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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Tipp für den Winter Warum Sie Chilisauce über das Vogelfutter gießen sollten
Chilisauce im Vogelfutter? Das klingt kurios. Doch es kann helfen, Diebe fernzuhalten.
Wenn es im Winter knackig kalt wird, haben es viele Vogelarten in Deutschland schwer, Nahrung zu finden. Futter für Vögel auszulegen, ist eine gute Methode, ihnen über diese magere Zeit zu helfen. Aber was, wenn sich andere Tiere am Inhalt von Vogelhäusern, Futterstellen und Näpfen bedienen?
Tatsächlich ist es vielerorts ein Problem, dass sich zum Beispiel streunende Katzen, Waschbären oder Nager wie Eichhörnchen, Ratten und Mäuse am Vogelfutter gütlich tun. Vermieden werden kann das durch den Zusatz von scharfer Chilisauce, wie zum Beispiel Tabasco. Es mag skurril klingen, aber tatsächlich schützt das in der Sauce enthaltene Capsaicin vor diebischen Säugetieren, wie der Naturschutzbund Nabu t-online bestätigt.
Vögel schmecken die Schärfe nicht
"Tatsächlich gibt es zwischen Säugetieren und Vögeln Unterschiede darin, wie Capsaicin empfunden wird", sagt Nabu-Vogelschutzexperte Martin Rümmler. Beide haben den gleichen Rezeptor, aber bei Vögeln bindet er die Schärfe nicht. Das heißt: Während Säugetiere direkt ein intensives Geschmackserlebnis haben und zurückweichen, schmecken Vögel so gut wie nichts. Rümmler: "Wer Nagetiere oder andere Säugetiere damit abwehren will, kann davon ausgehen, dass es wirksam ist."
Während Säugetiere nach dem schnellen Schock der Schärfe direkt mit dem Fressen aufhören, setzen Vögel ihre Mahlzeit fort. Ob sich das Capsaicin auf ihre Verdauung auswirkt, kann der Nabu-Experte nicht einschätzen.
Was ist Capsaicin?
Capsaicin gehört zur chemischen Gruppe der Alkaloide und wird aus dem Nachtschattengewächs Capsicum (Paprikasorte) gewonnen. Es zählt zu den schärfsten Substanzen auf der Erde und wird bei der Zubereitung von Lebensmitteln, aber auch medizinisch als Pflaster und Salbe gegen Nervenschmerzen, Muskelprobleme und Durchblutungsstörungen eingesetzt.
Capsaicin aktiviert einen sogenannten Ionenkanal bei Menschen und anderen Säugetieren, der uns die Schärfe wie in der Art einer Überhitzung spüren lässt. Bei Fröschen und Vögeln ist diese Sensibilität nur ganz gering ausgeprägt, beschreiben japanische Forscher in einer wissenschaftlichen Studie das Phänomen.
Was im Winter beim Füttern der Vögel aber wirklich sinnvoll ist, ist die Zugabe von Fett – vor allem am Ende des Winters, wenn die Reserven der Tiere aufgebraucht sind, so der Experte. Eine einfache Möglichkeit sei es, die ausgelegten Samen mit warmem Öl zu tränken. Das gebe den Vögeln eine gute Portion wichtigen Fettes. Und auch Meisenknödel, in denen Körner mit Fett gebunden sind, hält der Nabu für ideal.
Und noch ein Tipp: "Achten Sie auf Futtermischungen, die ein breites Spektrum an Vogelarten ansprechen", so Rümmler. So benötigen zum Beispiel Rotkehlchen, Heckenbraunelle, Zaunkönig, Amsel und Star weiches Futter wie (in Öl getränkte) Haferflocken, Mohn, Kleie, Rosinen und Obst. Sie fressen in Bodennähe. "Allesfresser" wie Meisen, Spechte oder Kleiber können im Winter auf Körnerfutter umstellen und nehmen auch Sonnenblumenkerne, Hanf und Mohn.
Sollte man auch Eichhörnchen im Winter füttern?
Hier soll nicht der Eindruck entstehen, dass Eichhörnchen im Winter darben sollen. Eichhörnchen halten keinen Winterschlaf. Sie fahren lediglich ihre körperliche Aktivität herunter, was bedeutet, dass sie für den Winter ein Depot an Nüssen anlegen und verstecken müssen.
Menschen können laut Nabu beispielsweise durch das Aufhängen und Befüllen eines Futterautomaten oder einer Futterstelle helfen. Was kommt hinein? Eichhörnchen mögen Haselnüsse, Walnüsse oder Buchecker. Sie fressen aber auch Haferflocken und Sonnenblumenkerne.
- Telefoninterview mit dem Nabu-Ornithologen und Vogelexperten Martin Rümmler
- academic.oup.com: "Signatures of environmental genetic adaptation pinpoint pathogens as the main selective pressure through human evolution" (Englisch)