Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Extremes Wetterphänomen Diese Folgen hat der Super-El-Niño für Deutschland
In Kombination mit der Klimakrise könnte El Niño ganz neue Wetterextreme nach Deutschland bringen. Eine Expertin schätzt die reale Gefahr für t-online im Video ein.
Das Wetterphänomen El Niño könnte gemeinsam mit der Klimakrise extreme Auswirkungen und ganz neue Wetterdimensionen in Deutschland und der Welt hervorrufen. Experten der NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) vermuten sogar ein Super-El-Niño-Jahr.
Was das ganz konkret bedeutet und wie das Wetterphänomen genau funktioniert, erfahren Sie im Video hier oder oben.
Das ist Koschaks Klima-Kosmos
Venedigs Kanäle trocknen aus, Sandstürme nehmen Menschen die Luft zum Atmen, in Touristengebieten tauchen blutrote Seen auf, die Hitze nimmt zu und beherrscht uns. Ist das noch Wetter oder schon Klima? Welche Phänomene stecken dahinter? Müssen wir uns jedes Mal Sorgen machen – und was kann der Mensch tun? t-online-Kolumnistin Michaela Koschak nimmt aktuelle Nachrichten und Bilder sowie generelle Phänomene zum Anlass, um zu erklären, was hinter ihnen steckt – in "Koschaks Klima-Kosmos".
Videotranskript lesen
Heute geht es in Koschaks Klima-Kosmos um El Niño, ob es ein Super-El Niño-Ereignis geben wird und was das für Deutschland bedeutet. Forscher der NOAA gehen nämlich davon aus, dass 2023/24 es zu diesem Super-El Niño-Ereignis kommen könnte. Und das hätte neue Rekordtemperaturen, ganz anderen Dimensionen von Temperaturen zur Folge.Der Deutsche Wetterdienst ist noch ein bisschen zurückhaltender. Er sieht auch in seinen Modellen, dass El Niño kommen wird. Und auch jetzt sind schon die Temperaturen vor der peruanischen Küste im Rekordbereich, aber im tropischen Pazifik, wo El Niño stattfindet, da sind die Temperaturen derzeit noch normal. Da müsste mehrere Monate hintereinander die Temperatur 0,5 Grad höher sein als das Klimamittel. Dem ist noch nicht so. Aber die WMO, die Welt-Wetter-Organisation geht davon aus, dass das wahrscheinlich von Juli bis August in etwa da schon zu erhöhten Temperaturen kommen würde. Und wissenschaftlich gesehen geht man dann von einem El Niño aus. Was ist El Niño eigentlich? Das ist ein Teil des ENSO Phänomens einer Ozean-Atmosphären-Zirkulation. Und das bedeutet der tropische Pazifik vor der peruanischen Küste hat in El Niño-Zeiten deutlich höhere Temperaturen. Das merken dort die Fischer wirtschaftlich sehr, denn die Fische bleiben aus bei diesen hohen Temperaturen. Und insgesamt kehrt sich dann auf der anderen Seite des Pazifiks die Temperaturen um. Hier ist es extrem kalt und das macht sich auch in der Atmosphäre bemerkbar. Und in ganz anderen Ecken der Erde kommt es zum Teil zu starken Niederschlägen, zu Dürren, aber auch zu ganz anderem Extremwetter. Und auch Deutschland könnte davon betroffen sein. 2016 war ein starkes El Niño-Jahr. Das war eines der wärmsten Jahre bisher. Und wenn jetzt El Niño wieder so stark werden könnte in Kombination mit dem Klimawandel, der ja seit 2016 ordentlich zugelegt hat, könnte das wirklich neue Dimensionen bringen. Die letzten drei Jahre waren La Nina Jahre, das heißt, da war es eher zu kalt in dieser Region und es waren bei uns eher mit die heißesten, die wärmsten Jahre.
Mal schauen, was das bedeutet. Klar ist, es wird wahrscheinlich diesen Sommer noch nicht dazu kommen. El Nino kommt meistens so in der Weihnachtszeit in der Region, in Südamerika. Das heißt wahrscheinlich eher nächstes Jahr müssen wir da mit wirklichen Extremen rechnen. Mal schauen, wie der Sommer wird. Im Moment sind wir erst mal gut gerüstet, denn vor allem hat es in Deutschland mal eine ganze Menge mehr geregnet als in anderen Regionen der Erde.
Michaela Koschak hat an der FU Berlin Meteorologie studiert und ist vielen Menschen aus dem Fernsehen bekannt. Die 45-Jährige hat unter anderem für Sat.1, MDR und NDR das Wetter präsentiert. Außerdem ist sie Buchautorin. Seit 2019 arbeitet Michaela Koschak auch als Kolumnistin für t-online, kommentiert und erklärt bei uns regelmäßig Wetter- und Klimaphänomene.
- Eigene Recherche