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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Laut Studie Öffentliche Toilette: Diese Kabine wird am häufigsten genutzt
Studien offenbaren, dass Kabinen in öffentlichen Toiletten nicht in gleichem Maße genutzt werden. Eine Kabine wird deutlich häufiger aufgesucht als andere.
Ob an der Raststätte, im Einkaufszentrum oder beim Städtetrip – manchmal muss man einfach eine öffentliche Toilette aufsuchen. Dort kann die Wahl der richtigen Toilettenkabine zu einer kleinen Herausforderung werden. Denn nicht immer helfen ein inspizierender Blick und eine feine Nase, sich richtig zu entscheiden und die Kabine zu erwischen, die am seltensten genutzt wird – und dementsprechend mutmaßlich am saubersten ist.
Künftig könnte Ihnen bei Ihrer Entscheidung das Ergebnis einer Untersuchung helfen. Sie hat aufgedeckt, dass bestimmte Kabinen stärker frequentiert werden als andere.
Alltagsphänomen erklärt die Wahl
Die Wahl der Toilettenkabine in öffentlichen Sanitäranlagen ist nicht nur Zufall. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass die meisten dazu tendieren, die mittlere Kabine aufzusuchen.
Die Wissenschaftler erklären das Verhalten unter anderem mit der sogenannten "Zentralitätstendenz". Sie besagt, dass sich Menschen meist für die mittlere Option entscheiden, wenn ihnen mehrere gleichwertige Alternativen zur Verfügung stehen. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um einen Kartenstapel, eine Apfelbox im Supermarkt oder ein Kästchen auf einem Fragebogen handelt: Die Mitte ist die häufigste Wahl.
Diese Theorie hat unter anderem der Psychologe Nicholas Christenfeld bestätigt. Er untersuchte, wie sich Badegäste auf dem öffentlichen WC am Strand verhalten und welche Kabine sie bevorzugten. Doch statt den ganzen Tag vor den Toiletten zu lauern, analysierte er den Toilettenpapierverbrauch. Dafür sollte das Reinigungspersonal zehn Wochen lang festhalten, wie oft sie das Papier in den einzelnen Kabinen wechseln mussten.
Das Ergebnis: In der mittleren Kabine wurden rund 60 Prozent verbraucht. In den beiden äußeren Kabinen waren es insgesamt nur 40 Prozent. Damit bestätigte er die Theorie seiner Kollegen über die Zentralitätstendenz bei öffentlichen Toiletten.
Sind die äußeren Kabinen wirklich sauberer?
Nein. Nur weil die äußeren Kabinen seltener genutzt werden, heißt das nicht, dass sie auch sauberer sind. Zwar werden alle Kabinen gleichermaßen intensiv vom Reinigungspersonal gesäubert – meist sogar direkt, nachdem Gäste sie benutzt haben. Bekommen die Fachkräfte jedoch nicht mit, dass eine Toilette genutzt wurde und ist diese augenscheinlich sauber, wird sie vermutlich auch nicht gereinigt. Das kann den Eindruck des sauberen Klos verfälschen.
Forscher relativieren Ergebnis
Die Forscher haben jedoch selbst leichte Vorbehalte. Es kann sein, dass auch das Design und die Ausstattung der Toiletten die Wahl beeinflussen, erklären sie. Zudem gibt es auch Gäste, die sich unwohl fühlen, die mittlere Kabine zu nehmen – beispielsweise, weil bei ihrem Stuhlgang unangenehme Gerüche und Geräusche entstehen. Sie fühlen sich dann wohler in der Kabine, die nicht mittig oder in der Nähe der Eingangstür liegt.
- journals.sagepub.com "Choices from Identical Options"
- The Journal of General Psychology "Centrality Preferences in Choices Among Similar Options"
- Langer E.J., Blank A., Chanowitz B. (1978) "Die Gedankenlosigkeit der angeblich nachdenklichen Aktion" in Zeitschrift für Persönlichkeit und Sozialpsychologie, 36, 635–641.
- Kahneman D., Slovic P., Tversky A. (1982) "Urteil unter Unsicherheit Heunstics"
- Nisbett R.E., Wilson T.D. (1977) "Mehr erzählen, als wir wissen können" in Psychologischer Bericht, 84, 231–259.
- Bentham J. (1825) "Die Begründung der Belohnung".
- benthamopenarchives.com "Choices from Identical Options in a Virtual Shopping Aisle"