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Klimawandel: So reagieren wir auf Trump, Spanien und steigende Temperaturen


Meinung
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Bedrohungen für die Welt
Es wird düster

MeinungEine Kolumne von Sara Schurmann

08.11.2024Lesedauer: 5 Min.
Der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump hatte vollmundige Ankündigungen gemacht.Vergrößern des Bildes
Der wiedergewählte US-Präsident Donald Trump sieht im Klimaschutz keine Priorität. (Quelle: Brian Snyder/Reuters)
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Donald Trumps erneute Präsidentschaft in den USA und die tödlichen Fluten in Spanien erinnern daran: Die nächsten Jahre werden schwer. Um das durchzustehen, braucht es eine besondere Fähigkeit.

Es war keine gute Woche für das Klima: Der EU-Klimawandeldienst Copernicus meldete Donnerstagfrüh, dass 2024 so gut wie sicher das erste Jahr seit Aufzeichnungsbeginn sei, in dem die Erde durchschnittlich 1,5 Grad wärmer war als vor der Industrialisierung. Es ist damit auch das wärmste Jahr seit Beginn der Messungen. In den USA wurde Donald Trump am Tag zuvor als US-Präsident wiedergewählt. In seiner letzten Amtszeit ist er unter anderem aus dem Pariser Klimaschutzabkommen ausgestiegen. Für seine kommende ist kaum Besseres zu erwarten. Und in Spanien wurde in den Tagen zuvor das volle Ausmaß der Flutkatastrophe sichtbar: Mehr als 200 Tote, noch immer viele Vermisste und Schäden in Milliardenhöhe haben bei Überlebenden Wut und Verzweiflung ausgelöst. Das bekam auch das Königspaar am Wochenende beim Besuch der am schlimmsten betroffenen Regionen zu spüren, es wurde beschimpft und mit Schlamm beworfen.

Die Klimakrise ist ein Krisen-Katalysator. Die zunehmenden Extremwetter zerstören nicht nur Infrastruktur und Ernten, sondern auch Leben und Existenzen. Und mit den Temperaturen steigt der Druck in der Gesellschaft. Denn auch die Klimakrise hat weitreichende Folgen für die Psyche. Was lässt sich dagegen tun?

 
 
 
 
 
 
 

Der Bundesverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen fordert in einem Bericht einen nationalen Plan. Dieser müsse aufzeigen, wie die Menschen "angemessen und möglichst produktiv" mit der Stressbelastung durch den Klimawandel umgehen können – und zwar praktisch, aber auch psychologisch.

Diagnose "Klimastress"

Die Diagnose: Wir stehen schon heute unter "Klimastress" und werden es künftig immer stärker tun. Der Begriff soll deutlich machen, dass die "Klimaangst", von der in den vergangenen Jahren viel in den Medien die Rede war, nicht die einzige emotionale Reaktion auf die Klimakrise ist. Wut, Trauer, Verzweiflung, Furcht, Hoffnungslosigkeit, aber genauso Hoffnung, Freude, Dankbarkeit gehören ebenso zum Spektrum der Gefühle im Zusammenhang mit der Klimakrise.

Deren Auswirkungen können auf unterschiedlichen Ebenen belastend sein, etwa für uns persönlich, unsere Gesellschaft und natürlich die Umwelt. Das gilt einerseits für aktuelle Ereignisse, wie Überflutungen, tödliche Hitzewellen oder zerstörerische Stürme, andererseits aber auch für die Furcht vor möglichen Bedrohungen in der Zukunft. Diese betrifft auch klimaschädliches Handeln, wie es nun von Trump zu erwarten ist.

Der Bundesverband sucht dabei auch Antworten auf die Frage, wie Menschen, Institutionen und ganze Gesellschaften unterstützt werden können, um angesichts existenzieller Herausforderungen nicht auf schädliche Strategien auszuweichen. Verdrängung, Verleugnung, Wirksamkeitssimulationen, Bagatellisierung seien einige davon. Und wir sehen sie nicht nur im Wahlergebnis der USA, sondern auch in der Wirtschaftsstrategie des mittlerweile entlassenen Finanzministers Christian Lindner (FDP). Die unzureichende Klimapolitik der Bundesregierung wollte er an mehreren Stellen massiv zurückdrehen und verlangsamen.

Verdrängen, Verleugnen und Bagatellisieren

Was Verdrängen, Verleugnen und Bagatellisieren gemeinsam haben: Sie führen in die Untätigkeit. Um dies oder gar eine Handlungsunfähigkeit zu vermeiden, stellt sich die Frage, wie wir auf der individuellen und kollektiven Ebene handlungsfähig bleiben oder werden können, um die Krise mit einzudämmen und zur Lösung beizutragen.

Die Antwort darauf lautet immer häufiger Resilienz. Aber was bedeutet das überhaupt?

