal-Sorten extrahiert. Verschiedene Spezies kamen infrage – und als die Forscher die Ergebnisse erhielten, waren sie überrascht. Tatsächlich gehörte jedes der untersuchten Tiere der gleichen Art an: Sie heißt Comadia redtenbacheri und ist die Larve einer Motte.
Bestand der Mezcal-Raupe ist gefährdet
Das Problem: Der Bestand der Motten ist nach Angaben des Forscherteams gefährdet. Denn Mezcal wird aufgrund seines Kultcharakters in immer größeren Mengen produziert.
"Die Larven von C. redtenbacheri entwickeln sich in Agaven", schreibt das Wissenschaftlerteam in der Fachzeitschrift "Peerj". Dort legen die Motten ihre etwa 120 Eier ab. Larvensammler, sogenannte Gusaneros, identifizierten befallene Agavenpflanzen und ziehen die Larven mit einem Metallhaken heraus. Durch das intensive Sammeln schrumpfe die Zahl natürlich vorkommender Larven drastisch, warnen die Forscher.
Raupe macht Mezcal zum Kultgetränk
Und warum werden die Raupen nun eigentlich in die Flaschen gegeben? Sie sollen dem Getränk angeblich seinen charakteristischen Geschmack und die Farbe verleihen. Fakt ist, dass die Raupe den Schnaps erst so richtig berühmt gemacht hat – ein gelungener PR-Coup also. Seither wird es als Mutprobe angesehen, die Raupe mit hinunterzuspülen. Allerdings nur außerhalb von Mexiko.
Denn für die Mexikaner ist es überhaupt kein Problem, wenn Insekten auf dem Speisezettel stehen. Die Zentralamerikaner, so schätzen Forscher, essen fast 500 verschiedene Insektensorten und sehen zum Beispiel Heuschrecken, Stinkwanzen oder Raupen als hervorragende zusätzliche Eiweißquelle an.
- Sciencealert.com: "The Mysterious 'Worm' Floating Inside Your Mezcal Bottle Has Been Identified" (englisch)
- Zoological Science: "Mezcal worm in a bottle: DNA evidence suggests a single moth species" (englisch)
- Terramatermagazin.com: "Insekten-Diät: Heuschrecken als Hauptgang"
- Conalco.de: "Mezcal - was ist das eigentlich?"
- Hiloved.com: "Essbare Insekten in Mexiko"