Neue Wetterdaten Noch heißer, noch trockener: So könnte der Sommer 2023 werden
Von Jahr zu Jahr wird es wärmer. Das gilt nicht nur für Deutschland, sondern für ganz Europa. Ein Ausblick darauf, was das für den Sommer 2023 heißen könnte.
Für Deutschland steht bereits fest: Das vergangene Jahr war das wärmste der inzwischen 141-jährigen Geschichte der Wetteraufzeichnung. Neue Auswertungen des Klimawandeldienstes Copernicus zeigen nun, dass die Temperaturen in ganz Europa negativrekordverdächtig waren.
Wie extrem war der Sommer 2022 in Europa?
Für den Kontinent war es im Durchschnitt immerhin das zweitwärmste Jahr seit Messbeginn – nach 2020. Der europäische Sommer 2022 war für sich allein genommen jedoch heißer als alles bisher Erlebte: Die Temperaturen lagen laut Copernicus 1,4 Grad über dem langjährigen Durchschnitt und sogar 0,3 bis 0,4 Grad über dem vorigen Rekordsommer 2021.
"Der Bericht zeigt alarmierende Veränderungen unseres Klimas auf, einschließlich des heißesten jemals in Europa verzeichneten Sommers, der durch beispiellose Hitzewellen im Mittelmeerraum und rekordverdächtige Temperaturen in Grönland gekennzeichnet war", sagte Carlo Buontempo, Direktor des Copernicus-Klimawandeldienstes.
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Diese Entwicklung hat ernsthafte Konsequenzen: In großen Teilen Europas kam es 2022 zu intensiven und lang anhaltenden Hitzewellen – allein in Deutschland starben insgesamt rund 4.500 Menschen an den Folgen extremer Hitzeperioden.
Der Grund für den stetigen Temperaturanstieg ist die menschengemachte Erderhitzung. Der Ausstoß von Treibhausgasen wie CO2 und Methan durch den Energiesektor, die Industrie, den Verkehr, die Heizung und Kühlung von Gebäuden sowie die Landwirtschaft sorgt dafür, dass die Erdatmosphäre sich unnatürlich stark erhitzt.
"Die Verringerung der Treibhausgasemissionen ist unerlässlich, um die schlimmsten Auswirkungen des Klimawandels abzumildern", so die Vizedirektorin des Klimadienstes, Samantha Burgess. Bisher nehmen die weltweiten Emissionen der klimaschädlichen Gase jedoch von Jahr zu Jahr weiter zu.
Wo sind die Folgen besonders stark?
Noch größer als in der Bundesrepublik war die Auswirkung der Hitze in Südeuropa, wo die bisher höchste Anzahl von Tagen mit "sehr starker Hitzebelastung" erreicht wurde. In diese Kategorie fallen Tage, an denen die vom Menschen erlebte Außentemperatur zwischen 32 und 38 Grad Celsius liegt.
Gleichzeitig kam es in den europäischen Alpen zu einem Rekordverlust an Gletschereis. Auch Grönland, das zu Dänemark gehört, aber am Polarkreis liegt, verzeichnete eine extreme Eisschmelze. Die norwegische Region Spitzbergen, die in derselben Region liegt und häufig von Kreuzfahrtschiffen angefahren wird, erlebte ihren wärmsten Sommer; teils sogar mit mehr als 2,5 Grad mehr als üblich.
Was steht im Sommer 2023 bevor?
Laut Samantha Burgess müssen sich bestimmte Regionen Europas erneut auf eine schwierige Situation gefasst machen. Dies gelte vor allem für die anhaltende Dürre. Gerade in Südeuropa seien die Böden weiterhin "unglaublich" trocken. Sollte es im Frühjahr nicht sehr ergiebig regnen, drohen laut Burgess deutliche Ernteeinbußen.
Auch die Prognose des Deutschen Wetterdienstes gibt keine Entwarnung. In vielen Regionen Deutschlands werde es noch heißer und trockener werden, sowohl kurz- als auch langfristig. Schon die Sommermonate Juni bis August 2023 sollen im Vergleich zu den Jahren 1991 bis 2020 besonders im Südosten deutlich wärmer werden. In den kommenden vier Jahren erwartet der Deutsche Wetterdienst (DWD), dass sich dieser Trend sehr wahrscheinlich in der gesamten Bundesrepublik fortführt.
Was lässt sich tun?
In Deutschland schreitet die Erderhitzung rasanter voran als im globalen Durchschnitt. Ist die Temperatur seit der vorindustriellen Zeit laut der Weltorganisation für Meteorologie weltweit um 1,15 Grad angestiegen, liegt das Temperaturplus hierzulande bereits bei 1,7 Grad. Dennoch dürfe man angesichts dieser Vorhersage nicht aufgeben, sagt Experte Andreas Becker, Leiter der Klimaüberwachung beim DWD.
"Man kann gar nicht genug betonen, wie wichtig es ist, jedes weitere Zehntelgrad zu verhindern", appelliert Becker. Jeder Euro, der jetzt in Klimaschutz investiert werde, spare ein Vielfaches bei der zukünftigen Schadensbewältigung.
- Studie des Copernicus Klimadienstes: European State of the Climate 2022
- Pressemitteilung des Copernicus Klimadienstes zur obigen Studie
- Pressekonferenz des DWD zur Klimabilanz 2022 am 21.03.2023