Es ist die Fähigkeit, sich anzupassen und sich von Tragödien, Traumata, Bedrohungen und jeder anderen bedeutenden Stressquelle zu erholen. Das hängt nicht nur von Einzelnen ab, sondern auch von ihrer Umgebung und den Bedingungen. Und auch hier gibt es unterschiedliche Ebenen. Während bei der individuellen Resilienz vor allem die Gesundheit und das Überleben einzelner Menschen im Fokus stehen, wirkt die kollektive Resilienz auf Gruppen, Organisationen sowie ganze Regionen oder Gesellschaften.

Anpassungen im Arbeitsleben

Der Bundesverband der Psychologinnen und Psychologen veranschaulicht das in seinem Bericht am Beispiel von Angestellten und wie sie mit Hitzeperioden in der Arbeitswelt umgehen können. Einerseits handelt es sich um eine konkrete Gesundheitsgefahr für den eigenen Körper. Mit Blick darauf, wie sich Individuen anpassen können, braucht es also zunächst einmal Wissen über Gesundheitsrisiken und Möglichkeiten, ihnen zu begegnen. Hilfreiche Informationen müssten Beschäftigten zugänglich gemacht werden, etwa dass sie bei einer Hitzewelle am besten morgens stoßlüften und mehr trinken und Leichtes essen sollten.

Auf der Ebene einer Firma oder einer Branche bedeute es, dass in die Arbeits- und Infrastruktur investiert werden müsse, um die Gefahrenabwehr für die gesamte Belegschaft zu standardisieren. Etwa indem Mitarbeitende vor einer Hitzewelle gezielt informiert werden, Arbeiten außerhalb der üblichen Kernzeiten ermöglicht und Ventilatoren oder Klimaanlagen und Getränke bereitgestellt werden.

Sich anzupassen reicht langfristig aber nicht aus, daher müssten andererseits auch nachhaltige Veränderungen ermöglicht werden. Individuell bedeutet das, Beschäftigte an den Veränderungen, die in Bezug auf die Klimakrise in der Arbeitswelt notwendig sind, zu beteiligen. An klima- und damit auch gesellschaftlich relevanten Herausforderungen mitzuwirken, müsste auch kollektiv zu einer selbstverständlichen Aufgabe jedes Betriebes und aller Mitarbeitenden werden, so der Bundesverband. Dafür sollte ein Teil der Arbeitszeit verwendet werden.

Drei Punkte, um die eigene Widerstandskraft zu fördern

Und wie kann jede und jeder Einzelne die eigene Widerstandskraft fördern? Die neuseeländische Resilienz-Expertin Lucy Hone nennt dafür drei wesentliche Punkte: Zunächst einmal müsse man anerkennen, dass schreckliche Dinge passieren und Leiden ein Teil des Lebens sei. Das sei in unserer Gesellschaft in Vergessenheit geraten, resiliente Menschen jedoch würden diese Wahrheit verstehen. Das heißt nicht, dass sie hoffnungslos sind, im Gegenteil. Dies anzuerkennen verhindert, dass Menschen sich diskriminiert fühlen, wenn sie eine Krise tatsächlich selbst trifft. Sei es eine schwere Krankheit, der plötzliche Verlust von Angehörigen oder eine Klimakatastrophe.

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Zweitens müssten Menschen, die Krisen durchleben, etwas finden, wofür sie dankbar sein und auf das sie immer wieder aktiv ihre Aufmerksamkeit lenken können. Was klingt wie ein Tipp aus einer Frauenzeitschrift, ist aber wissenschaftlich nachgewiesen. Hone hat selbst erlebt, dass es funktioniert. Vor Jahren starb ihre 12 Jahre alte Tochter bei einem Autounfall. Damals wurde Hone von der Resilienz-Expertin zur Betroffenen. Aus eigener Erfahrung weiß sie: In schweren Lebenslagen ist es oft nicht leicht, Dankbarkeit zu empfinden. Oft braucht es eine Erinnerung daran, oder sogar eine (innere) Erlaubnis dafür. Und es könne auch bedeuten, einfach dafür dankbar zu sein, dass es nicht noch schlimmer gekommen ist. Hone selbst war dankbar dafür, zwei zauberhafte Söhne zu haben und viel Unterstützung zu erfahren; aber auch dafür, dass ihre Tochter zumindest schnell starb und nicht lang und qualvoll.

Hones dritter Rat lautet, sich zu fragen, ob das, was man tut, einem hilft oder schadet. Das kann alles Mögliche sein: ständiges Gedankenkreisen, stundenlang Fotos von Verstorbenen anschauen, noch ein Glas Wein trinken. Und Schädliches dann zu lassen.

Resilienz ist also erlernbar, doch schon der erste Schritt ist nicht leicht. Das gilt auch für die Klimakrise. Dem Bundesverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen zufolge ist Bewusstsein alles entscheidend. Nur wer sich bewusst macht, welche Gefahren das eigene Leben und Zuhause mittlerweile bedrohen, kann anfangen, sich praktisch und emotional darauf vorzubereiten. Am besten fängt jeder so schnell wie möglich damit an. Das gilt für Einzelpersonen, aber auch für Unternehmen, Organisationen und Staaten.

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